Geldgeber ohne Macht
Das Urteil der Börse fällt deutlich aus: Hier eine ehrwürdige Universalbank, 48 891 Mitarbeiter, Präsenz in annähernd 50 Ländern, eine anderthalb Jahrhunderte alte Geschichte. Marktkapitalisierung: 5,4 Mrd. Euro. Dort eine Vermittlungsplattform für Kredite und andere Finanzprodukte, rund 2 000 Mitarbeiter, mit Wurzeln im Jahr 1954, als Internetplattform aber mit jungem Geschäftsmodell. Marktkapitalisierung: 2,7 Mrd. Euro, also bereits rund die Hälfte. Die Rede ist von der Commerzbank, an der Börse gescholten, und von Hypoport, von den Aktionären gefeiert. Anschaulicher lässt sich der Markt für Kredite kaum beschreiben: Die Geldgeber, also die Banken, spüren den Preisdruck und sparen den sinkenden Erträgen hinterher. Die Vermittler, also auch Hypoport, steuern über Kreditplattformen, wer das Geld zuteilen darf – und beherrschen aus Sicht der Anleger zunehmend den Markt. Die Investoren an den Börsen liegen zwar zuweilen daneben, ihr Verdikt, das im Kursverlauf zum Ausdruck kommt, ist aber verbreitet: Die Macht im Kreditmarkt verschiebt sich – zulasten der Geldgeber.jsc