Im Gespräch: Carlo Trabattoni

Generali baut Assetmanagement aus

Der italienische Versicherer Generali baut durch die Übernahme des US-Vermögensverwalters Conning sein Assetmanagement-Geschäft deutlich aus und sieht in diesem Segment große Wachstumschancen.

Generali baut Assetmanagement aus

Im Gespräch: Carlo Trabattoni

„Wir werden ein relevanter Akteur“

Generali rückt durch Übernahme des US-Vermögensverwalters Conning zu den Top Ten in Europa auf

Generali baut das Assetmanagement aus. Drei Wochen nach dem Kauf des Sachversicherungsgeschäfts von Liberty Seguros erwirbt der Versicherer einen US-Vermögensverwalter. Damit werde die Transformation „bedeutend beschleunigt“, sagt Carlo Trabattoni, CEO der Sparte Asset & Wealth Management, der Börsen-Zeitung.

Mit der Übernahme des zur taiwanesischen Investmentgruppe Cathay Financial Group gehörenden US-Vermögensverwalters Conning hat der italienische Versicherer Generali einen zweiten Coup innerhalb kurzer Zeit gelandet. Erst vor drei Wochen hatte Generali den Kauf des Sachversicherungsgeschäfts der Liberty Seguros von Liberty Mutual für 2,3 Mrd. Euro angekündigt und die Position vor allem in Spanien und Portugal ausgebaut.

CEO Philippe Donnet bezeichnet den Erwerb als „historisch“. Es sei eine „perfekte Lösung“. Die Übernahme erfolge im Einklang mit dem 2022 vorgestellten Strategieplan. Der Ausbau des Assetmanagements, der auch erfolgt, um Schwankungen im Versicherungsgeschäft ausgleichen zu können, sei „ein weiterer Schritt in unserer Strategie, die wir 2017 angekündigt und 2022 bekräftigt haben und die darin besteht, das Versicherungsgeschäft mit der Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden zu ergänzen“, sagte Carlo Trabattoni, CEO der Sparte Asset & Wealth Management, der Börsen-Zeitung. Es handle sich um eine „bedeutende Beschleunigung dieser Transformation“.

Es fließt kein Bargeld. Cathay erhält einen Anteil von 16,75% an der Generali Investment Holding, der Vermögensverwaltungssparte des Versicherers. Bestandteil der Vereinbarung ist eine vorerst auf zehn Jahre angelegte Partnerschaft.

Mit den 144 Mrd. Euro Assets under Management (AuM), die Conning einbringt, kommt Generali künftig auf AuM von 775 Mrd. Euro. „Wir werden damit ein relevanter Akteur in Europa sein, einer der Top-Ten-Akteure“, so Trabattoni. „Wir verstärken uns in den USA und im Bereich der alternativen Kredite. Und wir werden ein asiatisches Portfolio sowie eine strategische Partnerschaft in Asien haben“, fügt er hinzu. Beide Unternehmen passten gut zueinander. „Conning arbeitet nur mit Drittkunden zusammen, und das ist auch sehr wichtig für uns, denn wir wollen in diese Richtung wachsen. Das ist Teil unseres strategischen Plans. Wir haben komplementäre Fähigkeiten und können die Dynamik der US-Kultur in die Vermögensverwaltung von Versicherungen einbringen“, so der Chef der Assetmanagement-Sparte. Auch Generali arbeitet nicht direkt mit Privatkunden zusammen und setzt beim Vertrieb von Produkten auf die stark auf Vermögensverwaltung ausgerichtete Banca Generali sowie ein Netz von Versicherungsagenten und Beziehungen zu spezialisierten Unternehmen.

Donnet, der 2022 von einigen Aktionären wegen seiner angeblich zu vorsichtigen Akquisitionspolitik kritisiert worden war, setzt mit der jüngsten Übernahme Zeichen. Auch ökonomisch ist Generali gut unterwegs: Im ersten Quartal stieg der operative Gewinn um 22% auf 1,8 Mrd. Euro. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 1,2 (i.V. 482 Mill.) Mrd. Euro, der aber auch auf Sondereffekte zurückzuführen war.

Zwischen 2021 und 2024 sieht der Strategieplan einen Anstieg des Gewinns je Aktie von jährlich 6 bis 8% und Dividendenzahlungen von insgesamt 5,2 bis 5,6 Mrd. Euro vor. Pläne für weitere Akquisitionen gibt es laut Trabattoni „im Moment nicht. Wir beobachten den Markt, ohne dass wir Eile haben. Perspektivisch wird das Sparvermögen weltweit weiter sehr stark wachsen. Wir wollen uns künftig vor allem in Europa verstärken, aber es gibt auch sehr interessante Möglichkeiten in Asien, etwa in China oder Indonesien, wo wir über diverse Joint Ventures präsent sind, in Singapur, Hongkong und in Taiwan. Auch Japan ist sehr interessant.“ Das Volumen der Assets under Management sei nur ein Aspekt. „Für uns zählen auch Qualität und Kompetenzen.“

Von Gerhard Bläske, Mailand
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