Gerangel um die Genueser Krisenbank Carige

Spekulationen über Einstieg von Unicredit

Gerangel um die Genueser Krisenbank Carige

bl Mailand – Für die Genueser Krisenbank Carige interessiert sich neben dem italienischen Institut Bper Gerüchten zufolge auch die Großbank Unicredit. Deren CEO Jean Pierre Mustier hatte sich jedoch im März lediglich dafür offen gezeigt, dass sich Unicredit an einer Systemlösung für den gesamten Bankensektor beteiligt.Eine rasche Lösung der verfahrenen Situation ist nach Ansicht von Beobachtern derzeit aber nicht zu erwarten. Denn Bedingungen wie bei der Übernahme zweier Volksbanken aus dem Veneto, die 2017 gegen eine staatliche Unterstützung von 4,6 Mrd. Euro von der Bank Intesa Sanpaolo übernommen worden sind, kann und will sich die populistische Regierung in Rom wohl nicht leisten.Potenzielle Interessenten warten darum derzeit ab, bis die schwer angeschlagene Carige abgewickelt wird. Den Kapitalbedarf der Krisenbank schätzen Experten auf mehr als 1 Mrd. Euro. Erst dann könnten Mitbewerber unter bestimmten Bedingungen zu einem Einstieg bereit sein. Dass der private Einlagensicherungsfonds der Banken seinen im Dezember gewährten Bond über 312 Mill. Euro in eine Beteiligung umwandelt, halten viele Beobachter für eine schlechte Lösung. Denn angesichts des hohen Kapitalbedarfs von Carige könnte das Geld bald weg sein, so dass der Einlagensicherungsfonds im Falle einer neuen Krise handlungsunfähig wäre. Das würde Kritikern eines europäischen Einlagensicherungsfonds Aufwind geben.Die Regierung tut sich auch deshalb schwer mit einer Abwicklung, weil sie dann die vielen Bondholder und Aktionäre, die ihr Vermögen verlören, gegen sich aufbringen würde. Die italienischen Steuerzahler haben für Banken schon erhebliche Mittel aufgewendet. Für die Rettung der Monte dei Paschi di Siena (MPS) etwa hatte Rom 2017 dem Institut eine Kapitalspritze von etwa 5,4 Mrd. Euro gewährt und dafür einen Mehrheitsanteil von 68 % erworben, der aber mittlerweile nur noch 1,6 Mrd. Euro wert ist.Die Suche der von der EZB eingesetzten Zwangsverwalter nach privaten Investoren geht also weiter. Zuletzt waren Übernahmen durch die US-Fonds BlackRock und Apollo aus diversen Gründen gescheitert.