Serie Förderbanken (4)Social Bonds

Geteilte Meinungen zu Social Bonds

Die deutschen Förderbanken haben zum Thema Social Bonds geteilte Meinungen. Sechs Institute haben bereits entsprechende Anleihen emittiert, doch etliche weitere Häuser halten sich zurück, zeigt eine Umfrage der Börsen-Zeitung.

Geteilte Meinungen zu Social Bonds

Serie Förderbanken (4): Anleiheemissionen

Geteilte Meinung zu Social Bonds

Sechs Förderbanken haben soziale Anleihen emittiert – Auch gemeinsame Projekte im Blick – Doch KfW, L-Bank und einige weitere Häuser halten sich zurück

Von Thomas List, Frankfurt

Bereits seit einigen Jahren emittieren Deutschlands Förderbanken soziale Anleihen, um auf diese Weise ihre Förderkredite in den verschiedenen Bundesländern zu refinanzieren. Vor allem die Sozial- und Wohnungspolitik schafft in der Refinanzierung Spielraum für Social Bonds. Doch nur ein Teil der 19 Institute in Deutschland zieht mit.

Nach Umfrage der Börsen-Zeitung auf Basis von Antworten aus 14 Häusern hat die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) als erste Förderbank 2016 eine solche Anleihe begeben. 2017 folgte die Bayerische Landesbodenkreditanstalt (BayernLabo) als nach eigenen Angaben erste deutsche Bank mit einem Social Bond im Benchmark-Format, also einem Volumen von mindestens 500 Mill. Euro.

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Daneben haben bisher vier weitere Förderinstitute soziale Anleihen begeben: Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und NRW.Bank (beide erstmals 2020) sowie Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) im Jahr 2021 und Investitionsbank Berlin (IBB) im Jahr 2022. Von den übrigen hier erfassten neun Förderbanken prüfen die Sächsische Aufbaubank, LfA Förderbank Bayern und die Thüringer Aufbaubank den Einstieg.

Drei Banken, ein Bond

Die IFB Hamburg konzentriert sich auf den sozialen Wohnungsbau. Entsprechend ihres zur Verfügung stehenden Neugeschäfts auf der Aktivseite – der Finanzierung von Sozialbauwohnungen – emittiere sie Social Bonds. Dazu dienten sowohl die Pionieranleihe im Jahr 2016 als auch die Folgeanleihe 2019. Ein besonderes Projekt war dabei die Gemeinschaftsanleihe im September 2022. Mit den Partnern ILB und ISB spreche die Hamburger Bank über eine weitere gemeinsame Anleihen. Diese sei aber frühestens für 2024 vorgesehen. Man sei aber auch offen für weitere Partner und auch Förderthemen wie Green Bonds.

Einen breiteren Ansatz verfolgt die IBB in Berlin. Mit den Emissionserlösen ihres ersten Social Bonds im September 2022 über 500 Mill. Euro haben die Berliner Darlehen in folgenden Bereichen refinanziert: bezahlbarer Wohnraum, bezahlbare Basisinfrastruktur, Zugang zu wesentlichen Dienstleistungen, Finanzierung kleinerer und mittlerer Unternehmen, Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen in Form der Unterstützung wirtschaftlich benachteiligter Kommunen. Dies entspricht den „Social Bond Principles“ der International Capital Markets Association (ICMA), an denen sich die IBB orientiert.

Andere meiden Partnerschaft

Die Berliner IBB plant regelmäßige Social-Bond-Emissionen. Die nächste ist mit einem wahrscheinlichen Zielvolumen von 500 Mill. Euro für das zweite Halbjahr 2023 avisiert. Das Institut will eigenständiger Emittent bleiben. Das Kredit- und Refinanzierungsvolumen erlaube einen eigenständigen Marktauftritt, "der auch auf die Refinanzierungsstrategie und die Marke IBB im Kapitalmarkt stärker einzahlt als eine Gemeinschaftsanleihe", heißt es bei der IBB.

Auch die Bayerische Landesbodenkreditanstalt (BayernLabo) sieht sich nur als eigenständiger und auch als regelmäßiger Emittent, hier mit jeweils 500 Mill. Euro. "Kooperationen sind aktuell nicht geplant." Aktuell beträgt das Social-Bond-Portfolio 1,5 Mrd. Euro. Es dient der Refinanzierung von Förderprogrammen auf den Gebieten Eigentums- und Mietwohnungen sowie Wohnraummodernisierung.

Die NRW.Bank als größte Förderbank eines Bundeslandes hat 2023 ihren siebten Social Bond ausgegeben. Das ausstehende Volumen betrage rund 5,1 Mrd. Euro, teilte die Bank mit. Auch sie folgt den "Social Bond Principles" der ICMA und finanziert mit den Emissionserlösen Projekte zur Förderung von bezahlbarem Wohneigentum, zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur Unterstützung von Kommunen, etwa beim Thema schulische Bildung, von Maßnahmen im Gesundheitswesen und in der Pflege sowie Investitionen in den Katastrophenschutz. Mit Blick auf den Asset-Pool von 6,7 Mrd. Euro entfällt mehr als die Hälfte des Volumens auf die Finanzierung von Familienunternehmen bis 250 Beschäftigte zum Abbau von Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit, wie es im Nachhaltigkeitsbericht 2022 der NRW.Bank heißt.

Die deutlich kleinere Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) ist bisher als Einzelemittentin (seit 2021 mit maximal 250 Mill. Euro) als auch über eine Gemeinschaftsanleihe (erstmals 2022 gemeinsam mit IFB Hamburg und ILB) mit sozialen Anleihen am Markt aktiv. Zukünftig sei für die Bank "sowohl eine Gemeinschaftsanleihe als auch ein Einzelemittent vorstellbar". Die nächste Emission ist für die ISB "derzeit frühestens 2024" möglich. Mit Hinweis auf die erhöhte Aufmerksamkeit, die die Gemeinschaftsanleihe am Markt erhalten habe, kann sich die Bank in Mainz gut eine weitere gemeinsame Förderbankenanleihe vorstellen, "möglicherweise auch in anderer Zusammensetzung bei den emittierenden Instituten".

Viele Gründe für Zurückhaltung

Die Gründe, warum insgesamt sechs Förderbanken keine Social Bonds ausgeben wollen, sind vielfältig. Da wird auf die ausschließliche Umsetzung der Förderprogramme des Landes verwiesen (Landesförderinstitut Mecklenburg-Vorpommern), auf die kritische Masse, die man aufgrund des stark differenzierten Fördergeschäfts nicht erreiche (Investitionsbank Schleswig-Holstein) oder auf andere Refinanzierungsquellen zur Finanzierung sozialer Vorhaben (Bremer Aufbau-Bank).

Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt strebt zwar die Ausgabe von Inhaberschuldverschreibungen an. Dies bedürfe aber umfangreicher aufsichtsrechtlicher und prozessualer Vorarbeiten. Die Thüringer Aufbaubank führt Gespräche zur Teilnahme an einer Gemeinschaftsanleihe, "um die Kosten vertretbar zu halten und eine eher aufwendige IFRS-Bilanzierung außen vor zu lassen". Für einen eigenen Bond sei die Bank zu klein.

Die Baden-Württembergische L-Bank will ihr Profil ohne Social Bonds schärfen. Soziale Anleihen und andere "Labeled Bonds" erfüllten nicht den Wunsch der externen Stakeholder nach umfassender Transparenz, bei der die gesamte Geschäftstätigkeit betrachtet werde. Dieser Forderung wolle man mit den in Arbeit befindlichen "L-ESG Frameworks" nachkommen. "Eine segmentierte Berichterstattung mittels Labeled Bonds ist somit obsolet." Die KfW verweist auf ihr starkes Engagement am Green-Bond-Markt. Eine weitere "Fragmentierung" des Kapitalmarktauftritts sei "nicht zielführend", erklärt Sven Wabbels, Leiter Neuemissionen.

Bei den deutschen Förderbanken sind die Meinungen zu Social Bonds geteilt. Während sechs bereits entsprechende Anleihen emittiert haben, wollen ebenfalls sechs dieses Refinanzierungsvehikel nicht nutzen, ergab eine Umfrage dieser Zeitung. Drei weitere Institute prüfen entsprechende Aktivitäten.

Von Thomas List, Frankfurt

Zuletzt erschienen „Kaum Förderbankwächter mit Bankfunktion“ (1. August) NRW.Bank: „Bauträger wechseln in geförderten Wohnungsbau“ (26. Juli)

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