Dienstleister für die Finanzbranche

Giesecke + Devrient übernimmt Bezahldienste des Bank-Verlags

Giesecke + Devrient baut das Geschäftssegment Finanzplattformen aus. Das Unternehmen übernimmt vom Bank-Verlag des Bundesverbands deutscher Banken dessen IT-Sparte mit Bezahl- und Bankdienstleistungen.

Giesecke + Devrient übernimmt Bezahldienste des Bank-Verlags

Bank-Verlag gibt Bezahldienste ab

Giesecke + Devrient übernimmt IT-Sparte vom Bundesverband deutscher Banken

jh München

Das Münchner Familienunternehmen Giesecke + Devrient (G+D), das Sicherheitstechnologie anbietet, erweitert sein Portfolio um Bezahl- und Bank-Dienstleistungen für die deutsche Finanzwirtschaft. Dazu erwirbt es die IT-Sparte des Bank-Verlags in Köln, der dem Bundesverband deutscher Banken gehört. Es handelt sich um das sogenannte Payments & Banking Services Business. Nach Angaben des Unternehmens und des Verbands wird in Deutschland jede vierte Bezahltransaktion, die auf Karten oder dem Internet basiert, mit dieser Infrastruktur abgewickelt.

Den Kaufpreis für die Übernahme nennen beide Beteiligten auch auf Nachfrage nicht. Der Bank-Verlag erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 60 Mill. Euro. G+D übernimmt den größten Teil davon mit 280 Beschäftigten.

Ein Betrugsfall traf die Commerzbank

Heiner Herkenhoff, der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands bezeichnet die Transaktion als „erfolgreichen Abschluss des Strategie- und Transformationsprozesses für den Bank-Verlag“. 1961 wurde der Dienstleister für die deutsche Finanzbranche gegründet. Vor zwei Jahren war er in einen Betrugsfall verwickelt, bei dem Kriminelle nach Medienberichten insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag von mehr als 100 Kunden der Commerzbank raubten. Die dafür benutzen Girokarten betreute der Bank-Verlag. Herkenhoff berichtete jetzt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung von einigen Fehlern damals. Seitdem seien die IT-Standards verbessert worden, was auch die Finanzaufsicht BaFin zur Auflage gemacht hatte.

Für den Bank-Verlag seien mit Interessenten eine Reihe von Gesprächen geführt worden, sagte Herkenhoff. G+D sei der „verlässliche, stabile und finanzstarke Partner“, den die Mitgliederbanken des Verbands bräuchten. Ralf Wintergerst der Vorsitzende der Geschäftsführung von G+D kündigte an, das Unternehmen werde „mehr als 20 Mill. Euro, eher 30 Mill. Euro“ in das übernommene Geschäft investieren. Ein Aspekt, den G+D nennt, ist die Betrugsprävention. Auf die Frage, ob ein Nachholbedarf bestehe, antwortete Wintergerst, IT müsse ständig erneuert werden. „Die Plattform muss in die nächste Generation gehen.“

Der nächste Schritt für G+D

Der Verband hätte nicht die Mittel für Investitionen in diesem Umfang, betonte Herkenhoff. Deshalb sei seit einiger Zeit ein neuer Eigentümer gesucht worden. „G+D steht für Wachstum und Innovation“, fügte er hinzu. Der Verband habe mit dem Unternehmen eine enge Zusammenarbeit vereinbart.

Wintergerst, wies darauf hin, dass sich G+D mit dem Ausbau der Geschäftsfelder Digitale Sicherheit und Finanzplattformen für sicheres elektronisches und digitales Bezahlen in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat. Seit der Übernahme des Schweizer Unternehmens Netcetera habe G+D auch Produkte für digitales Banking im Angebot, sagte er. Die Übernahm der IT-Sparte des Bank-Verlags sei der nächste logische Schritt. Sicherheitstechnologie und Bezahlinfrastruktur würden nun miteinander verknüpft.

Der Bank-Verlag behält sein Kerngeschäft

Der Bank-Verlag behält sein Segment „Business Support“ mit rund 20 Mitarbeitern. Dessen Kerngeschäft ist das Erstellen von Formularen und Publikationen sowie Weiterbildungsangebote.

Das 1852 gegründete Unternehmen Giesecke + Devrient begann mit dem Druck von Banknoten. Heute macht dieser Teil noch ein Zehntel des Umsatzes aus. Im vergangenen Jahr übertraf der Konzernumsatz von G+D mit 3,13 Mrd. Euro erstmals die Schwelle von 3 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verringerte sich wegen eines Restrukturierungsaufwands um 6 Mill. auf 170 Mill. Euro, der Jahresüberschuss um knapp 4 Mill. auf 88 Mill. Euro.