Goldman Sachs hat die Fed im Haus

US-Notenbank untersucht Compliance im Zusammenhang mit 1MDB-Affäre

Goldman Sachs hat die Fed im Haus

sp New York – Die Verstrickung der US-Investmentbank Goldman Sachs in die Affäre um den malaysischen Staatsfonds 1 Malaysia Development Berhad (1MDB) hat neben der US-Justiz auch die US-Notenbank auf den Plan gerufen. Die Fed habe in den vergangenen Wochen eine Untersuchung der internen Kontrollen von Goldman Sachs im Zusammenhang mit dem Finanzskandal hochgefahren, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die Notenbank interessiert sich demnach sowohl für das Geschäftsgebaren der Bank als auch für das Verhalten von einzelnen Angestellten.Goldman Sachs hat die Verantwortung für ihre Beteiligung an der Affäre um 1MDB bisher ganz auf den ehemaligen Partner Tim Leissner geschoben. Er hat sich mittlerweile schuldig bekannt, dem malaysischen Finanzier Low Taek Jhow geholfen zu haben, einen Teil der Emissionserlöse von drei 1MDB-Anleihen zur Seite zu schaffen. Die insgesamt mehr als 6 Mrd. Dollar schweren Transaktionen hatte Goldman Sachs in den Jahren 2012 und 2013 orchestriert und dabei Gebühren in Höhe von rund 600 Mill. Dollar verdient. Fast die Hälfte der Emissionserlöse sollen auf privaten Konten gelandet sein, die als legitime Investments getarnt wurden.Leissner hat in seinem Anfang November veröffentlichten Schuldeingeständnis eingeräumt, Informationen vor den internen Kontrolleuren von Goldman Sachs geheim gehalten zu haben. Unter anderem wurde den Compliance-Beauftragten nicht offenbart, dass an den Deals mit 1MDB auch der windige Finanzier Low Taek Jhow beteiligt war. In den Jahren zuvor war Leissner mehrfach an den internen Kontrollen gescheitert, als er Low einen Kundenstatus verschaffen wollte.”Das sind Leute, die unsere Sicherheitsvorkehrungen umgangen und gelogen haben”, sagt der langjährige CEO und Chairman Lloyd Blankfein, der die operative Verantwortung für Goldman Sachs Anfang Oktober an David Solomon abgegeben hat und bald auch als Chairman zurücktreten wird, zu dem Skandal. Der Fed scheint das als Erklärung aber nicht zu reichen, erst recht nicht, nachdem Leissner in seinem Schuldeingeständnis angegeben hat, dass es zur Firmenkultur von Goldman Sachs gehört habe, “gewisse Fakten vor der Compliance zu verheimlichen”.Die Fed habe ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der Bank dazu befragt, wie leicht es ist, die Compliance auszuhebeln, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Insider. In den vergangenen Wochen hätten sich Vertreter der Bank mit den Aufsehern getroffen, um die internen Kontrollen des Instituts zu verteidigen. Wie die “Financial Times” vor einer Woche berichtet hat, waren die internen Komitees, die bei Goldman Sachs das grüne Licht für Transaktionen wie die Anleiheemissionen von 1MDB geben müssen, bereits im Jahr 2013 von der Notenbank beanstandet worden. Die New Yorker Zweigstelle der Fed, die die Banken an der Wall Street im Blick hat, habe die Bank damals aufgefordert, ihre Risikokontrollen zu verschärfen und die Diskussionen innerhalb der Entscheidungsgremien transparenter zu machen. Die Aufforderung sei damals kurz nach der Emission der dritten Anleihe für 1MDB erfolgt, habe aber in keinem direkten Zusammenhang mit der Transaktion gestanden, berichtet das Blatt unter Berufung auf Insider weiter. US-Bank drohen SanktionenDie Verfolgung von Strafsachen ist nicht Sache der Fed. Informationen über entsprechende Verstöße gibt sie an die US-Justiz weiter. Als Aufsichtsbehörde hat sie aber weitreichende Befugnisse, Unregelmäßigkeiten zu sanktionieren und Änderungen im Geschäftsgebaren von Banken zu erzwingen. Der Retailbank Wells Fargo hat die Fed in diesem Frühjahr etwa eine Ausweitung der Bilanzsumme untersagt, bis die fortgesetzten Mängel in der Compliance behoben sind. Goldman Sachs, der nach Einschätzung von Analysten im Zusammenhang mit dem 1MDB-Skandal Strafen von bis zu 2 Mrd. Dollar der US-Justiz ins Haus stehen, während die malaysische Regierung Gebühren in Höhe von 600 Mill. Dollar zurückfordert und zwei von der Affäre betroffene Investmentgesellschaften aus Abu Dhabi bereits Klage eingereicht haben, drohen ebenfalls Sanktionen der Fed. Die Auswirkungen des Skandals auf das Geschäft lassen sich unter anderem in den League Tables für Südostasien ablesen, wo Goldman Sachs nur noch unter ferner liefen zu finden ist (siehe Grafik).