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Goldman Sachs legt Rechtsabteilung in neue Hände

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 17.1.2019 Von der Deutschen Bank wird aufgrund der vielen Rechtsstreitigkeiten, in die das deutsche Spitzeninstitut seit Jahren verwickelt ist, mit einem Augenzwinkern gesagt, dass es sich eigentlich...

Goldman Sachs legt Rechtsabteilung in neue Hände

Von Stefan Paravicini, New YorkVon der Deutschen Bank wird aufgrund der vielen Rechtsstreitigkeiten, in die das deutsche Spitzeninstitut seit Jahren verwickelt ist, mit einem Augenzwinkern gesagt, dass es sich eigentlich um eine Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank handele. Von der US-Investmentbank Goldman Sachs wird das zwar nicht behauptet. Die Rechtsabteilung der renommierten Wall-Street-Adresse war in den vergangenen Jahren aber ebenfalls gut ausgelastet. Während der Aufarbeitung der Finanzkrise ist die Bank wiederholt in den Fokus der Ermittler von Aufsichtsbehörden wie der SEC gerückt. Die Kohlen regelmäßig aus dem Feuer geholt hat in dieser Zeit Greg Palm als General Counsel.Jetzt geht der 70-Jährige nach 26 Jahren als Leiter der Rechtsabteilung von Goldman Sachs in den Ruhestand, wie CEO David Solomon vor wenigen Tagen in einer internen Mitteilung bekannt gegeben hat. An seine Stelle tritt Karen Seymour, die bereits vor einem Jahr von extern als Partnerin in das Management Committee berufen wurde und seither zusammen mit Palm die Rechtsangelegenheiten der Bank regelt. Die 57-Jährige kommt von der Wirtschaftskanzlei Sullivan & Cromwell, wo sie als Partnerin und Mitglied im Management Committee für eine Reihe von Großbanken tätig war. Für die gleiche Kanzlei hatte auch Palm gearbeitet, bevor er 1992 zu Goldman Sachs wechselte. Sullivan & Cromwell gilt sowohl an der Wall Street als auch in Washington als eine der am besten vernetzten US-Kanzleien. Mit Jay Clayton sitzt ein ehemaliger Partner und Wall-Street-Anwalt der Kanzlei derzeit an der Spitze der Börsenaufsicht SEC, um nur ein Beispiel zu nennen.Die neue Leiterin der Rechtsabteilung von Goldman Sachs dürfte in den nächsten Monaten vor allem mit dem Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB beschäftigt sein, in dem ein ehemaliger Partner der Bank, Tim Leissner, eine wichtige Rolle spielt. Analysten gehen davon aus, dass Goldman in diesem Zusammenhang Strafen von bis zu 2 Mrd. Dollar drohen. Der malaysische Finanzminister hat erst vor wenigen Wochen eine Entschädigung von 7,5 Mrd. Dollar gefordert. Palm wollte ursprünglich im vergangenen Jahr in den Ruhestand wechseln, hat seinen Rückzug aber verschoben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider.Auch wenn Palm sich in 26 Jahren einen herausragenden Ruf in und außerhalb der Bank erarbeitet hat, dürfte Seymour vor ihrer neuen Aufgabe wenig bange sein. Bei Sullivan & Cromwell schaffte sie als erste Strafverteidigerin den Aufstieg in den Partnerkreis und verantwortete Mandate wie BNP Paribas, die 2014 ihrem Rat folgte und unter anderem wegen Verstößen gegen Iran-Sanktionen einem Vergleich mit der US-Justiz über 9 Mrd. Dollar zustimmte. Zehn Jahre zuvor hatte sie während ihrer Zeit bei der US-Staatsanwaltschaft im Southern District of New York in einem viel beachteten Verfahren gegen die Unternehmerin Martha Stewart einen Schuldspruch erwirkt. Die gebürtige Texanerin ist verheiratet mit Sam Seymour, den sie in den achtziger Jahren bei Sullivan & Cromwell kennen lernte. Aktionär und GroßverdienerMit Greg Palm verlässt eine der wenigen verbliebenen Führungspersönlichkeiten die Bank, die bereits vor dem IPO im Jahre 1999 zum Partnerkreis gehörten. Seit dem Rückzug des langjährigen CEO und Chairman Lloyd Blankfein, der die Leitung von Goldman Sachs Anfang Oktober an David Solomon abgegeben hat, hielt Palm laut Bloomberg denn auch die Spitzenposition im Ranking der Partner mit den meisten Firmenanteilen. Das Aktienpaket ist demnach rund 180 Mill. Dollar wert. Insgesamt hat Palm bei Goldman Sachs über die Jahre laut Bloomberg rund 500 Mill. Dollar verdient.