Gothaer-Konzern auf Expansionskurs
ak Köln – “Wir haben die kritische Mindestgröße”, betont Gothaer-Chef Karsten Eichmann. Dennoch trimmt er den mittelgroßen Versicherer derzeit auf Wachstum. Nach Jahren rückläufiger Marktanteile ist die Trendwende insbesondere in der Lebensversicherung gelungen, und Eichmann gibt die Marschrichtung für 2019 vor: “Wir erwarten ein Wachstum über Markt in gebuchten Beiträgen.” Die Basis will die Gothaer, die mit 4,5 Mrd. Euro Beitragseinnahmen nicht ganz zu den Top 10 im deutschen Markt zählt, mit dem deutlichen Neugeschäftswachstum des vergangenen Jahres gelegt haben: Es erreichte zwischen 18 % in der Leben- und 38 % in der Schadenversicherung.Das wiederbelebte Geschäft in der Lebensversicherung könnte durch den Provisionsdeckel in der Sparte beeinflusst werden. Die Gothaer Leben weist im Geschäftsbericht mit 5,7 % eine Abschlusskostenquote aus, die weit über dem Marktdurchschnitt liegt. Den eigenen Ausschließlichkeitsvertrieb, der stark auf das Sachgeschäft mit gewerblichen Kunden ausgerichtet ist, sieht Eichmann, der den Provisionsdeckel vehement ablehnt, wenig tangiert. Lebensversicherungsvorstand Michael Kurtenbach sieht Effekte eher in anderen Vertriebskanälen, über die die Gothaer ebenfalls verkauft: “Ich bin gespannt, was das für die großen Strukturvertriebe heißt.” Die eigenen Pläne für die Umsetzung einer Provisionsdeckelung wollte der Vorstand noch nicht enthüllen.Auf der Ertragsseite schnitt der Kölner Versicherer 2018 nicht ganz so erfolgreich ab wie bei den Beiträgen. Der jetzt wieder nach HGB ausgewiesene Jahresüberschuss halbierte sich nahezu auf 119 Mill. Euro. Eichmann begründete das mit Sondereffekten durch Beteiligungsverkäufe im Vorjahr. In der Schaden- und Unfallversicherung allerdings spürte die Gothaer durch viele Sturmschäden auch operativ Gegenwind – die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich um knapp vier Prozentpunkte auf 95,1 %.Stark defizitär war das verbleibende Auslandsgeschäft. Nach dem Verkauf der polnischen Tochter an Vienna Insurance existiert nur noch eine Tochter in Rumänien mit gut 30 Mill. Euro Beitragseinnahmen, die 2018 eine Combined Ratio von 133 % einfuhr, weil sie durch die Pleite des neuseeländischen Rückversicherers CBL getroffen wurde. Ein neuer CEO soll die rumänische Tochter jetzt sanieren. Die Aufgabe des Auslandsgeschäfts scheint mittelfristig aber wahrscheinlich. Diversifizierte KapitalanlageDas Kapitalanlageergebnis im Konzern schrumpfte deutlich, da die Gothaer für die Zinszusatzreserve in der Lebensversicherung keine Bewertungsreserven mehr realisieren musste. Bei den Kapitalanlagen will der Versicherer noch stärker diversifizieren. Neu ist der Kauf von staatlich besicherten Exportkrediten und besicherten Handelsfinanzierungen, in die die Gothaer insgesamt bis zu 1 Mrd. Euro investieren will.In anderer Hinsicht bleibt Diversität bei der Gothaer ein Lippenbekenntnis. Zwar hob Eichmann prominent hervor, dass sein Konzern die Charta der Vielfalt unterzeichnet habe. Doch in den Geschäftsberichten aller drei Hauptgesellschaften des Konzerns ist davon in einem wichtigen Punkt noch nichts zu bemerken: Die Zielgröße für den Anteil von Frauen im Vorstand lautet durch die Bank “null”.