Green Bonds für mehr Energieeffizienz

Beitrag zum Kampf gegen die Erderwärmung leisten - Erfreulich große Chance, die eigene Investorenbasis zu verbreitern

Green Bonds für mehr Energieeffizienz

Am 7. Juni dieses Jahres hat die Berlin Hyp ihren nunmehr dritten Green Bond begeben. Nach ihrem Debüt 2015 mit dem ersten Grünen Pfandbrief und einer im September 2016 begebenen grünen Senior-Unsecured-Anleihe folgte nun erneut eine gedeckte Emission mit einer Laufzeit von etwas mehr als sechs Jahren und, wie bereits bei den anderen beiden Anleihen, einem Emissionsvolumen von 500 Mill. Euro. Alle bisherigen grünen Anleihen der Berlin Hyp haben gemeinsam, dass ihre Emissionserlöse immer für denselben Zweck genutzt werden, nämlich für die Refinanzierung von Darlehen für energieeffiziente, nachhaltige Gebäude. Diese befinden sich bei Emission bereits auf der Bilanz der Bank und im Fall eines Grünen Pfandbriefs zusätzlich in ihrem Hypotheken-Deckungsstock. Dynamisches WachstumAußerdem befolgen alle Green Bonds der Berlin Hyp die Green Bond Principles. Also jenen Marktstandard, der von Emittenten die klare Definition der Verwendung des Emissionserlöses, der Darstellung ihrer Selektionsprozesse, der Erläuterung des Managements des Emissionserlöses während der Anleihelaufzeit sowie Transparenz in Form eines mindestens jährlich zu veröffentlichenden Green Bond Reporting verlangt. Um einige Gründe zu verdeutlichen, warum eine Bank Green Bonds emittiert, die sich auch vor ihrem Eintritt in den Green-Bond-Markt erfolgreich am Kapitalmarkt refinanziert hat, hilft es, sowohl einen näheren Blick auf den Markt für grüne Anleihen als auch auf die Bedeutung der Projektkategorie Energieeffizienz zu werfen.Der Markt für Green Bonds setzt seinen Wachstumskurs auch 2017 mit unveränderter Dynamik fort. Ziemlich genau zehn Jahre nach dem ersten Climate Awareness Bond der Europäischen Investitionsbank (EIB) hat das Volumen ausstehender Green Bonds deutlich über 200 Mrd. US-Dollar erreicht. Damit machen grüne Anleihen zwar unverändert nur einen Bruchteil des internationalen Marktes für festverzinsliche Wertpapiere aus. Jedoch verzeichnet kein anderes Segment ein vergleichbares Wachstum. Wurden im Jahr 2015 noch 42 Mrd. US-Dollar in Green Bonds begeben, so waren es 2016 bereits 86 Mrd. US Dollar.Das bisherige Emissionsverhalten im aktuellen Jahr legt nahe, dass ein neuer Rekord aufgestellt werden kann. Bereits in den ersten vier Monaten 2017 kamen Green Bonds im Gegenwert von rund 30 Mrd. US-Dollar neu an den Markt. Für ein weiterhin hohes Wachstum spricht auch, dass Green Bonds inzwischen in fast allen Assetklassen emittiert werden. Handelte es sich zunächst um ein Segment, das den supranationalen Förder- und Entwicklungsbanken vorbehalten schien, werden Green Bonds heute auch als Unternehmens- und Bankanleihen begeben, als Emissionen unterstaatlicher Stellen oder in Form von Verbriefungen und seit Ende 2016 sogar als Staatsanleihen.So vielfältig die Emittentenlandschaft am Green-Bond-Markt jedoch aussieht, so ist man sich bei der Auswahl der durch die Anleihen finanzierten oder refinanzierten Projekte doch vergleichsweise einig. Finanzierungsgegenstände aus den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen gemeinsam mehr als 70 % aus. Mehr nachhaltige InvestorenEine weitere Gemeinsamkeit der bislang emittierten Green Bonds ist, dass sie auf große Nachfrage stoßen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die immer größer werdende Anzahl nachhaltiger Investoren. Hierbei lässt sich zwischen solchen Investoren unterscheiden, für welche die Nachhaltigkeit des Emittenten ausschlaggebend ist, und anderen, die speziell in Green Bonds investieren. Dies kann entweder ihr gesamtes Portfolio oder aber bestimmte Teilportfolien betreffen. Auch bei der Berlin Hyp war und ist die Verbreiterung ihrer Investorenbasis ein wesentlicher Treiber für die Begebung von Green Bonds. Dies gilt umso mehr, als sich das Haus ausschließlich am Kapitalmarkt refinanziert. Drei grüne EmissionenMit ihren drei grünen Emissionen konnte die Bank insgesamt 58 neue Investoren gewinnen. Eine große Zahl, wenn man bedenkt, dass die Berlin Hyp im nächsten Jahr 150 Jahre alt wird und es somit bereits genügend Gelegenheiten gegeben hat, sich an der einen oder anderen ihrer Anleiheemissionen zu beteiligen. Auch die breitere Diversifizierung der Investoren ist beachtlich. Mit ihren bisherigen Pfandbriefen im Benchmarkformat hat die Bank in der Vergangenheit üblicherweise vergleichsweise geringe Anzahlen ausländischer Anleger für sich gewinnen können und befand sich damit in guter Gesellschaft ihrer deutschen Mitbewerber.Deutsche Pfandbriefe gelten vielen internationalen Investoren schlichtweg als vergleichsweise teuer. Hingegen konnten bereits vom ersten Grünen Pfandbrief rund 30 % im Ausland platziert werden. Sowohl bei der unbesicherten als auch bei der jüngst emittierten gedeckten grünen Anleihe betrug der Auslandsanteil mit je 47 % rund die Hälfte der jeweiligen Emission.Es gibt für Immobilienfinanzierer jedoch auch Gründe, Green Bonds zu begeben, die weit über die Erweiterung der eigenen Investorenbasis hinausgehen. Gemäß dem Europäischen Hypothekenverband (EMF) sind Gebäude innerhalb der EU für 40 % des Energiebedarfs und 36 % des CO2-Verbrauchs verantwortlich. Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens von 2015, in dem sich die internationale Staatengemeinschaft verpflichtet hat, Maßnahmen zu ergreifen, um die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius abzusenken, liegt es angesichts dieser Zahlen auf der Hand, dass der Immobiliensektor seinen Teil hierzu beitragen muss.Dabei fällt Banken eine Schlüsselrolle zu. Durch die Förderung der Finanzierung energieeffizienter Gebäude beziehungsweise energetischer Renovierung bislang weniger energieeffizienter Häuser können sie maßgeblichen Einfluss darauf nehmen, wie der Gebäudebestand in der Zukunft aussehen wird. Der Vorstand der Berlin Hyp hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, dass das Darlehensportfolio der Bank bis 2020 zu mindestens 20 % aus Ausleihungen für Green Buildings bestehen soll. Aktuell umfasst ihr Green-Finance-Portfolio Darlehen mit einem Gesamtwert von 2 024 Mill. Euro und macht damit 11 % des gesamten Bestands an Immobilienfinanzierungen aus.In ihren Rahmenbedingungen für Green Bonds legt die Bank ihren Anspruch für grüne Finanzierungen transparent offen. Ein Green Building zeichnet sich dabei in erster Linie durch seinen niedrigen Energiebedarf aus. Zusätzlich sind der Bank aber auch andere Nachhaltigkeitsmerkmale wie etwa das Wasser- und Abfallmanagement oder aber die verwendeten Materialien wichtig. Deren Güte schlägt sich idealerweise in einer entsprechenden Bewertung durch einen der renommierten Nachhaltigkeitszertifizierer wie etwa DGNB, LEED oder BREEAM nieder. Das Wachstum dieses Geschäfts wird auf zwei Wegen angekurbelt: Einerseits sagt die Bank in den endgültigen Bedingungen ihrer Green Bonds zu, einen Betrag in Höhe des Emissionserlöses zusätzlich in geeignete Assets zu investieren. Andererseits incentiviert sie entsprechendes Geschäft preislich mit einem Abschlag von 10 Basispunkten. Viele Mitstreiter notwendigDamit leistet die Bank einen Umweltbeitrag; dieser mag angesichts dessen, was zur Umsetzung des Pariser Abkommens benötigt wird, gering erscheinen. Verglichen mit einem in dem Projekt Entranze 2014 festgestellten europäischen Durchschnitt von Gewerbeimmobilien werden mit einem Investment von 1 Mill. Euro in einen Green Bond der Berlin Hyp derzeit jährlich 13,7 t CO2 eingespart. Alle drei Bonds gemeinsam bringen es somit immerhin auf rund 140 Kt CO2. Das hört sich stattlich an, reicht aber bei weitem nicht aus, um das 2-Grad-Ziel hinreichend zu unterstützen. Vielmehr benötigt es viele Mitstreiter, die einen ähnlichen Weg einschlagen.Damit mehr Banken hierzu bewegt werden, ist politische Unterstützung ebenso wichtig wie zielgerichtete Marktinitiativen. Und hier tut sich derzeit einiges: So bereitet die EU-Kommission aktuell gemeinsam mit einer Gruppe europäischer Banken (European Energy Efficiency Financial Institutions Group, EEFIG) einen “EU Guide on How to Underwrite Energy Efficiency Projects” vor. Der Report zu den wichtigsten Aspekten von Investments in Energieeffizienz hat das Ziel, Banken einen klareren Überblick über die wesentlichen Aspekte solcher Investitionen zu geben und bei deren Risikobewertung zu unterstützen.Gleichzeitig hat der EMF gemeinsam mit dem European Covered Bond Council (ECBC) einen “Energy Efficient Mortgages Action Plan” gestartet. Hierbei soll auf europäischer Ebene eine einheitliche Definition für ein energieeffizientes Hypothekendarlehen gefunden werden. Das Vorhaben bezieht sich auf Darlehen für energetische Renovierungen ebenso wie auf die Finanzierung des Erwerbs oder Baus energieeffizienter Gebäude und wird von der EU im Rahmen ihres Horizon-2020-Programms finanziell gefördert.Sollte es gelingen, die geringere Ausfallwahrscheinlichkeit solcher Darlehen nachzuweisen, streben EMF und ECBC deren bevorzugte Eigenkapitalunterlegung an. Nicht nur die Aussicht hierauf, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung sollte für Banken Anlass genug sein, ihr Engagement für die Unterstützung von mehr Energieeffizienz zu erhöhen und damit ihren Beitrag zum Kampf gegen die Erderwärmung zu liefern. Die Chance, bei Verwendung dieser Darlehen für Green Bonds, ob gedeckt oder ungedeckt, gleichzeitig die eigene Investorenbasis zu verbreitern, ist zudem erfreulich groß.—Gero Bergmann, Kapitalmarktvorstand der Berlin Hyp AG—Bodo Winkler, Leiter Investor Relations und Sales der Berlin Hyp AG