Green Loans entwickeln sich mit Nachdruck

Grüne Finanzierungsalternative für Unternehmen

Green Loans entwickeln sich mit Nachdruck

Green Loans standen lange im Schatten der Green Bonds und waren kaum bekannt. Dies ändert sich zunehmend. Denn sie stellen eine interessante Finanzierungsalternative nicht nur für große Unternehmen, sondern für nachhaltige Mittelständler dar. Die ABN Amro erwartet für den Markt ein deutliches Wachstum und fördert nachhaltige Geschäftsmodelle durch wirtschaftliche Anreize etwa bei den grünen Krediten.Sustainable und Green Financing boomen. Nachhaltige Finanzierungen haben in den vergangenen Jahren ein rapides Wachstum verzeichnet und sich zu einer etablierten Kapitalanlage entwickelt. Von dieser Entwicklung profitieren vorrangig große Unternehmen. Die ABN Amro leitete zum Beispiel schon vor zwei Jahren den ersten Green Bond von Innogy. Der Grund liegt in der Struktur des Marktes: Green Financing konzentrierte sich bis 2018 vor allem auf Green Bonds. So wurden allein im vergangenen Jahr grüne öffentliche Anleihen mit einem Gesamtvolumen von rund 167 Mrd. Dollar begeben. Diese werden im Kapitalmarkt gehandelt, verbunden mit Regularien wie der Erstellung von Prospekten und fortlaufenden Reportings.Zwar nutzen Großkonzerne und Mittelständler auch Schuldscheine und den Bondmarkt, jedoch nur in begrenztem Umfang. Für viele Unternehmen ist der regulatorische Aufwand zu groß. Zudem wünscht nicht jedes Unternehmen eine breite Investorenbasis, die aus der Nutzung von Anleihen resultiert, und die damit verbundene breite Streuung seiner Finanzdaten. Darüber hinaus übersteigt die Größe vieler Bonds – zwischen 300 Mill. und 500 Mill. Euro – oftmals den Finanzierungsbedarf. Selbst für internationale Konzerne ist eine solche Benchmarkgröße zuweilen zu hoch.Ungeachtet dessen verfolgen immer mehr Unternehmen grüne oder nachhaltige Unternehmensziele und sind an entsprechend nachhaltigen Finanzierungen interessiert. Sustainable und Green Loans stellen dabei eine attraktive Alternative dar. Die Vergabe solcher grünen Kredite ist üblicherweise an die Nachhaltigkeit – bezogen auf Umwelt, Soziales und Führung, kurz: ESG (Environmental, Social, Governance) – einzelner Projekte oder des gesamten Unternehmens gebunden.Green Bonds gelten als klare und transparente Produkte. Im Bereich der Green Loans dagegen existieren bislang noch keine einheitlichen Standards. Jedoch lässt sich feststellen, dass sich Green Loans generell auf die Finanzierung spezifischer grüner Assets beziehen und der Bereich Sustainable Financing eben solche Finanzierungsstrukturen betrifft, die von Banken, welche an einem Konsortialkredit teilnehmen, als nachhaltig geprüft werden sollen. Darüber hinaus kursieren im Markt weitere Namen – von Social Impact Loans bis Improvement Loans. Eines ist ihnen allen gemein: Sie sind Mitglied in der sogenannten “ESG-Familie”.Der Markt für Green Loans entwickelt sich derzeit mit Nachdruck: Bloomberg hat in diesem Jahr grüne Kredite in sein Reporting aufgenommen. Zudem arbeitet die Europäische Union mit der Erstellung ihrer “Green Taxonomy” an einheitlichen Kriterien für den Green-Financing-Markt. Darüber hinaus hat die einflussreiche Loan Markets Association über eine Working Group unter Mitwirkung der ABN Amro im Dezember 2018 die Green Loan Principles und im März 2019 die Sustainability Linked Loan Principles veröffentlicht. Wirtschaftliche VorteileDie ABN Amro verfolgt auch in Deutschland eine klare Strategie bei der Vergabe von Green und Sustainable Loans. Sie sucht gezielt Unternehmen, die über ihre Geschäftsstrategie oder über einzelne Projekte nachhaltige Ziele verfolgen. Und mehr noch: Sie fördert derartige Ziele, indem sie bereit ist, vorteilhafte Konditionen für grüne Engagements zu geben. Die Bank übernimmt also nicht nur ein Beratungs- und Strukturierungsmandat wie etwa bei der Begebung eines Green Bonds, sondern stellt darüber hinaus ihre eigene Bilanz zur Verfügung und, bei den Konsortialkrediten, die Bilanz anderer teilnehmender Banken.Die ABN Amro teilt die Vergabe von grünen und nachhaltigen Krediten ein in drei Herangehensweisen:1. Der direkte Ansatz: Der grüne Kredit fließt direkt einem nachhaltigen Projekt zu. Dabei wird gegebenenfalls ein externer Berater oder Auditor hinzugezogen, um den Beitrag des Projekts zur Nachhaltigkeit zu verifizieren. Green Bonds gehören zu dieser Kategorie so wie auch Green Loans, die sich auf ein spezifisches Projekt beziehen, zum Beispiel auf die Projektfinanzierung von Windparks.2. Der “charakteristische” Ansatz: Wenn der Kreditnehmer eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt, kann diese teilweise als “Sustainable Performance Indicators” (“Sustainable KPIs”) in die Kreditvereinbarung aufgenommen werden. Die Bank arbeitet in der Praxis zusammen mit dem Kunden, um die “richtigen” KPI-Ziele zu setzen, damit sie in der Finanzbranche allgemein überprüfbar sind. Diese KPIs beziehen sich auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit und werden jährlich kontrolliert. Bei Einhaltung wird die Vergabe vorteilhafter Konditionen (“Sustainable Discount Margin”) möglich. Doch es ist auch eine “Sustainable Premium Margin” möglich, wenn die KPI-Ziele nicht erreicht werden. Zur Verifizierung der KPIs werden gegebenenfalls ein externer Berater und/oder ein Auditor hinzugezogen.3. Der generelle Ansatz: Dieser Ansatz fokussiert ausschließlich auf die gesamte Nachhaltigkeits-Performance des jeweiligen Unternehmens. Dazu wird ein Sustainability-Score eines “Second opinion providers” wie zum Beispiel Sustainalytics, ISS-Oekom oder Vigeo Eiris herangezogen. Fällt diese positiv aus, ist die Vergabe einer grünen Marge möglich. Nachhaltigkeit als KernwertDie ABN Amro erwartet für nachhaltige Investments wie Green Loans künftig eine deutlich wachsende Nachfrage. Die Bank legt selbst einen klaren Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsthemen. So zählt sie zum Beispiel derzeit zu den oberen 5 % des weltweit renommierten Dow Jones Sustainability Index (DJSI). Allein in den Jahren 2017 und 2018 war sie als Bookrunner für Green Bonds mit einem Gesamtvolumen von 11 Mrd. Euro tätig.Als wesentliches Zukunftsthema erachtet die Bank zudem die Förderung einer sogenannten Kreislaufwirtschaft (“Circular Economy”), in der Ressourceneinsatz und Abfall-produktion auf ein Minimum reduziert werden. So plant sie, bis 2020 rund 1 Mrd. Euro in “circular assets” zu investieren, rund 100 Kredite für solche zirkulären Zwecke zu finanzieren und CO2-Emissionen um 1 Million Tonnen zu senken. Dies entspricht der Strategie unter dem Motto: “Banking for better for Generations to come”.—-Serge Manusov, Loan Markets Origination der ABN Amro Bank N.V., zuständig für DACH-Region und Niederlande und Joop Hessels, Head of Green Bonds der ABN Amro Bank N.V.