Bankenpleite

Greensill-Insolvenzverwalter klagt gegen Versicherer Zurich

In London gibt es eine neue Klage im Greensill-Verfahren, was die Hoffnung auf Rückflüsse nährt.

Greensill-Insolvenzverwalter klagt gegen Versicherer Zurich

Der Insolvenzverwalter der vor zwei Jahren pleitegegangenen Greensill Bank fordert vom Schweizer Versicherer Zurich Schadenersatz in Höhe von mehr als 250 Mill. Dollar. Dazu hat er vor dem High Court in London eine entsprechende Klage eingereicht, worüber die „Financial Times“ berichtet. Greensill war kollabiert, als es nicht gelang, neuen Versicherungsschutz für zum Verkauf bestimmte Kreditpakete zu erhalten. Gegen Kreditversicherer laufen auch schon Verfahren.

Bei dem nun angestrengten Verfahren geht es um Zahlungen an Liberty Commodities. Diese ist Teil von GFC Alliance, einer Holding von Greensill-Großkunde Sanjeev Gupta. Insolvenzverwalter Michael Frege macht nun geltend, dass man sich eigentlich mit der Zurich darauf verständigt hatte, von dieser für bestimmte Verluste im Zeitraum Oktober 2018 bis März 2021 entschädigt zu werden. Diese Ansprüche habe man im März geltend gemacht und keine Zahlungen erhalten.

Die Zurich wehrt sich

Frege verklagt auch Versicherer vor australischen Gerichten, wobei Zahlungen aus solchen Verfahren gegen das in London verrechnet würden, heißt es. Die Zurich wehrt sich gegen die Forderungen des Insolvenzverwalters. Greensill war vom australischen Finanzjongleur Lex Greensill gegründet worden, der mit Übernahme einer Bremer Bank – die er nach sich selbst umbenannte – dann auch deutsche Depositen anzapfte. Unregelmäßigkeiten in der Bilanz fielen erst sehr spät auf. Betroffen von der Pleite sind neben zahlreichen (über die Einlagensicherung gedeckten) Privatanlegern auch 50 deutsche Kommunen, die darauf hoffen, in Zivilverfahren entschädigt zu werden.

Ein Teilerfolg

Dafür ziehen die Kommunen auch vor Gericht. Dabei wurde zum Wochenanfang bekannt, dass die Gemeinde Vaterstetten vor dem Oberlandesgericht München Erfolg hatte mit dem Anspruch auf Rückzahlung von zumindest einem Teil der Depositen. Von den 5,5 Mill. Euro, die Vaterstetten bei Greensill angelegt hatte, fließt nun zumindest 1 Mill. Euro zurück. Ein regionaler Anlagevermittler habe zu spät über die Probleme informiert, heißt es begründend.

Die Gemeinde hatte insbesondere in Festgelder auf der Plattform investiert – und das ein letztes Mal drei Monate vor der Greensill-Pleite. Dies wurde dem regionalen Finanzvermittler angelastet, der wohl allein auf die gute Bonität verwies bei seiner Empfehlung, so ein Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Dem Gericht zufolge hatte es zu dem Zeitpunkt aber schon genügend Warnzeichen gegeben: So waren laufenden Ermittlungen der Finanzaufsicht Bafin gegen die Bank bekannt. Außerdem gab es erste Presseberichte über eine mögliche Schieflage bei dem Bremer Institut. Der Beklagte hatte sich auf einen vereinbarten Haftungsausschluss in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen berufen, dies ließ das Gericht indes nicht gelten.

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Neues von Greensill

26 Kommunen vereint

Rund 26 Kommunen, darunter Vaterstetten, haben sich zusammengeschlossen, um im Insolvenzverfahren gemeinsam ihre Interessen zu vertreten. Per Ende April hatte Insolvenzverwalter Michael Frege bereits Vermögenswerte von 750 Mill. Euro sicherstellen können – inzwischen sollen es 1,2 Mrd. Euro sein. Allerdings entstehen hohe Kosten bei der Sicherung von Vermögenswerten: Der Insolvenzverwalter werde zusammen mit der Kanzlei CMS Hasche Sigle und zahlreichen weiteren Kanzleien in England und Australien rund 250 Mill. Euro für das Insolvenzverfahren erhalten, so ein Bericht von „Business Insider“. Gläubiger haben Forderungen von rund 4 Mrd. Euro angemeldet.

Greensill verklagt Zurich

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bg Frankfurt

Greensill-Insolvenzverwalter Michael Frede hat schon 1,2 Mrd. Euro für die Gläubiger des Pleite-Instituts zurückgeholt. Das ist ein gutes Zwischenergebnis. Nun will er die Zurich auf Erfüllung von Versicherungsleistungen verklagen. In dem Verfahren vor einem Londoner Gericht geht es um Ansprüche von 250 Mill. Euro.

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