Größe des Desasters von Wirecard wird erkennbar

Überschuldung in Milliardenhöhe und Verluste

Größe des Desasters von Wirecard wird erkennbar

jh München – Wirecard hat alle getäuscht – von den Mitarbeitern bis zu den Aktionären und Wirtschaftsprüfern. Ein großer Teil des Geschäfts beruhte auf Luftnummern. Insolvenzverwalter Michael Jaffé kündigt deshalb, wie berichtet, mehr als der Hälfte der in der Unternehmenszentrale in Aschheim bei München verbliebenen 1 300 Mitarbeiter. Jaffés Erkenntnis: “Die Cash Burn Rate bei Insolvenzantragstellung war enorm, so dass dringender Handlungsbedarf besteht.”Jaffés Insolvenzbericht für Gericht, Staatsanwaltschaft und den Gläubigerausschuss, aus dem die “Süddeutsche Zeitung” zitiert, gibt einen Einblick in das Ausmaß des wirtschaftlichen Desasters in den vergangenen Jahren und in jüngster Zeit. In diesem Sommer hätte der Zahlungsdienstleister in 13 Wochen 200 Mill. Euro verbrannt. Frei verfügbaren Bankguthaben von 26,8 Mill. Euro, die Jaffé ermittelte, standen Schulden von mehr als 3,2 Mrd. Euro gegenüber. Die Überschuldung wird mit 2,8 Mrd. Euro angegeben.Die Münchner Staatsanwaltschaft war schon im Juli zu der Erkenntnis gekommen, spätestens Ende 2015 sei den unter anderem des Betrugs beschuldigten Vorständen klar gewesen, dass Wirecard Verluste anhäufe. In Jaffés Insolvenzbericht wird die Summe der Defizite von 2017 bis zum ersten Quartal dieses Jahres auf 750 Mill. Euro beziffert. Die Hälfte davon sei allein im vergangenen Jahr entstanden.Das Vermögen von Wirecard, das sich verwerten lassen könnte, gibt der Insolvenzverwalter mit 428 Mill. Euro an. Dazu dürften außer der in Brasilien schon verkauften Tochterfirma die Gesellschaft in Nordamerika sowie die Wirecard Bank gehören. Unter anderem die Deutsche Bank gab nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg ein Gebot für einige Vermögenswerte ab. Doch Jaffé halte dieses wie andere Offerten für zu niedrig. 100 Mill. Euro seien aus seiner Sicht der Mindestbetrag für einen Verkauf anstelle einer Liquidation.Unterdessen hat ein Wirecard-Aktionär vom ehemaligen Vorstandschef Markus Braun Schadenersatz gefordert und beim Oberlandesgericht München einen Vermögensarrest erreicht. Nach Ansicht des Gerichts ist eine vorsätzliche Schädigung wahrscheinlich. Der Aktionär ist ein Münchner Rechtsanwalt, der für rund 27 000 Euro Aktien gekauft hatte und kurz vor der Insolvenz im Juni für 4 000 Euro verkaufte.