Banken

Große Unterschiede im Industrialisierungsgrad von Banken

Fast alle Banken bemühen sich in ihrem Brot-und-Butter-Geschäft um die Industrialisierung einzelner Dienstleistungen und Arbeitsabläufe. So wollen sie sich auf die Tätigkeiten konzentrieren, mit denen sie sich vom Wettbewerb differenzieren können. Doch bei der Umsetzung zeigen sich gravierende Unterschiede.

Große Unterschiede im Industrialisierungsgrad von Banken

Unterschiede im Industrialisierungsgrad

PwC-Studie stellt große Kluft bei Umsetzungstempo von Banken fest – Bei Privatkunden geht es schneller voran als bei Firmen

Fast alle Banken bemühen sich in ihrem Brot-und-Butter-Geschäft um die Industrialisierung einzelner Dienstleistungen und Arbeitsabläufe. So wollen sie sich auf die Tätigkeiten konzentrieren, mit denen sie sich vom Wettbewerb differenzieren können. Doch bei der Umsetzung gibt es gravierende Unterschiede.

fed Frankfurt

Das Tempo, mit dem Banken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einzelne Dienstleistungen und Arbeitsabläufe industrialisieren, um sich auf die Tätigkeiten konzentrieren zu können, mit denen sie sich tatsächlich von ihrer Konkurrenz abheben können, unterscheidet sich erheblich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC, die Partner Tomas Rederer und Senior Manager Ernst André Hettermann anlässlich des Symposiums "Kreditgeschäft der Zukunft" vorgestellt haben.

Die Berater haben in den ersten Monaten dieses Jahres Vorstände und Geschäftsführer von 34 der 150 größten Banken im deutschsprachigen Raum befragt, wie weit ihre Institute bei der Umsetzung von 40 sogenannten Optimierungshebeln seien, beispielsweise dem Einsatz eines Robo-Advisors, der Nutzung von sozialen Medien für die Risikoanalyse oder mobilen Kundenschnittstellen. Gleichzeitig wurde eine Selbsteinschätzung über den Status der Umsetzung im eigenen Haus abgefragt.

Wenig überraschend zeigt die Auswertung der Antworten, dass die Industrialisierung im Geschäft mit Privatkunden weiter fortgeschritten ist als mit Firmenkunden. Oft seien die Berater in den Befragungen auf den Vorbehalt gestoßen, dass Unternehmensfinanzierung keine industriellen Lösungen zulasse, allenfalls als "Manufaktur" gelingen könne, da sich die einzelnen Fälle zu sehr unterschieden.

Spreizung mit Faktor 4

Bemerkenswerterweise liegen die einzelnen Banken aber hinsichtlich des Umsetzungstempos der Studie zufolge meilenweit auseinander. Der auf Basis der Antworten berechnete Industrialisierungsindex reicht bei den weit fortgeschrittenen Banken im Privatkundengeschäft bis 88 von 100 Punkten, während es die Nachhut gerade einmal auf 22 von 100 Punkten bringt. Im Geschäft mit Firmenkunden ist die Spreizung der Ergebnisse ähnlich groß. Sie reicht von 15 bis 66 Zählern. In beiden Fällen trennt Vorreiter und Nachzügler also der Faktor 4.

Die Banken müssen zunehmend zu Maßnahmen greifen, die ihre Arbeitsweisen strukturell verändern. Denn das Potenzial für inkrementelle Verbesserungen in den bestehenden Arbeitsformen sei fast ausgereizt, argumentierte Rederer. Er wies darauf hin, dass der Industrialisierungsgrad der Banken deutlich geringer sei als in fast allen anderen Branchen. Die meisten Kreditinstitute seien nach wie vor bereit, große Teile der Wertschöpfungskette im eigenen Haus zu halten und nicht auszulagern – auch wenn es dafür attraktive Lösungen von Fintechs und anderen Dienstleistern geben würde.

Beim granularen Blick auf die Umfrageergebnisse falle auf, dass die Banken im Privatkundengeschäft in puncto Standardisierung und Arbeitsorganisation relativ weit vorangeschritten seien, aber bei der Automatisierung nur überschaubare Fortschritte machten. Im Firmenkundengeschäft sei darüber hinaus sogar der Grad an Standardisierung vergleichsweise niedrig. Als einen der wesentlichen Bremsfaktoren auf dem Weg zu einer zügigeren Industrialisierung identifizierten die PwC-Autoren vor allem IT-Altlasten. Konkret geht es dabei um Probleme bei der erforderlichen Modernisierung der Informationstechnologie.

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