SERIE: NACHHALTIGKEIT IM FINANZSEKTOR (31) - DER FINANZSEKTOR WIRD GRÜNER

Grüne Gebäude und eine grüne Finanzierung gehören zusammen

Berlin Hyp trimmt Aktiv- und Passivseite auf Nachhaltigkeit - Kredite erfordern Nachlass - Green-Bond-Platzierung ohne Vorteil

Grüne Gebäude und eine grüne Finanzierung gehören zusammen

Von Ulli Gericke, BerlinUm wirklich grün, quasi tiefgrün zu sein, sollten grüne Gebäude und eine grüne Finanzierung zusammengehören. Doch während unstrittig ist, dass Green Buildings gut für die Umwelt sind, weil deren CO2-Fußabdruck deutlich kleiner ist als bei herkömmlichen Bauten, ist strittig, inwieweit Green Finance Vorteile bringt. Denn bis heute muss die Berlin Hyp für grüne Kredite Anreize geben, obwohl doch angeblich alle Welt nachhaltig und umweltbewusst unterwegs ist und ganz eigentlich nur in grünen Bürobauten arbeiten will. So jedenfalls behaupten landauf, landab die Nachhaltigkeitsberichte wichtiger Unternehmen. Doch tatsächlich muss der sparkasseneigene Gewerbeimmobilienfinanzierer Berlin Hyp etwa 10 Basispunkte Nachlass geben bei Krediten für den Bau oder den Kauf neuer energiesparender Gebäude oder für die Renovierung alter Bürobauten, um neue Energiestandards zu erreichen. 10 BP entsprechen bei dem derzeitigen Zinsniveau einem gut 7-prozentigen Vorteil.Dennoch ist dieser satte Bonus für sein Haus kein Verlust, behauptet zumindest Bodo Winkler, Leiter Investor Relations & Sales bei der Hyp. Denn grüne Gebäude seien neu und hochwertig, was dafür spreche, dass sich leichter Käufer finden lassen. Damit sinkt zugleich auch die Ausfallwahrscheinlichkeit. Eine geringere PD (Probability of Default) senkt wiederum die benötigte Eigenkapitalunterlegung – ein wichtiges Argument in Zeiten knapper Eigenmittel.Gleichzeitig beflügelt die Hyp mit dem Zinsbonus ihr grünes Neugeschäft. Das ist auch notwendig, will das Institut doch bis zum Jahr 2020 ein Fünftel seines Darlehensbestands als grün, als nachhaltig deklarieren – verglichen mit derzeit “nur” 13 %, oder 2,7 Mrd. Euro. Um die Zielzahl zu erreichen, muss ab sofort gut jeder vierte Kredit grün sein, ausgereicht für ein nachhaltiges Gebäude. Wahrnehmung wächstWird aber die Aktivseite grüner, muss sich bei einer in sich schlüssigen Firmenstrategie auch die Passivseite wandeln. Entsprechend ist die Berlin Hyp seit nunmehr drei Jahren mit einem grünen Pfandbrief auf dem Markt, und seit Herbst 2016 auch mit einer grünen Senior-Unsecured-Anleihe. Insgesamt wurden inzwischen vier Bonds zu je 500 Mill. Euro begeben, wobei zuletzt erstmals mehr ausländische Investoren zeichneten als heimische – “das gab’s in den 150 Jahren Berlin Hyp bisher noch nicht”, freut sich Winkler. Zugleich registrierte der IR-Mann, dass mit den grünen Anleihen auch die Wahrnehmung der mit einer Bilanzsumme von 26 Mrd. Euro eher kleinen Bank deutlich gewachsen ist. Fanden sich früher in den Orderbüchern bei einer herkömmlichen Platzierung 50 bis 150 Investoren, so seien durch die inzwischen vier Green Bonds knapp 100 neue hingekommen. Und das strahle auch auf Emissionen konventioneller Anleihen aus – “ein Wunschergebnis aus Treasury-Sicht”, jubelt Winkler. Für die Anleger bedeutet eine breitere Investorenbasis eine größere Liquidität.Als hilfreich habe sich Artikel 173 des französischen Energiewendegesetzes erwiesen, der institutionelle Investoren verpflichtet, öffentlich darzulegen, wie sie Umweltschutz, Soziales und den Klimawandel bei ihrer Investitionspolitik berücksichtigen – oder eben nicht (vgl. BZ vom 2. Februar). Allein der Zwang zu erklären, ob und wie diese Kriterien bedacht werden, scheint großer Anreiz sein, sich entsprechend zu engagieren, um in der Öffentlichkeit nicht schlecht dazustehen, registrieren die Berliner – samt einer wachsenden Nachfrage aus dem Nachbarland.Um Anlegern zu zeigen, dass Nachhaltigkeit für die Hyp nicht nur ein kurzlebiges Modethema ist, haben sich die Berliner verpflichtet, jeweils selbst den gleichen Betrag wie den Emissionserlös in neue Green Buildings zu investieren. “Das finden Investoren super”, urteilt Winkler. Zugleich beobachtet der IR-Mann, dass die grünen Senior-Unsecured-Anleihen, die wie die Pfandbriefe ohne wahrnehmbare Zinsdifferenz zu herkömmlichen Anleihen auf den Markt kamen, im Sekundärmarkt um 2 bis 3 Basispunkte besser notierten als nichtgrüne Papiere. Bei den Covered Bonds ebnet das unverändert riesige Ankaufprogramm der EZB alle möglichen Spreads ein. Höhere SicherheitFür die Emittenten bedeuten grüne Papiere allerdings auch Mehraufwand. Das fängt bei der Frage an, worin sich eine grüne Investition von einer nichtgrünen unterscheidet. Für die Berlin Hyp ist das Hauptkriterium das Maß an Energieeinsparung bei den von ihr finanzierten Gebäuden, meist Bürobauten. Denn Gebäude seien weltweit für gut ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Hier zu sparen bedeutet folglich aktiven Umweltschutz. Doch diese Informationen müssen erhoben, verglichen und weitergegeben werden, um anschließend in den Neugeschäftsprozess integriert zu werden. Allein dafür musste die IT “aufgebohrt” werden, um alle energierelevanten Daten erfassen und auswerten zu können, wie sich Winkler erinnert. Denn Anleger wollen wissen, wie viel kleiner der CO2-Fußabdruck ist bei Gebäuden, die mit Hilfe der von ihnen gezeichneten Anleihen finanziert werden. Hinzu kommt bei Green Bonds eine Second Party Opinion eines unabhängigen Ökoinstituts, die auch nicht kostenlos zu bekommen ist. Doch umgekehrt gebe es bei grünen Anleihen “eine höhere Exekutionssicherheit”, ist Winklers Erfahrung – und die gleicht Nachteile dann wieder aus.—-Zuletzt erschienen:- Klimarisiken richtig reflektieren (10. März)- Luxemburg formt grünen Pfandbrief (9. März)