Grünes Licht für Euronext und Nasdaq
ck Frankfurt – Die im Bieterkampf um die Oslo Børs VPS konkurrierenden Börsenbetreiber Euronext und Nasdaq haben eine wichtige regulatorische Hürde genommen. Die norwegische Finanzaufsicht Finanstilsynet hat beiden Unternehmen die grundsätzliche Eignung für eine Übernahme von bis zu 100 % der Anteile an dem Marktbetreiber, zu dem auch der Zentralverwahrer des Landes gehört, bescheinigt. Komplizierte AusgangslageZur Frage, welcher der beiden konkurrierenden Bieter die bessere Alternative für die Oslo Børs ist, äußerte sich Norwegens Finanzaufsicht nicht. Diese Entscheidung muss letztlich das norwegische Finanzministerium fällen. Dafür hat es eine Frist bis zum 14. Mai, die aber gegebenenfalls verlängert werden kann. Die Ausgangslage für das Ministerium ist kompliziert. Beide Börsen haben ihre ersten Gebote im Bieterkampf erhöht und bieten nun 158 nkr je Oslo-Børs-Anteil, was ungefähr 800 Mill. Dollar entspricht. Euronext, zu der die Börsen von Amsterdam, Brüssel, Lissabon, Paris und seit kurzem auch Dublin gehören, scheint im Vorteil zu sein, weil sie sich die Zusage von Aktionären gesichert hat, die 45,1 % der Oslo Børs halten. Einschließlich ihrer eigenen Beteiligung von 8,1 % kann sie sich auf eine Mehrheit des Kapitals der Oslo Børs VPS stützen. Management brüskiertDas Problem der Euronext ist, dass sie die Zusagen der übrigen Aktionäre im Rahmen eines Auktionsprozesses im zurückliegenden Herbst erhalten hat. Dieser war von Oslo-Børs-Aktionären angestoßen worden, die ihre Anteile versilbern wollten. Das Management der Osloer Börse war in diesem Verfahren nicht involviert und fühlte sich brüskiert, als es im Dezember ohne vorherige Konsultation mit dem Gebot der Euronext vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. In der Folge forderte es die Nasdaq, zu der die Börsen der übrigen skandinavischen sowie der drei baltischen Staaten gehören, zu einem Gegengebot, hinter das es sich dann auch stellte. Neben dem Management hat Euronext außerdem die beiden größten Ankeraktionäre der Oslo Børs, bei denen es sich um die DNB Livsforsikring (19,8 %) und die Kommunal Landspensjonskasse (10 %) handelt, sowie weitere norwegische Finanzinstitute gegen sich. Insgesamt unterstützen 35 % des Oslo-Børs-Kapitals die Nasdaq.Die Oslo Børs VPS argumentiert, dass eine Situation, bei der ein Drittel oder mehr der Anteilseigner das Euronext-Gebot ablehne, wahrscheinlich zu einer suboptimalen Aktionärs- und Governance-Struktur führen würde, wenn Euronext sich durchsetzen sollte. “Mehrere dieser Minderheitsaktionäre wären bedeutende norwegische Finanzinstitutionen”, so der Marktbetreiber in seiner Stellungnahme zugunsten des Gegengebots der Nasdaq. Für das Nasdaq-Gebot spricht möglicherweise auch, dass die skandinavischen Volkswirtschaften und Finanzmärkte eng miteinander verzahnt sind. Es könnte als vorteilhaft gelten, wenn sich die Osloer Börse Teil in die einheitliche skandinavische Marktinfrastruktur der Nasdaq eingliedern würde.Das norwegische Recht hat mit dem deutschen Börsengesetz vergleichbare Vorschriften. Jede signifikante Beteiligung an einer Börse oder einem Wertpapierverwahrer muss vom Finanzministerium genehmigt werden. Eine Erlaubnis des Ministeriums erfordert jede Akquisition, die direkt oder indirekt die Schwellen von 20 %, 30 % und 50 % übersteigt. Die Genehmigung kann nur erfolgen, wenn eine Akquisition als nicht schädlich für ein ordnungsgemäßes und umsichtiges Management der Börse oder des Verwahrers erscheint. Das norwegische Finanzministerium hat sich bisher neutral geäußert. Die Prüfung müsse nach Recht und Gesetz erfolgen. Kriterien seien unter anderem das vergangene Verhalten des Erwerbers, seine finanziellen Ressourcen und die Folgen der Übernahme für die norwegischen Finanzmärkte.