Handelssegment Easy Euwax fehlt es an Rückenwind
Handelssegment Easy Euwax noch ohne Schwung
spe Stuttgart
Emittenten verhalten sich abwartend gegenüber dem neuen Stuttgarter Subsegment für strukturierte Wertpapiere
Das vor ziemlich genau einem Jahr von der Börse Stuttgart ins Leben gerufene Handelssegment für strukturierte Wertpapiere namens „Easy Euwax“ tritt auf der Stelle. Bisher haben sich dem neuen Modell, bei dem die börslichen Transaktionsentgelte entfallen, nur zwei Emittenten und ein Online-Broker angeschlossen. Der große Rest schaut sich die Entwicklung abwartend an.
Entgeltfrei nur über Comdirect
Zunächst hat nur Morgan Stanley mit einem Marktanteil von 7,8% am Börsenumsatz seine rund 220.000 derivativen Produkte an dem neuen Segment gelistet, das als Subsegment der seit 1999 bestehenden, marktführenden Euwax (European Warrant Exchange) etabliert wurde. In den Genuss des Wegfalls börslicher Transaktionsentgelte kommen Anleger aber nur dann, wenn sie ihre Orders über die Comdirect aufgeben. Wie Björn Andersen, Bereichsleiter Brokerage bei der Comdirect, sagt, „konnte eine für den Anfang sehr zufriedenstellende Anzahl an Trades über dieses Angebot abgewickelt werden“ – ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen.
Wichtig für die Comdirect sei vor allem, so Andersen weiter, dass sie keine Verschiebung zu Lasten anderer Aktionen im außerbörslichen Bereich feststellten, sondern zusätzliche Orders generieren würden. Konkret handeln die Kunden der Comdirect verbriefte Derivate von Morgan Stanley ab 1.000 Euro Handelsvolumen ohne Orderprovisionen, Börsenentgelte und Courtagen. Unter 1.000 Euro zahlt der Kunde die aktuell gültigen Orderprovisionen.
Keine Umsatzzahlen
Mit der Raiffeisen Bank International (RBI) lässt seit Oktober bisher neben Morgan Stanley lediglich ein kleiner Emittent seine rund 4.000 Produkte auf Easy Euwax listen. Von der vor Jahresfrist geäußerten Erwartung der Börse, mit Easy Euwax auf lange Sicht die Umsätze des „Ursegments“ Euwax zu erreichen, ist man damit noch meilenweit entfernt. Auch der Umstand, dass die Börse bei Nachfragen zu Easy Euwax auf Tauchstation geht, deutet darauf hin, dass sich das neue Segment nicht gerade zum Erfolgsmodell gemausert hat. Die Umsätze von Easy Euwax werden jedenfalls wie ein Staatsgeheimnis gehütet.
Waches Auge auf den Markt
Gleichzeitig bleibt das Gros der Emittenten zurückhaltend, hat aber ein waches Auge auf den Markt. „Wir beobachten genau, wie sich Easy Euwax entwickeln wird", sagt Peter Bösenberg, Deutschlandchef für den Handel mit verbrieften Derivaten bei der Société Générale, ohne aber an dem neuen Modell angeschlossen zu sein.
Entscheidend werde sein, ob der Markt mehr Potenzial hergibt als das aufsummierte Handelsvolumen, börslich wie außerbörslich. „Die Frage ist also, inwieweit die Beteiligten mit Easy Euwax neue Kunden gewinnen können oder sich nur Marktanteile verschieben“, sagt ein weiterer Emittenten-Vertreter. Wie bei allen Marktmodellen gilt laut Bösenberg auch bei Easy Euwax, dass es umso einfacher sei, je mehr Teilnehmer angebunden seien. Letztere aber lassen noch auf sich warten.
Erhöhte Listing-Gebühr
Die Umsätze verbriefter Derivate verteilen sich in einem Verhältnis von eins zu drei auf den börslichen und außerbörslichen Handel. Dabei ist der Weg über die Börse tendenziell teurer. Easy Euwax soll als börsliches Handelsmodell zu außerbörslichen Transaktionsbedingungen, also ohne börsliches Entgelt, verlorene Marktanteile zurückholen. Von den Emittenten verlangt die Börse Stuttgart dafür erhöhte Listing-Gebühren, um die entgangenen Transaktionsentgelte der Börse zumindest teilweise zu kompensieren.