Die Hannover Rück will unter Führung von Clemens Jungsthöfel als reiner Rückversicherer weiterhin ihre Wettbewerbsvorteile durch schlanke Aufstellung ausspielen. „Die Verpflichtung, dass wir Nahbarkeit, Pragmatismus und kurze Entscheidungswege pflegen müssen, trage ich wie ein Mantra vor mir her – nicht erst seit ich am 1. April den Vorstandsvorsitz übernommen habe“, betont der neue Chef des weltweit drittgrößten Rückversicherers im Interview mit der Börsen-Zeitung.

Jungsthöfel war zuvor viereinhalb Jahre Finanzvorstand der Hannover Rück, die ihren Börsenwert seit 2019 auf mehr als 33 Mrd. Euro verdoppelte und 2022 in den Dax aufstieg. Um bei starkem Wachstum die richtige Balance zu finden, helfe die Fokussierung nur auf die Rückversicherung. Überflüssige Bürokratie zu verhindern, sei „ein Reflex in unserer Organisation“. Den Angaben zufolge entstanden in den vergangenen Jahren keine neuen Hierarchieebenen im Unternehmen. „Wenn wir in der Hannover Rück den Spirit unseres ,somewhat different'-Ansatzes bewahren und mit unserer Kundenorientierung weiterhin profitabel wachsen, können wir zuversichtlich sein“, so Jungsthöfel. Er sehe keinen Grund, der dagegen spreche, mittel- bis langfristig in der Schaden-Rückversicherung weiterhin Wachstumstraten wie in den vergangenen Jahren von 7 bis 8% pro Jahr zu erreichen. Noch in diesem Jahr sollen die Planungen für den nächsten dreijährigen Strategiezyklus ab 2027 beginnen.

Dass es in den jüngsten Vertragserneuerungsrunden zum 1. Januar und zum 1. April zu Preisabrieben kam, bereitet dem Hannover-Rück-Chef keine Sorgen. Das sei eine Folge von mehr Kapazität im Markt, die in vielen Teilen aber auch auf eine höhere Nachfrage treffe. „Mit Blick auf die vergangenen zehn bis 15 Jahre bewegen wir uns in der Schaden-Rückversicherung immer noch in einem sehr attraktiven Marktumfeld mit angemessenen Raten über das gesamte Buch hinweg.“ Zu den Kapitalanlagen der Hannover Rück sagt der Vorstandschef, man werde bei Anlagestrategie, Mischung und Streuung konservativ bleiben.