Harbourvest zielt auf vermögende Privatkunden
Im Gespräch: martina Schliemann
Harbourvest zielt auf vermögende Privatkunden
Private-Equity-Manager will verstärkt Family Offices und semiprofessionelle Anleger als Kunden gewinnen
Von Thomas List, Frankfurt
Von Thomas List, Frankfurt
Harbourvest, einer der größten Private-Equity-Investmentmanager weltweit, will im deutschsprachigen Raum verstärkt Family Offices und über Vertriebspartner vermögende Privatkunden gewinnen. „Über unser im Juli 2021 eröffnetes Büro in Frankfurt wollen wir die Nähe zu unseren institutionellen Kunden sicherstellen und weitere Investoren gewinnen“, sagte Niederlassungsleiterin Martina Schliemann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Dabei denken wir auch an Single Family Offices und erstmals an sogenannte semiprofessionelle Anleger, also auch vermögende Privatkunden, die den Kriterien nach Paragraf 1, Abs. 19, Ziff. 33 Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) entsprechen. Dazu gehört u.a. eine Mindestanlage von 200.000 Euro. Diesen Kundenkreis wollen wir über unsere Vertriebspartner, z.B. Banken, ansprechen.“
Die als Private Partnership in den USA ansässige Harbourvest hatte weltweit Ende Dezember 2022 etwa 107 Mrd. Dollar Assets under Management in den Anlageklassen Private Equity, Infrastruktur und Private Credit. „Wir legen das Kapital unserer Kunden über eigene Fonds entweder in Fonds unserer Partner an oder als Co-Investment an der Seite unserer Partner direkt in Unternehmen.“ Von besonderem Interesse ist für den Assetmanager der stark wachsende Sekundärmarkt für Fondsbeteiligungen. „Angesichts sehr volatiler Aktienmärkte versuchen sich Investoren zunehmend Liquidität über Sekundärmärkte zu beschaffen“, beobachtet Schliemann. „Wir sind mit einer sehr stabilen Mannschaft seit Jahrzehnten auf diesem Markt aktiv. Dabei werden wir meist von Investoren angesprochen, die uns ihre Fondsanteile zu teilweise nicht unerheblichen Abschlägen verkaufen.“
Die langfristige Wachstumsperspektive sei bei Investitionen entscheidend, betont Schliemann und verweist auf die konservative Anlagepolitik von Harbourvest. Angesichts der Tatsache, dass die Gründer 1982 aus der Versicherungswirtschaft gekommen sind, verwundert dieser Ansatz nicht. Eigentümer sind etwa 67 Partner, von denen keiner mehr als 7,5% der Unternehmensanteile hält. Zur Langfristkultur von Harbourvest passt, dass das Unternehmen seit vielen Jahren von zwei Managern über ein Executive Management Committee geführt wird. Peter Wilson ist seit 1996 in London dabei, während John Toomey 1997 bzw. 2001 am Hauptsitz in Boston zum Unternehmen stieß.
Die zehn Harbourvest-Fonds haben ein Volumen zwischen 500 Mill. und 12 Mrd. Dollar. Die europäischen Zielfonds bringen meist etwa 1 Mrd. Euro auf die Waage mit Unternehmenswerten im Mid-Cap-Segment zwischen 300 Mill. und 1,5 Mrd. Euro. „Aus Gründen der Diversifikation darf jeder Zielfonds in unserem Fund of Funds maximal ein Gewicht von 3% haben.“ Die Harbourvest-Kunden investieren in der Regel zwischen 5 und 200 Mill. Dollar. Als Investitionsziele im Vordergrund stehen für Schliemann (Energie-)Infrastruktur, Gesundheitswesen (insbesondere Arzneimittelforschung), Arbeitsmodelle der Zukunft und künstliche Intelligenz. „Global gesehen werden am Infrastrukturmarkt bessere Renditen zu erwirtschaften sein als auf den Immobilienmärkten“, ist Schliemann überzeugt. Harbourvest-Fonds sind global ausgerichtet, nicht thematisch, abgesehen von einem ESG-orientierten Fonds, der Co-Investments in Unternehmen macht. „Das entspricht den Wünschen unserer Investoren, die ihr Kapital weltweit investieren wollen. Eine gewisse Ausnahme sind deutsche Investoren, die sich teilweise nur auf Europa konzentrieren.“ In der DACH-Region hat Harbourvest derzeit 41 Kunden aus den Bereichen Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke.
Harbourvest Global Private Equity (HVPE) ist eine börsennotierte Investmentgesellschaft, die allen Anlegern Zugang zu Investitionen in private Unternehmen bietet. HVPE investiert ausschließlich in Fonds, die von Harbourvest Partners verwaltet werden. HVPE wurde im Dezember 2007 an der Euronext Amsterdam gelistet und ist heute an der London Stock Exchange notiert. Das Unternehmen ist im FTSE 250 vertreten und verfügt über ein Nettovermögen von 3,8 Mrd. Dollar und eine Marktkapitalisierung von ca. 1,6 Mrd. Pfund (Stand: 28. April 2023).
Der Private-Equity-Manager Harbourvest setzt hierzulande künftig verstärkt auf Family Offices und semiprofessionelle Anleger. Mindestens 200.000 Euro müssen diese allerdings investieren wollen. Dies berichtet Niederlassungsleiterin Martina Schliemann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Von besonderem Interesse ist für den Assetmanager der stark wachsende Sekundärmarkt für Fondsbeteiligungen.