HCOB senkt Ergebnisziel wegen Neuausrichtung
HCOB senkt Ergebnisziel wegen Neuausrichtung
Einmalkosten für geplanten Personalabbau belasten Ertragslage in diesem Jahr – Eigene digitale Plattform für Privatkundeneinlagen ab 2026
Um Chancen für einen Verkauf zu erhöhen, will die HCOB ihre Profitabilität bis 2027 verbessern. Dazu stellt sie einige Geschäfte ein und baut rund 200 Vollzeitstellen ab. Einmalkosten im Zuge dieser Neuausrichtung belasten die Ertragslage in diesem Jahr. Ihr Gewinnziel reduziert die Bank jetzt.
ste Hamburg
Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) hat im Zuge ihrer im Frühjahr angekündigten strategischen Neuausrichtung das Gewinnziel für 2025 reduziert. Wie das Institut bei Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni bekannt gab, soll das Vorsteuerergebnis in diesem Jahr infolge von Einmaleffekten bei 250 (i.V. 248) Mill. und nicht mehr wie ursprünglich avisiert über 300 Mill. Euro landen. Damit entspräche das Ergebnis dem Vorjahresniveau von 248 Mill. Euro.
Die Korrektur des Ausblicks ist auf Belastungen im Verwaltungsaufwand von 45 Mill. Euro durch den beschlossenen Personalabbau zurückzuführen. Zudem geht die Bank inzwischen davon aus, dass der Zinsüberschuss und damit der Gesamtertrag infolge eines gezielt verringerten Bilanzvolumens niedriger ausfallen wird als noch Ende 2024 angenommen. Die HCOB, aus dem Verkauf der HSH Nordbank Ende 2018 an Finanzinvestoren um Cerberus und JC Flowers hervorgegangen, hatte im ersten Halbjahr beschlossen, durch eine stärkere Ausrichtung auf Kerngeschäfte sowie durch Verschlankung der Organisation und effizientere Prozesse profitabler zu werden.
Rückzug aus Geschäften
In einem im April veröffentlichten Interview mit der Börsen-Zeitung hatte Luc Popelier, seit September 2024 Vorstandschef der Bank, angekündigt, dass sich die HCOB bis 2027 aus der internationalen Immobilienfinanzierung, dem Luftfahrtgeschäft sowie Teilen des Geschäfts mit strukturierten Finanzierungen zurückziehen werde. Das Abbauvolumen betrage insgesamt 3,5 Mrd. Euro, rund 10% der Bilanzsumme von 33,6 Mrd. Euro per Ende 2024. Die Fokussierung auf deutsche und europäische Unternehmenskunden, Projekt- und Schiffsfinanzierungen in Europa sowie das Immobiliengeschäft in Deutschland werde mit einem Abbau von knapp 200 oder rund 20% der Vollzeitstellen einhergehen. Ihre Zahl lag Ende vorigen Jahres bei 934.

HCOB
Um den Personalabbau sozialverträglich umzusetzen, sei im Juni ein Interessenausgleich und Sozialplan verabschiedet worden, teilte die Bank nun mit. Die mit dem Abbau voraussichtlich verbundenen Kosten habe man im Halbjahresabschluss bereits verarbeitet. Inzwischen seien Vereinbarungen mit Beschäftigten getroffen worden, die in Summe etwa zwei Drittel der geplanten Stellenreduktion von 925 Vollzeitäquivalenten zum 30. Juni auf etwa 735 bis Ende 2027 ausmachten. Die Aufwandsquote erwartet die HCOB infolge der Zusatzkosten im Gesamtjahr 2025 bei unter 50% und damit um 5 Prozentpunkte höher als zunächst angenommen. Ihre jährliche Personal- und Sachkostenbasis will die Bank bis 2028 verglichen mit dem Jahr 2024 um 12% auf 293 Mill. Euro reduzieren.
Ausbau von Refinanzierungsbasis
Im Zuge der Geschäftsanpassung strebt die HCOB laut ihrem CEO auch an, die Refinanzierung zu diversifizieren und Kosten zu senken. Bislang beruht sie auf Unternehmenseinlagen und dem Finanzmarkt. In drei Jahren sollen mit etwa 6 Mrd. Euro knapp 25% des gesamten Refinanzierungsbedarfs durch Privatkundeneinlagen gedeckt werden. Über eine Online-Plattform sollen Privatkunden zunächst in Deutschland ab 2026 direkt Einlagenkonten bei der HCOB eröffnen können. Die Initiative ergänzt das 2024 gestartete indirekte Einlagengeschäft über die Raisin-Online-Plattform „Weltsparen“.

Mit ihrem fokussierteren Geschäftsmodell will die HCOB mittelfristig eine Eigenkapitalrendite von mindestens 10% bei einer harten Kernkapitalquote von 16% und einen Vorsteuergewinn von mindestens 300 Mill. Euro erreichen. Für 2025 stellt die Bank mit Verweis auf eine deutlich erhöhte Steuerlast, die aus Auflösungen von latenten Steuern auf Verlustvorträge resultiert, inzwischen eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von rund 3% in Aussicht. Zuvor standen mehr als 7% in Aussicht. Für die ersten sechs Monate weist die HCOB 2,5 (6,0)% aus. Bereinigt um Einmaleffekte liege die Eigenkapitalrendite mit 7,1 (7,3)% nur leicht unter Vorjahr, was die Profitabilität der Bank spiegele, so die Bank.
„Solide Ertragsbasis“
„Die Hamburg Commercial Bank hat ihre fokussierte Geschäftsstrategie erfolgreich auf den Weg gebracht und wir sind mit den bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden“, erklärte Vorstandschef Popelier in der Mitteilung des Instituts. „Unsere nachhaltige operative Stärke und solide Ertragsbasis ermöglichen es uns, die einmaligen Belastungen aus der Geschäftsschärfung gut zu bewältigen.“ Das Vorsteuerergebnis einschließlich der Rückstellungen für den geplanten Personalabbau stieg im ersten Halbjahr verglichen mit 2024 um 8% auf 139 Mill. Euro. Dabei legte der Gesamtertrag um 4% zu.
Für den Anstieg sorgte ein auf 18 (-4) Mill. Euro verbessertes Ergebnis aus FVPL-kategorisierten Finanzinstrumenten, das von der Abwertung des Dollar gegenüber dem Euro begünstigt wurde. Der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle der HCOB gab um 5% oder 19 Mill. Euro verglichen mit dem Vorjahreszeitraum nach, in dem die Bank nach eigenen Angaben mit 21 Mill. Euro noch von einem Ergebniseffekt aus der Veräußerung von Schuldscheindarlehen profitiert hatte. Man habe, so die HCOB zum aktuellen Halbjahresresultat, von einer guten operativen Geschäftsentwicklung profitiert sowie von einem verbesserten sonstigen betrieblichen Ergebnis. Dieses fiel aufgrund von Auflösungen diverser Rückstellungen sowie Umsatzsteuererstattungen aus frühen Veranlagungszeiträumen besser aus.