Hedgefonds TCI zeigt Wirecard an
Im Streit um die Konsequenzen aus dem desaströsen Abschlussbericht der Bilanzsonderprüfer von KPMG hat der Hedgefonds TCI Fund den Druck auf Wirecard mit einer Strafanzeige gegen Vorstandschef Markus Braun erhöht. Derweil bringen sich immer mehr Hedgefonds gegen den Zahlungsabwickler in Position. sck München – Nach der Rüge von KPMG im Bericht zur Sonderprüfung hat der Machtkampf um Wirecard eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Londoner Hedgefonds TCI von Christopher Hohn, der die Abberufung von CEO Markus Braun fordert, reichte beim zuständigen Landgericht München I Strafanzeige gegen das Management ein. TCI zufolge ergaben sich aus dem Prüfergebnis strafrechtlich relevante Tatbestände. Wirecard bezeichnete die Anzeige als unbegründet. Hohn betreibe ein “taktisches Manöver”.Die Aktie des Zahlungsabwicklers reagierte auf diese Nachricht kaum. Nach einer kleinen Erholung von den zurückliegenden deutlichen Kursverlusten drehte das Papier kurz zuvor wieder ins Minus und beendete den Xetra-Handel bei 82,14 Euro (-2,2 %). Vorige Woche sackte der Titel zeitweise auf bis zu 72 Euro ab. Leerverkäufer verdienen daran, wenn die Aktie in den Keller geht.Seit Bekanntgabe des KPMG-Resultats am 28. April befindet sich die Aktie wieder in Turbulenzen. Die Prüfer bemängelten, dass das strittige Drittlizenzgeschäft gar nicht zu untersuchen gewesen sei, da die dafür notwendigen Daten fehlten (vgl. BZ vom 29. April). Der Anteilschein stürzte daraufhin um über 26 % ab. Der Aufsichtsrat gab die Sonderprüfung in Auftrag nach Vorwürfen der “Financial Times”, unsauber zu bilanzieren. Der Finanzzeitung zufolge schaltete sich die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung in den Fall ein und startete mit einer Untersuchung bei Wirecard. Die Finanzaufsicht BaFin leitete ein Verfahren ein wegen des Verdachts auf Verstoß gegen Ad-hoc-Publizitätspflichten (vgl. BZ vom 13. Mai). Das Dutzend erreichtDer Erklärungsdruck auf die Verwaltung wächst. Chefaufseher Thomas Eichelmann entzog zwar dieser Tage Braun die Zuständigkeit für Investor Relations, stellte sich aber vor ihn. Eichelmann hält an dem CEO fest. Vor 15 Jahren sorgte TCI dafür, dass der damalige Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, nach einer missglückten Expansionsstrategie gehen musste.Unterdessen zieht die Glaubwürdigkeitskrise von Wirecard immer mehr Hedgefonds an, um gegen das Dax-Unternehmen zu wetten. So hat sich die Gruppe von Gesellschaften aus den USA und aus Großbritannien, die über größere Shortpositionen von Aktien des Zahlungsabwicklers verfügen, ausgeweitet. Waren noch bis vor wenigen Wochen zehn Häuser dieser Spezies von Marktakteuren in der Causa engagiert, so sind es nun zwölf. Ende April gesellte sich Coltrane aus dem britischen Überseegebiet Cayman-Inseln hinzu, dieser Tage schloss sich Bloom Tree Partners aus den USA an.Das Dutzend hält Netto-Leerverkaufspositionen laut Bundesanzeiger von zusammen 11,36 % des Grundkapitals. Das entspricht 14 Millionen Anteilscheinen, die derzeit 1,16 Mrd. Euro wert sind. Darunter befindet sich TCI (1,53 %) mit 1,89 Millionen Aktien. Nach derzeitigem Marktwert entspricht das einer “Feuerkraft” des Fonds von 156 Mill. Euro. Banken und CEO halten gegenDie meisten Adressen weiteten ihre bestehenden Engagements aus, Bloom Tree (0,10 %) und Coltrane (0,46 %) brachten kleinere Pakete neu mit ein. Insgesamt sind das 1,4 Prozentpunkte mehr als im April.Nach Angaben der amerikanischen Researchagentur S3 Partners ist der Block von Hedgefonds, die sich gegen den Fintech-Konzern positionieren, noch viel größer als angenommen. S3 Partners beziffert den Umfang der Shortpositionen mit Wirecard-Aktien auf aktuell insgesamt 26 % des frei handelbaren Grundkapitals des Unternehmens, wie das “Manager Magazin” auf seiner Internetseite berichtete. Das wären 32 Millionen Titel der insgesamt 123,57 Millionen Papiere.Mit dieser stärkeren Formierung stemmt sich der Block der Hedgefonds gegen andere, einflussreiche institutionelle Anleger, denen nachgesagt wird, den umstrittenen CEO zu stützen. Dabei handelt es sich um die drei amerikanischen Investmentbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley und Citigroup sowie die französische Großbank Société Générale. Nach Angaben von Wirecard vereint dieses Quartett zwar nur 1,3 % der Stimmrechte auf sich, kommt aber mit Call-Optionen auf zusammen fast 36 %. Braun selbst kontrolliert 7,1 %. Erwartet wird, dass es auf der Hauptversammlung am 2. Juli zum Showdown kommt.