Helaba Invest verabschiedet Ziehvater Trautmann
Von Jan Schrader, FrankfurtFür seine Familie und seine Leidenschaft, nämlich die Berge und seine Heimat im Allgäu, wolle er nun wieder mehr Zeit haben, sagt Firmenchef Uwe Trautmann. Der 60-Jährige, der bereits 1995 zur damals noch winzigen Fondsgesellschaft der Landesbank Helaba kam, kurz darauf zum Geschäftsführer aufstieg und seit 1999 zunächst als Sprecher und später als Vorsitzender die Geschäftsführung leitet, verlässt die 316 Mitarbeiter zählende Gesellschaft Ende August des kommenden Jahres, wenn sein Vertrag ausläuft, wie die Landesbank am Freitag mitteilte. Als Nachfolger ist Hans-Ulrich Templin (55) bereits gesetzt, der 2001 zur Helaba Invest kam und derzeit in der Geschäftsführung das Assetmanagement für liquide Anlageklassen leitet.Unter Trautmanns Führung hat die Helaba-Tochter, die in der Junghofstraße unweit der Bankzentrale im Main-Tower residiert, stark an Volumen gewonnen: 2001 stieg die Helaba Invest in das Geschäft der Administration von Vermögen ein. Die Helaba-Tochter bündelt heute als sogenannte Master-Kapitalverwaltungsgesellschaft im Spezialfondsmantel Vermögen, die auf andere Fondsgesellschaften verteilt und dort verwaltet werden. Dieses Arrangement – zentrale Bündelung und Berichterstattung, aber Vermögensverwaltung durch Dritte – ist im Geschäft mit institutionellen Investoren verbreitet. Helaba Invest ist hier ein wichtiger Spieler, spürt aber den Kostendruck in dem wettbewerbsintensiven Feld. Daher forciert sie auch das Geschäft in anderen Bereichen, namentlich dem Assetmanagement und dem Segment für Immobilien und alternative Anlagen. Im Geschäft mit privaten Sparern ist das Haus hingegen nicht vertreten.Die Gesellschaft meldet noch einen zweiten Abgang in der Geschäftsführung: Ulrich Lingner (61), verantwortlich für Alternative Investments und Immobilien sowie für die Auswahl von Assetmanagern, geht Ende März 2020, und zwar ebenfalls auf eigenen Wunsch und aus Gründen der persönlichen Lebensplanung, wie die Helaba mitteilt. Damit wären künftig erst einmal nur zwei Posten in der Geschäftsführung besetzt. Neben dem designierten Firmenchef Templin bleibt Christian Popp (60), verantwortlich für Fondsadministration und die Masterfonds, in der Geschäftsführung. Über die Nachfolge für die bald offenen Positionen von Templin und Lingner will deie Konzernmutter Helaba “zu gegebener Zeit entscheiden”, wie Aufsichtsratschef Hans-Dieter Kemler, der auch Vorstandsmitglied der Helaba ist, erklärte. Spezialwissen gefragtDie offenen Posten erfordern spezielle Expertise, wie der bisherige Zuschnitt zeigt. Der künftige Helaba-Invest-Chef Templin ist in seiner heutigen Funktion als Assetmanagement-Leiter sowohl für die grundsätzlich strategische als auch kurzfristig taktische Aufteilung des Vermögens verantwortlich sowie für das Trading Desk und das sogenannte Overlay-Management, also die Steuerung des Portfolios anhand eines Risikobudgets. Trautmann, der vor seinem Einstieg 1995 bei der Commerzbank Karriere gemacht hat und dort zuletzt für die Spezialfondstochter Commerzinvest für Marketing, Akquisition und Kundenbetreuung verantwortlich war, steuert diese Bereiche heute auch für die Helaba Invest. Hinzu kommen Recht, Compliance, Innenbetrieb und Interne Revision sowie Qualitätsmanagement und Unternehmensentwicklung. Mit einem verwalteten Vermögen von 143 Mrd. Euro zählt Helaba Invest zu den mittelgroßen Fondsadressen in Deutschland.Die Konzernmutter Helaba formuliert Worte des Bedauerns: Trautmann habe die Entwicklung der Fondstochter über ein Vierteljahrhundert geprägt, Lingner das Haus als Multi-Manager für Immobilieninvestments positioniert. “Daher bedauern wir es sehr, dass wir im nächsten Jahr zwei sehr erfolgreiche und hoch geschätzte Experten für das institutionelle Assetmanagement verlieren werden”, erklärt Helaba-Chef Herbert Hans Grüntker.