Herausforderungen für das Asset Servicing

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Betriebsmodelle umgestellt und stark in Technologie investiert werden

Herausforderungen für das Asset Servicing

Das Asset-Servicing-Geschäft befindet sich auf europäischem Niveau nach wie vor auf Wachstumskurs. Und dennoch unterliegt die Branche einem zunehmenden Wettbewerbs- und Margendruck, der in vermehrten Konsolidierungen zum Ausdruck kommt. Vor zehn Jahren waren auf dem deutschen Verwahrstellenmarkt rund fünfzig Häuser aktiv, heute sind es circa vierzig. Große internationale Häuser wachsen durch Akquisitionen weiter und drängen kleinere Anbieter zunehmend vom Markt. Gleichzeitig ziehen sich einige Anbieter aus strategischen Gründen aus dem Markt zurück, weil es ihnen an Investitionspotenzial, Profitabilität und Differenzierung fehlt. So müssen Asset Servicer heute strengere regulatorische Anforderungen erfüllen, Betriebsmodelle umstellen und weiterhin stark in Technologie investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Kurzum: Der Wettbewerbsdruck für Asset Servicer wird nicht nur in Deutschland, sondern grenzüberschreitend immer größer.Der Margen- und damit Renditedruck ist für alle Häuser – ob Global Custodians oder Nischenplayer – extrem hoch und nimmt zunehmend Einfluss auf die Breite des Produkt- und Dienstleistungsspektrums von Verwahrstellen. Obwohl das Verwahrstellengeschäft im Kern vom Wertpapiergeschäft bestimmt wird, haben die meisten Anbieter ihr Lösungsspektrum bereits um Themen wie die Verwahrung von Sondervermögen in Immobilien sowie alternativen Investments erweitert. Bei dieser Angebotsbreite wird der Preis schnell zum entscheidenden Faktor für Kunden. Dabei verharrt das Preisniveau von Verwahrstellen auf einem Allzeittief, das den Anbietern nur noch marginal Spielraum für eine Preisdifferenzierung gibt.Und dennoch geben eben diese Herausforderungen neue Interpretationsspielräume im Hinblick auf mögliche Alternativstrategien und Differenzierungspotenziale. Zum einen müssen Asset Servicer heute zunehmend den Einsatz neuer Technologien evaluieren, um flexibler und schneller zu werden und damit langfristig den heutigen Bedürfnissen der Vermögensverwalter gerecht zu werden. Zum anderen können sie sich durch die Art und Weise, wie sie ihre Kunden bedienen, von der Konkurrenz unterscheiden. Denn Kunden von Verwahrstellen möchten nach wie vor besonders eines: hohe Servicequalität. “Für uns als Nischenanbieter ist daher wichtig, dass wir unseren Kunden durch entscheidende Zusatzservices und ein hohes Maß an Individualität einen wirklichen Mehrwert liefern”, erklärt Patrick Karb, Abteilungsdirektor bei Hauck & Aufhäuser und verantwortlich für die Themen Blockchain und Kryptoassets. Um die eigene Position als Provider zu stärken, verfolgt das traditionsreiche Bankhaus eine dreigliedrige Strategie. Denn neben der Fokussierung auf die Servicequalität spielen die Komponenten Internationalisierung und Digitalisierung eine zentrale Rolle für die Weiterentwicklung des Geschäftsbereichs. Internationaler AusbauDabei stellt das Asset Servicing bereits seit 1969 ein strategisches Kerngeschäftsfeld von Hauck & Aufhäuser dar, das jüngst zunehmend an internationaler Relevanz gewinnt. So ist Luxemburg seit der Übernahme der dortigen Sal. Oppenheim Gesellschaften im Jahr 2017 der größte Standort der Privatbank. Mit der Akquisition von Crossroads Capital Management (CCM) im Juni dieses Jahres wird aktuell der Ausbau der Dienstleistungen in Irland vorangetrieben. “Im nächsten Schritt beabsichtigen wir, in Irland neben der ManCo-Funktion von CCM auch eine Fondsadministration sowie eine Verwahrstellenlösung aufzubauen”, ergänzt Abteilungsdirektor Karb. Damit könnte das Bankhaus seinen Kunden auch in Irland – analog zu Luxemburg – künftig eine One-Stop-Shop-Lösung anbieten. Denn Irland ist mit 2,7 Bill. Euro Assets under Administration nach Luxemburg mit 4,7 Bill. Euro Assets under Administration der zweitgrößte Asset-Servicing-Markt in Europa. Insgesamt werden dadurch sowohl das Produktangebot als auch die Dienstleistungen und damit auch die Zielkunden internationaler. KI und RobotikNeben den Internationalisierungsbestrebungen ist Digitalisierung das zweite Thema, welches bei Hauck & Aufhäuser intensiv vorangetrieben wird. So ist der Fortschritt im Hinblick auf die Möglichkeiten der Datenerfassung und -evaluation (mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, KI) und Prozessverbesserung (mit Hilfe von Robotics Processing Automation, RPA) für Asset Servicer elementar. Mit den technischen Möglichkeiten steigen auch die Anforderungen an interne Prozesse, die Servicequalität und damit auch der Kundennutzen. Denn es werden mehr Daten denn je aus einer Vielzahl an Quellen generiert. Administratoren und Verwahrstellen haben dabei eine besondere Verantwortung zu tragen. Die Analyse, Aufbereitung und Weitergabe von Daten hilft den Kunden dabei, ihren eigenen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern auszubauen. Dementsprechend hoch ist das Interesse aller Branchenteilnehmer an weiterführenden Technologien wie Distributed Ledger Technologie (DLT), Blockchain und damit einhergehend insbesondere Kryptoassets. Deutschland wird im EU-Vergleich aus technischer und regulatorischer Perspektive eine Pionierrolle zugeschrieben, was sämtliche Marktteilnehmer dazu anregt, eng an diesen Entwicklungen zu partizipieren. Doch welche Möglichkeiten bieten diese Technologien für Asset Servicing Provider konkret? Distributed Ledger TechnologyManche sehen DLT tatsächlich als “Game Changer” vieler Branchen. Während Blockchain vor allem als Basistechnologie für Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum bekannt ist, ist sie nur eine Art von Distributed Ledger. Denn während die Blockchain (z. B. in Bitcoin-Netzwerken) offen zugänglich ist (Unpermissioned Ledger), bietet die DLT ein weitaus breiteres Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, von denen Asset-Servicing-Provider sowohl bei Transaktionen als auch bei der Administration profitieren können, z. B. durch die Verbesserung von Prozessen bei der Wertpapierabwicklung oder Middle- und Backoffice-Aufgaben. “Trotz der Potenziale, die wir in DLT oder Blockchain sehen, ist die treuhänderische Funktion, die durch Verwahrstellen ausgeübt werden muss, nicht wegzudenken, sondern wird diese ich der neuen Technologie entsprechend anpassen”, erläutert Abteilungsdirektor Karb. Und so scheint es, dass selbst DLT nicht ändern wird, was Asset Servicer tun, sondern wie sie es tun. Sollte sich diese Technologie für die Aufbewahrung von Daten, die Transaktionsverarbeitung und die Informationsbeschaffung bewähren, könnte sie die Kosten für die administrativen Prozesse senken und die Vorteile für den Kunden und den Provider steigern.Ähnlich realistisch blickt das Bankhaus auf das Thema Kryptoassets bzw. Token. Die Verwahrung, Unterverwahrung und Transaktionen von digitalen Werten müssen weiterhin etablierten Marktteilnehmern mit hoher Expertise und erfolgreichem Track Record obliegen. “Auch wenn neue Wettbewerber wie Fintechs auf den Markt drängen, sollten Sicherheit und Transparenz die regulatorische Marschrichtung beim Thema Kryptoverwahrung vorgeben. Denn Kundenvertrauen und Anlegerschutz sind nach wie vor die Grundvoraussetzung und damit auch der Erfolgsfaktor der gesamten Bankenbranche”, ergänzt Patrick Karb weiter. Deshalb nimmt Hauck & Aufhäuser im Bereich der digitalisierten Wertpapiere und deren Handling bereits vor einer finalen Gesetzeseinführung eine Vorreiterrolle ein. Prozesse, Produkte und erste Kundenprojekte unter Einbindung von Kryptoassets und Token beschäftigen die Bank schon seit einiger Zeit.So hat sich Hauck & Aufhäuser für den Aufbau von Dienstleistungen im Bereich der Kryptoverwahrung und -administration entschieden. Der Fokus liegt aktuell hierbei vor allem auf der Partizipation an Gremienarbeit und dem engen Austausch mit Aufsichtsbehörden. Denn Unsicherheiten in der Klassifizierung von Token, die Notwendigkeit einer besonderen Lizenz sowie Fragen in Bezug auf die Sicherheit derzeit noch zu viel Interpretationsspielraum, um ein finales Korsett für das Thema Kryptoassets zu schnüren. Als Metronom für alle aktuellen Aktivitäten fungiert daher das aktuell laufende Gesetzgebungsverfahren, um schließlich den Kunden eine regulatorisch konforme, sichere und transparente Lösung für den Umgang mit Kryptoassets präsentieren zu können, die ihren Anforderungen sowohl an Zeitgeist und damit Technologie als auch an Servicequalität entspricht. Holger Sepp, Mitglied des Vorstands bei Hauck & Aufhäuser