Aareal Bank

Hoffen auf morgen

Die Menschen reisen, wenn sie reisen dürfen. Mit dieser Feststellung fasste Christof Winkelmann, Marktvorstand des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal Bank, am Mittwoch die Entwicklung der internationalen Hotelbelegungsquoten zusammen. Diese ...

Hoffen auf morgen

Die Menschen reisen, wenn sie reisen dürfen. Mit dieser Feststellung fasste Christof Winkelmann, Marktvorstand des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal Bank, am Mittwoch die Entwicklung der internationalen Hotelbelegungsquoten zusammen. Diese Interpretation traf den Nerv der Anleger, die es offenbar satt haben, sich und ihr Portfolio auf den Weltuntergang einzustellen. Jedenfalls schloss die Aktie zweistellig im Plus, obwohl die veröffentlichten Zahlen wenig Überraschendes zu bieten hatten.

Tatsächlich hat die Menschheit in dem Jahr seit dem Ausbruch der Pandemie in Europa Erstaunliches zuwegegebracht. Es ge­lang, in Rekordzeit einen Impfstoff zu entwickeln und mit der gebotenen Vorsicht durch das Zulassungsverfahren zu bringen. Erste Studien weisen darauf hin, dass er nicht nur das Individuum, sondern auch das Kollektiv schützt, indem er die Ansteckung durch Geimpfte weitgehend verhindert. Pessimisten mögen zu Recht dagegenhalten, dass die Evolution erfinderisch ist und das Virus noch effizientere Ausbreitungsstrategien entwickeln wird. Aber es gibt eben auch gute Gründe zu hoffen, dass die Wissenschaft auch hierauf Antworten finden kann.

Insofern tun Aktienanleger gut daran, frühzeitig Titel zu identifizieren, die im Sog der schlechten Nachrichten möglicherweise über die Maßen unter Druck geraten sind. Damit tun sie im Grunde ja nichts anderes als die Aareal Bank, wenn sie Winkelmanns Ankündigung erfüllt, in diesem Jahr Hotels und bei guten Gelegenheiten sogar Einzelhandelsimmobilien zu finanzieren, was angesichts des eingetrübten Marktumfelds lukrativer sein dürfte als vor der Pandemie. Ohne die Hoffnung auf morgen läuft im Kapitalismus nun einmal nichts.

Auf das Prinzip Hoffnung setzt das Management der Aareal Bank offensichtlich auch beim Thema Boni. Obwohl es bereits vor der offiziellen Ankündigung des Jahresverlusts Kritik an der mit zuletzt 19 Mill. Euro durchaus üppigen Vergütung des sechsköpfigen Vorstands gab, spekuliert das Gremium offenbar darauf, dass ihm die Investoren die mangelnde Bereitschaft zum Verzicht durchgehen lassen. In der 13-seitigen Pressemitteilung verlor das Institut kein Wort zum Thema Boni. Auf Anfrage hieß es dazu lediglich, dass mit einer „deutlichen“ Reduktion der variablen Vergütung zu rechnen sei. Besser zu Gesicht stehen würde es dem Vorstand, sich etwaige Boni erst dann zu genehmigen, wenn auch die in Aussicht gestellte Dividende vollständig ausgeschüttet werden darf.