Nach der Pleite

Hoffnungsschimmer für Greensill-Gläubiger

Die erste Gläubigerversammlung der insolventen Greensill Bank hat den gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter Michael Frege bestätigt. Der Anwalt, der sich mit dem Insolvenzverfahren über den deutschen Ableger der US-Bank­ Lehman Brothers einen Namen gemacht hat, setzt auf internationale Kooperation.

Hoffnungsschimmer für Greensill-Gläubiger

Von Anna Sleegers, zzt. Bremen

Der Insolvenzverwalter der Bremer Greensill Bank hat die Gläubiger auf ein langwieriges Verfahren eingestimmt und zugleich die Hoffnung geschürt, zumindest einen Teil der ausstehenden Forderungen von rund 4 Mrd. Euro zu erfüllen. Wie der vom Amtsgericht Bremen bestellte Rechtsanwalt Michael Frege von der Kanzlei CMS am Dienstag auf der Gläubigerversammlung in Bremen sagte, konnten bislang 460 Mill. Euro sichergestellt werden, weitere Mittel flössen ständig in die Insolvenzmasse, aus der dann die Ansprüche der Gläubiger befriedigt werden.

In den nächsten drei bis fünf Jahren hofft Frege, bis zu 2 Mrd. Euro an Vermögen sicherzustellen. Die Greensill Bank hatte unter anderem über die Einlagenplattformen Zinspilot und Weltsparen Kundengelder in Deutschland eingeworben, um die Lieferkettenfinanzierungsgeschäfte ihrer britischen Schwestergesellschaft Greensill Capital zu finanzieren. Das Kartenhaus der Lieferkettenfinanzierungen stürzte ein, als das Stahlimperium des britischen Unternehmers Sanjeev Gupta infolge des Coronaschocks ins Wanken geriet.

Da das Institut dem Einlagensicherungsfonds der privaten Banken angehört, musste dieser rund 3 Mrd. Euro Entschädigungen an die zumeist privaten Einlagekunden der Greensill Bank auszahlen. Die Kommunen und Länder, die ihre Steuereinnahmen zum Teil ebenfalls bei der Greensill Bank angelegt hatten, um den von immer mehr Banken und Sparkassen geforderten Verwahrentgelten zu entgehen, gingen daher leer aus, weil der Bankenverband nach dem letzten großen Entschädigungsfall die Satzung geändert hat.

Kommunen müssen warten

Die Gebietskörperschaften, zu denen neben Gießen, Eschborn und Monheim auch das Land Thüringen gehört, müssen daher wie auch der BdB und die Großbank Credit Suisse auf eine erfolgreiche Arbeit des Insolvenzverwalters hoffen. Doch bevor sie ihre Forderungen wenigstens zum Teil wiedersehen, profitiert erst mal die Entschädigungseinrichtung der gesetzlichen Sicherungseinrichtung von etwaigen Abschlagszahlungen aus der Insolvenzmasse. Die Institution, die private Kundeneinlagen bis 100000 Euro absichert, hat rund 1 Mrd. Euro ausgezahlt, die nun bevorrechtigt aus der Insolvenzmasse zurückgezahlt werden. Diese Summe wird nach Einschätzung des Insolvenzverwalters innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre sichergestellt werden können.

„Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass das Verfahren ohne Schaden für Sie ausgeht“, sagte Frege auf der ersten Gläubigerversammlung, die unter Wahrung der Abstands- und Hygienevorgaben in einem Bremer Konzerthaus stattfand. Mit einem Team aus 40 Anwälten der Kanzlei CMS arbeite er jedoch intensiv daran, die Rechtspositionen der Gläubiger auch im Ausland geltend zu machen. Zuversichtlich stimme ihn, dass es gelungen sei, bei den zuständigen Gerichten in den USA, Großbritannien und Australien eine Anerkennung des deutschen Insolvenzrechts zu erwirken. Dadurch stehe die Beschlagnahmung nach deutschem Recht unter dem Schutz der dortigen Gerichte.

Der Insolvenzverwalter, der sich nach der Lehman-Pleite einen Ruf als Experte für grenzüberschreitende Fälle gemacht hat, setzt im Fall der Greensill-Insolvenz nach eigenen Worten auf die Liquidation von Vermögenswerten und Sicherheiten. So plane er einen zeitnahen Verkauf der drei von der Bank angeschafften Privatflugzeuge, die in einem Hangar in Liverpool stünden und für die ein Schätzwert von 35 Mill. bis 40 Mill. Euro angesetzt sei.

Vorliebe für Vergleiche

Darüber hinaus müssten Haftungsansprüche geklärt und Forderungen durchgesetzt werden, etwa gegen die US-Gesellschaften White Oak und Blue Stone. Gegen die Gupta-Gruppe bestehen Frege zufolge Forderungen in Höhe von 2 Mrd. Euro. Sofern möglich, bevorzugt Frege nach eigener Darstellung außergerichtliche Vergleiche, um möglichst zeitnah Massezuflüsse zu sichern. Das sei aber nicht in jedem Fall umsetzbar.

Es sei in dem Verfahren auch von einem betrügerischen Element auszugehen, das in der Regel mit dem Abhandenkommen von Vermögen einhergehe. Daher müssten sich die Gläubiger auf einen Schuldenschnitt einstellen, aber nicht auf einen Totalverlust. Lobende Worte fand er für die Beschäftigten der Greensill Bank, mit denen es einen aufrichtigen und kooperativen Austausch gebe. Vor dem Hintergrund, dass am Ende des Verfahrens, das sich bis zu zehn Jahre ziehen könne, die Abwicklung des Instituts stehen werde, sei dies keine Selbstverständlichkeit.