Nach enttäuschenden Quartalszahlen

HSBC kauft mehr Aktien zurück als angekündigt

Die britische Großbank HSBC will ihre Aktionäre für ihre Geduld und ihre Loyalität belohnen. Damit gemeint sein dürfte nicht zuletzt der chinesische Großaktionär Ping An, der auf eine Zerschlagung des Konzerns dringt.

HSBC kauft mehr Aktien zurück als angekündigt

HSBC will Anteilseigner belohnen

Bankhaus erhöht Rückkaufpläne stärker als erwartet – Aktie nach Zahlen dennoch unter Verkaufsdruck

Obwohl die Zahlen für das dritte Quartal schwächer ausfielen als vom Markt erwartet, erhöht die britische Großbank HSBC die Rückkaufpläne für dieses Jahr deutlich. Statt der bereits antizipierten 2 Mrd. Dollar hat sie 3 Mrd. Dollar dafür eingeplant, wodurch das Gesamtvolumen auf 7 Mrd. Dollar steigt.

lee Frankfurt

Die britische Großbank HSBC hat im dritten Quartal erneut vom steigenden Zinsniveau profitiert, aber die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllen können. Wie das Institut am Montag mitteilte, stieg der im dritten Quartal erzielte Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 70% auf 7,7 Mrd. Dollar an. Die Konsensschätzung hatte bei 8,1 Mrd. Dollar gelegen.

Der Finanzkonzern erzielt den größten Teil seiner Einnahmen in Asien, wo er auch weiterhin die größten Wachstumschancen sieht. Wegen der schleppenden konjunkturellen Erholung nach der restriktiven Covid-Politik und angesichts der schwelenden Immobilienkrise in China sehen viele Investoren diese strategische Ausrichtung derzeit eher kritisch.

China und Geopolitik belasten

Tatsächlich entfiel etwa die Hälfte der im dritten Quartal getroffenen Kreditrisikovorsorge von 1,1 Mrd. Dollar auf den gebeutelten Gewerbeimmobiliensektor in China. Bankchef Noel Quinn räumte bei der Vorlage der Zahlen ein, dass der chinesische Immobiliensektor eine tiefgreifende Korrektur hinter sich habe. „Ich glaube, wir haben den Boden erreicht, aber es wird eine ziemliche Weile dauern, bis der Markt sich erholt und wieder Momentum gewinnt“, ergänzte er. In den kommenden zwölf Monaten erwarte er keinen massiven Umschwung, nur graduelle Verbesserungen.

Sorgen bereiten dürfte den Anlegern auch der Krieg zwischen Israel und der Hamas. HSBC gehört zu den größten Banken im Nahen Osten und müsste bei einer Ausweitung des Konflikts mit negativen Effekten rechnen. Wie aus dem Zahlenwerk hervorgeht, hat zudem die Gewinnentwicklung im Vergleich zum außergewöhnlich starken zweiten Quartal etwas an Dynamik verloren. So stieg die Nettozinsmarge den Angaben zufolge zwar im Vergleich zum Vorjahresquartal um 19 Basispunkte auf 1,70%. Im Vergleich zum Vorquartal entwickelte sie sich jedoch erstmals seit mehr als einem Jahr wieder rückläufig, wenn auch nur um 2 Basispunkte.

Die nicht zinsgebundenen Erträge verdoppelten sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beinahe auf 6,9 Mrd. Dollar. Das war zum Teil auf Wechselkurse, vor allem aber auf einen buchhalterischen Effekt im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf der französischen Retailsparte zurückzuführen.

Nachdem es eine Weile so ausgesehen hatte, als ob sich kein Käufer finden würde, hatte das Institut im Vorjahresquartal eine bereits getätigte Abschreibung in Höhe von 2,1 Mrd. Dollar wieder zurückgenommen, was den Vergleich verzerrt. HSBC erwartet den Angaben zufolge, den Verkauf noch im Schlussquartal über die Bühne zu bringen, wodurch die Abschreibung wieder vorgenommen würde.

Erlöse steigen deutlich

Unter dem Strich nahm HSBC im dritten Quartal mit 16,2 Mrd. Dollar 40% mehr ein als binnen Jahresfrist. Damit summieren sich die Gesamteinnahmen seit Jahresbeginn auf 53 Mrd. Dollar, was einem Plus von 17% entspricht. Vor dem Hintergrund der positiven Geschäftsentwicklung kündigte das Institut den zusätzlichen Rückkauf von Aktien im Wert von 3 Mrd. Dollar an, erwartet worden waren lediglich 2 Mrd. Dollar. Das Gesamtvolumen der Aktienrückkäufe steigt damit auf 7 Mrd. Dollar. Darüber hinaus hat HSBC drei Quartalsdividenden von insgesamt 30 Cent ausgeschüttet.

„Wir generieren derzeit sehr viel Kapital“, sagte Quinn. „Wir sind in einer guten Position, um unsere Anteilseigner für ihre Geduld und Loyalität in den vergangenen Jahren zu belohnen.“ Er hoffe, dass der chinesische Großaktionär Ping An damit zufrieden sei. Der Versicherungskonzern dringt seit geraumer Zeit auf eine Abspaltung des asiatischen Geschäfts.

Die Aktie notierte dennoch im Minus. Allerdings hat sich die HSBC-Aktie im bisherigen Jahresverlauf auch deutlich besser entwickelt als die anderen Bankwerte im britischen FTSE-350-Index.

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