HSBC übernimmt volle Kontrolle über Trinkaus
ab Düsseldorf – Die britische Großbank HSBC verleibt sich die deutsche Tochter HSBC Trinkaus & Burkhardt komplett ein. Dazu kaufen die Briten im ersten Schritt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) deren Anteil von 18,66 % ab und stocken die eigene Beteiligung damit auf 99,33 % auf, wie Trinkaus ad hoc mitteilte. Zum Kaufpreis für das Aktienpaket, das die LBBW als “reine Finanzbeteiligung ohne geschäftsstrategische Bedeutung” apostrophiert, vereinbarten die Vertragsparteien Stillschweigen. Dem Vernehmen nach zahlen die Briten deutlich mehr als 250 Mill. Euro.Nach Abschluss der Transaktion will HSBC die wenigen verbliebenen Minderheitsaktionäre – nur 0,7 % des Grundkapitals befinden sich im Streubesitz – zeitnah herausdrängen. Die Voraussetzung dafür soll eine außerordentliche Hauptversammlung – nach Möglichkeit noch in diesem Jahr – schaffen. Für eine entsprechende Beschlussfassung im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung, die am 9. Juni virtuell stattfindet, reichte die Zeit nicht. Die Höhe der Barabfindung wird auf Basis eines Wertgutachtens eines Wirtschaftsprüfers festgelegt. Seit 1991 beteiligtAn der Börse war die Nachricht nur für einen vorübergehenden Kurssprung gut. Zum Handelsende notierte die Aktie bei 49,10 Euro, ein Tagesgewinn von 2,1 %. Die Marktkapitalisierung beläuft sich damit auf 1,7 Mrd. Euro. Angesichts des minimalen Streubesitzes ist der Aktienkurs jedoch wenig aussagekräftig.Der Anteil der LBBW an der einstigen Privatbank stammt noch aus dem Jahr 1991, damals hatte sich die L-Bank als eine der Vorgängerinstitute der LBBW bei der zur britischen Midland Bank gehörenden Trinkaus & Burkhardt eingekauft. Ein Jahr später schluckte HSBC die Midland Bank samt der Beteiligung an der deutschen Adresse, die 1985 30 % des Aktienkapitals an die Börse gebracht hatte. Rechtsformwechsel Wurde die Beteiligung an der einstigen Privatbank in Stuttgart lange Zeit als strategisches Investment angesehen, änderten sich die Verhältnisse 2005. Damals wurde der Landesbank Interesse nachgesagt, ihre Beteiligung aufzustocken. Nach längerem Hin und Her ging es dann jedoch in die andere Richtung. Die bis dato als persönlich haftenden Gesellschafter agierenden Vorstände ließen sich auf einen Rechtsformwechsel von der KGaA in eine AG ein und schafften damit die Voraussetzung für das dauerhafte Commitment der Briten. “Die Diskussion, dass HSBC ihre Anteile verkaufen könnte, ist tot”, verdeutlichte seinerzeit Vorstandschef Andreas Schmitz. Nachfolgend baute HSBC die Beteiligung ausgehend von 73,5 % in mehreren Schritten auf gut 80 % aus. Mit dem Rechtsformwechsel verloren die Stuttgarter das strategische Interesse an ihrer Beteiligung.Mit der Transaktion übernimmt die britische Mutter die vollständige Kontrolle über die deutsche Tochter. Das ist insofern von Bedeutung, als der neue Vorstandschef in London, Noel Quinn, im Februar einen radikalen Konzernumbau angekündigt hatte. Nach einem Bericht der “Financial Times” sollen die Umbaupläne wegen der Covid-19-Pandemie nun überarbeitet werden. Damit könnten die Einschnitte, angekündigt war der Abbau von bis zu 35 000 Arbeitsplätzen, noch tiefer werden. Die Kürzungen betreffen vor allem die Geschäfte in den USA und Europa sowie das Investment Banking, während in Asien expandiert werden soll.