Im Interview:Andree Moschner, Meag

„Ich habe keine Angst vor volatilen Märkten“

Die Meag setzte auf Spezialisierung, nachhaltiges Wachstum ohne Übernahmen und die KI-Integration, sagt CEO Andree Moschner..

„Ich habe keine Angst vor volatilen Märkten“

Im Interview: Andree Moschner

„Ich habe keine Angst vor volatilen Märkten“

Meag-CEO über Spezialisierung, Nachhaltigkeit, die Einbindung in die Munich Re und Innovation in einer Branche im Wandel

Assetmanager stehen unter Transformationsdruck. Andree Moschner, Geschäftsführer der Meag, spricht darüber, wie Spezialisierung, Nachhaltigkeit und Innovation als Erfolgsfaktoren genutzt werden können und wie die Tochter der Munich Re den Herausforderungen begegnet.

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Herr Moschner, die Assetmanagement-Branche erlebt derzeit große strukturelle Veränderungen. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein, und was bedeutet das für die Meag? 

Die Branche steht unter erheblichem Transformationsdruck, ausgelöst durch Margen- und Kostendruck. Wir werden Konsolidierungen sehen, aber sie werden auch häufiger diskutiert als umgesetzt. Unsere Strategie ist klar: Wir setzen auf Spezialisierung und nutzen die Zugehörigkeit zu Munich Re, um in unseren Kernbereichen erfolgreich zu sein. Dazu gehören liquide Fixed-Income-Anlagen und illiquide Alternatives wie Immobilien, Infrastructure Credit und Equity sowie Forst und Agrar. Diese Fokussierung erlaubt uns, flexibel zu agieren, auf nachhaltige Wertschöpfung zu setzen und organisch anstatt durch Übernahmen zu wachsen. 

Dennoch die Frage nach Konsolidierung. Wie positioniert sich die Meag? 

Konsolidierungen sind komplex. Sie müssen nicht nur kulturell passen, sondern auch echte Kostensynergien und nachhaltige Effizienzsteigerungen bringen. Als Unternehmen von Munich Re sind wir gut aufgestellt. Gleichzeitig haben wir uns im Rahmen eines 2020 eingeläuteten Strategieprogramms stärker auch auf institutionelle Kunden außerhalb der Munich-Re-Gruppe fokussiert und unser Angebot gezielt erweitert, insbesondere auch im Bereich Alternatives.

Passive Investmentstrategien und Fintechs gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wie bleibt die Meag in diesem Wettbewerb relevant? 

Wir konzentrieren uns bewusst auf aktives Management, für private, aber vor allem für institutionelle Kunden und hier insbesondere Versicherungen bzw. versicherungsnahe Anleger. Unsere Stärke liegt in bedarfsgerechten Lösungen und dem direkten Zugang zu spezifischen Anlageklassen, die passive Strategien oft nicht abdecken können. Hinzu kommt die besondere Kompetenz von Munich Re bei der Bewertung und dem Management von versicherungsrelevanten Risiken, die wir nutzen und die insbesondere bei illiquiden Alternatives immer relevanter wird. ETFs haben ihre Berechtigung, aber unser Fokus liegt auf langfristigen, nachhaltig erfolgreichen Anlagestrategien. Wir sehen unser Lösungsspektrum als Ergänzung zu passiven Ansätzen.

Sind ETFs in dem Kontext überflüssig? 

ETFs können eine adäquate Anlageform in standardisierten Märkten und für viele Investoren sinnvoll sein. Wir setzen jedoch auf die Vorteile eines aktiven Ansatzes, insbesondere angesichts der anspruchsvollen Anforderungen unserer institutionellen Kunden – etwa bezüglich Verbindlichkeiten, Risikomanagement und Reporting. Diese Anforderungen gehen weit über die Möglichkeiten passiver Strategien hinaus. Hier überzeugen wir mit unserer engen Kundenbeziehung, dem direkten Marktzugang vor allem bei Buy-&-Maintain-Anlagestrategien und unserer Expertise in der Verwaltung großer Vermögen.

Gibt es Überlegungen, in den ETF-Bereich einzusteigen? 

Nein, das ist nicht geplant. Der ETF-Markt erfordert enorme Skaleneffekte, die für uns nicht im Vordergrund stehen. 

Welche Rolle spielen Innovationen wie künstliche Intelligenz? 

KI ist ein zentraler Bestandteil unserer Zukunftsstrategie. Wir werden sie vor allem zur Optimierung der Performance und zur Effizienzsteigerung nutzen. Beispielsweise hilft KI uns, Risikoanalysen schneller und präziser durchzuführen und Daten zielgerichteter aufzubereiten. KI ist für uns ein wertvolles, ergänzendes Werkzeug, das fundierte Entscheidungsgrundlagen liefert. Die finale Bewertung liegt weiterhin bei unseren Experten. 

Wie setzt die Meag KI konkret ein?

Wir arbeiten derzeit an der Implementierung einer umfassenden KI-Governance und haben spezielle Projektteams dafür aufgestellt. Aktuell befinden wir uns in der Pilotphase. 

KI wird oft kritisch betrachtet, insbesondere hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit. Wie sehen Sie das? 

KI ist für uns eine Unterstützung, kein Ersatz. So bleiben zum Beispiel unsere Portfoliomanager integraler Bestandteil der Entscheidungsprozesse. KI hilft ihnen, fundierte Entscheidungen noch schneller und effizienter zu treffen. Unternehmen, die KI nicht nutzen, laufen langfristig Gefahr, Marktanteile und Arbeitsplätze zu verlieren.

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil Ihrer Strategie. Was unterscheidet die Meag von anderen Assetmanagern? 

Vor allem, dass wir auf die besondere Expertise der Munich-Re-Gruppe in den Bereichen Risikomanagement und Klimaforschung zurückgreifen können. Das verschafft uns Zugang zu tiefgreifendem Know-how, über das andere nicht verfügen und das gleichzeitig weiter an Bedeutung gewinnt. Wir setzen klare ESG-Ziele und integrieren diese konsequent in unsere Anlageentscheidungen.

Wie begegnen Sie den steigenden regulatorischen Anforderungen im ESG-Bereich? 

Regulierungen sind wichtig für ein stabiles Finanzsystem, dürfen aber nicht ausufern. Wir profitieren von der Expertise der Munich Re und können so ESG-Standards umsetzen und gleichzeitig attraktive Renditen erzielen. Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehen aus unserer Sicht Hand in Hand, wenn die Regulierung zielgerichtet bleibt. 

Wie beurteilen Sie die aktuellen Herausforderungen auf den globalen Finanzmärkten? 

Die Märkte sind volatiler geworden, bedingt durch geopolitische Spannungen und makroökonomische Unsicherheiten. Für uns ist das jedoch kein Grund zur Sorge. Der Umgang mit einem unsicheren Marktumfeld ist Teil unseres Geschäftsmodells, Volatilität sehen wir als Chance, uns als aktiver Manager zu profilieren. Wir sind es gewohnt, in unsicheren Zeiten die Gelder nach den Risikopräferenzen unserer Kunden anzulegen.

Machen Ihnen Marktturbulenzen mit starken Kursverlusten bei Aktien und Anleihen wie 2022 keine Sorgen? 

Ich bin entspannt in dem Sinne, dass ich keine Angst vor volatilen Märkten habe. Widerstandsfähig zu sein und gerade auch in solchen Phasen Mehrwert für unsere Kunden zu erzielen, gehört zu unseren Stärken – dank unserer Erfahrung, Professionalität und schnellen Reaktionsfähigkeit auf Marktentwicklungen. Dies zeigen auch Auszeichnungen von renommierten Fonds-Ratingagenturen im Bereich der Publikumsfonds. Deshalb sehe ich keinen Grund zur Sorge, auch nicht in volatilen Phasen. 

Das Interview führte Wolf Brandes.

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