Im Dienste des Finanzplatzes Frankfurt
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtBernadette Weyland überreicht zwei Frankfurtern das Bundesverdienstkreuz am Bande, Bernadette Weyland übergibt den Mitgliedern des Musikvereins 1913 Harheim einen Förderbescheid über 500 Euro, Bernadette Weyland spricht beim Heringsessen eines Ortsvereins, Bernadette Weyland würdigt die Träger des Staatspreises für das Kunsthandwerk, Bernadette Weyland präsentiert mit Schülern Energiespartipps – Alltag einer Finanzstaatssekretärin. Bernadette Weyland tritt, wie ihr Minister Thomas Schäfer, nicht nur ubiquitär in Erscheinung, die Pressestelle des hessischen Finanzministeriums sorgt auch eifrig dafür, dass dem geneigten Publikum nichts von dieser dem Amt innewohnenden Extremaktivität entgeht.Für fette Schlagzeilen sind solche Termine der volksnahen CDU-Politikerin naturgemäß nicht unbedingt gut, und am Finanzplatz sorgen die Anlässe nicht gerade für Schnappatmung. Schon eher lässt in der Banking Community und auch überregional aufhorchen, wenn die promovierte Rechtswissenschaftlerin gemeinsam mit dem “Co-Chief Information Officer” des Ministeriums, Roland Jabkowski (das ist der IT-Stratege der Landesregierung, als CIO fungiert Schäfer), in der Digitalfabrik der Deutschen Bank aufkreuzt und bei respektablem Medienauftrieb für den Banken- und den Fintech-Standort Frankfurt wirbt.In jüngerer Zeit ist ein Thema hinzugekommen, mit dem Schäfer und Weyland im Dienste des Finanzplatzes nicht nur deutschlandweit, sondern gerade international und namentlich in London Wahrnehmung erheischen: der Brexit und die damit verbundenen Chancen für Frankfurt. Gerade war es wieder so weit: “Do you have any questions regarding your income tax matters? Just visit us online or call us free of charge: www.gofrankfurttax.com and +800 2545 0000.” So werden Besucher einer von der Staatssekretärin freigeschalteten englischsprachigen Homepage mit Informationen für Brexit-Zuzügler begrüßt – die für alle, die es noch nicht wussten, auch den sehr zutreffenden Hinweis enthält, das deutsche Steuerrecht sei “schon für Deutsche eine Herausforderung”. Hessens Finanzverwaltung wolle ihren Teil dazu beitragen, dass Beschäftigten der vielen Unternehmen, die im Zuge des Brexit Arbeitsplätze nach Frankfurt-Rhein-Main verlagern, samt ihren Familien der Umzug gelingt und die Menschen sich hier wohlfühlen, so Weyland. OB-Wahlkampf im FokusEin gewisses Faible für den Finanzplatz erklärt sich wohl auch daraus, dass die aus Münster/Westfalen stammende 59-jährige Mutter von vier erwachsenen Kindern vor dem Jura-Studium bei der Sparkasse ihrer Geburtsstadt zur Bankkauffrau ausgebildet wurde und später eine Lehrtätigkeit an der Sparkassenakademie in Frankfurt ausübte. Im jetzigen Amt kann sich die Harley-Fahrerin indes nicht mehr allzu lange für den Finanzplatz starkmachen. Ende August hört sie als Staatssekretärin auf, um sich voll auf die Kandidatur als Oberbürgermeisterin Frankfurts unter anderem gegen Amtsinhaber Peter Feldmann (SPD), den Nachfolger der langjährigen “OB” Petra Roth (CDU), zu fokussieren.