Pfandbriefbanken

Immobilienfinanzierungsmarkt präsentiert sich gespalten

Gewerbliche Darlehen der Pfandbriefbanken ziehen wieder an. Im Bereich der Wohnimmobilienkredite gibt es jedoch weiter Rückgänge. Die Talsohle ist aber möglicherweise erreicht.

Immobilienfinanzierungsmarkt präsentiert sich gespalten

Baukreditmarkt gespalten

Gewerbliche Darlehen ziehen an, Wohnkredite schwächeln – VDP legt Finanzierungszahlen vor

wbr Frankfurt

Das Immobilienfinanzierungsneugeschäft in Deutschland zeigt ein gespaltenes Bild. Während das Volumen bei Wohnimmobilienkrediten weiter rückläufig ist, konnten die Finanzierungen im gewerblichen Bereich zulegen.

Insgesamt sagten die im Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) zusammengeschlossenen Institute im zweiten Quartal Darlehen für Wohn- und Gewerbeimmobilien in Höhe von 28,2 Mrd. Euro zu, was zusammengenommen einen Rückgang um 38,2% gegenüber dem Vorjahresquartal bedeutete. Im Vergleich zum ersten Quartal erhöhte sich das Neugeschäft allerdings um 10,2%.

Die Zahlen interpretiert VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt als Anzeichen dafür, dass die Talsohle erreicht sein könnte. „Der vor uns liegende Weg der Markterholung wird jedoch von vielen kleinen Schritten geprägt sein und möglicherweise bis 2024 andauern.“

Investoren brauchen Zeit

Investoren und Privatleute würden weiterhin noch Zeit benötigen, um sich an das gestiegene Zinsniveau zu gewöhnen. „Erst wenn der Transaktionsmarkt wieder richtig anspringt, wird auch das Finanzierungsgeschäft wieder Fahrt aufnehmen“, so Tolckmitt.

Das Neugeschäft entwickelte sich unterschiedlich: Das Volumen neu vergebener Wohnimmobiliendarlehen fiel auf Quartalssicht um 9,2% auf 14,8 Mrd. Euro. Im vierten Quartal 2022 lag das Volumen noch bei 17,0 Mrd. Euro. Demgegenüber erhöhte sich das Neugeschäft in der Gewerbeimmobilienfinanzierung vom ersten zum zweiten Quartal um 44,1% auf 13,4 Mrd. Euro. Im vierten Quartal 2022 waren es noch 7,8 Mrd. Euro.

Auch innerhalb der Wohnimmobilien gab es divergierende Entwicklungen. Von den im zweiten Quartal 2023 zugesagten Darlehen entfiel etwas mehr als die Hälfte auf die Finanzierung von Ein- und Zweifamilienhäusern (7,6 Mrd. Euro nach 7,1 Mrd. Euro im ersten Quartal 2023). Auch die Finanzierung von Eigentumswohnungen zog gegenüber dem ersten Quartal an. Demgegenüber kam es bei der Finanzierung von Mehrfamilienhäusern zu einem Rückgang von 5,9 auf 3,4 Mrd. Euro.

Unklare Förderbedingungen

„Die Nachfrage speziell nach Wohnimmobilienfinanzierungen ist weiterhin verhalten“, so Tolckmitt. Hier mache sich die investitionshemmende Kombination aus verschlechterten Finanzierungsbedingungen, unklarer Fördersituation und Baukostensteigerungen bemerkbar, die eine große Herausforderung für die Bau- und Immobilienwirtschaft darstelle.

Bei den Gewerbeimmobiliendarlehen dominierten von April bis Juni mit 7,5 Mrd. Euro die Finanzierungen für Bürogebäude. Gegenüber dem Anfangsquartal 2023 nahm das Büroimmobilien-Neugeschäft deutlich zu.

Bei Hotels Lichtblicke

Auf Einzelhandelsimmobilien und Hotels entfielen im Berichtsquartal Anteile in Höhe von 14,2 bzw. 10,5% des gewerblichen Segments. Dabei wiesen die Finanzierungen für Handelsgebäude gegenüber dem ersten Quartal 2023 ein Minus aus, während Hoteldarlehen zunahmen.

„Nachdem rund um die Jahreswende ein sehr geringes Neugeschäft zu verzeichnen gewesen ist, sehen wir nun im zweiten Quartal zaghafte positive Signale“, sagt Tolckmitt.

Gewerbliche Darlehen zogen im zweiten Quartal 2023 weiter an. Im Bereich der Wohnimmobilienkredite gibt es jedoch erneut Rückgänge, berichtet der Verband der Pfandbriefbanken VDP bei Vorlage der Finanzierungsdaten. Die Talsohle ist aber möglicherweise erreicht.

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