In Italien droht eine neue Bankenkrise

Steuerzahler dürften wieder bluten müssen

In Italien droht eine neue Bankenkrise

bl Mailand – Italien steht vor einer neuen Bankenkrise. Rom muss erneut der Monte dei Paschi di Siena (MPS) unter die Arme greifen und auch die Situation der tief in den roten Zahlen steckenden Banken Carige und Popolare di Bari (Volksbank von Bari) gibt Anlass zu großer Sorge. Die Regierungspartei 5 Sterne drängt massiv auf die Bildung einer großen Staatsbank um die Volksbank von Bari und MPS.Noch sind die Kredite der Banken an die Unternehmen mit Moratorien abgesichert, die erst im Laufe des nächsten Jahres ablaufen. Auch die europäischen Hilfsmaßnahmen und das massive Aufkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), das die Finanzierungskosten der italienischen Banken deutlich gedrückt hat, helfen. Darüber hinaus haben die Banken im dritten Quartal von höheren Gewinnen im Trading-Geschäft profitiert und die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite gegenüber dem zweiten Quartal deutlich reduziert. Doch mit der neuen Coronavirus-Welle wird die Situation für einige Institute brenzlig.Das gilt besonders für die MPS. Sie wurde 2017 durch eine staatliche Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro gerettet. Seither ist Rom mit 68 % an der Bank beteiligt. Doch Italiens Regierung hat sich gegenüber der EZB verpflichtet, das Institut bis 2022 zu privatisieren. Rom sucht händeringend einen Partner für das Institut, am liebsten Unicredit. Doch die HVB-Mutter winkt ab: Zu riskant. MPS hat für den Zeitraum Januar bis September einen Verlust von 1,54 Mrd. Euro ausgewiesen. Die Bank hat außerdem ihre Rückstellungen für Rechtsrisiken in Höhe von insgesamt 10,2 Mrd. Euro um 410 Mill. auf 768 Mill. Euro aufgestockt. MPS hat kürzlich mit Zustimmung Europas faule Kredite von 8,1 Mrd. Euro an die staatliche Bad Bank Amco übertragen, muss dafür aber das Kapitalpolster mit der Ausgabe einer Tier-2-Anleihe zu Marktbedingungen erhöhen, was alles andere als einfach sein wird. Außerdem braucht die Bank, die noch immer viel zu viele Filialen und Beschäftigte hat, dringend eine Kapitalerhöhung, an der laut Geschäftsführung gerade gearbeitet werde. Bis Monatsende könnte eine Kapitalmaßnahme von 2,5 Mrd. Euro ins Haus stehen und nach Lage der Dinge ist es erneut der Steuerzahler, der für den größten Teil davon geradestehen muss.Wenn überhaupt, dann dürfte Rom die Bank nur mit einer erheblichen Mitgift loswerden, aber da müsste Europa zustimmen. Für Stefano Caselli, Bankenprofessor der renommierten Mailänder Universität Bocconi, ist “die Situation nicht einfach für den Staat. Aber in einer fortschreitenden Krise könnten sich neue Lösungsmöglichkeiten ergeben”, glaubt er und vermutet, dass die Regierung auf Zeit spielt.Brenzlig könnte es auch für die vom Staat und dem Einlagensicherungsfonds FITD der Privatbanken gerettete Genueser Carige werden. Sie soll in den nächsten Monaten zum Vorzugspreis an die Trientiner Genossenschaftsholding CCG gehen. Doch ob sie in dieser Lage bereit ist, sich eine hoch defizitäre Bank ans Bein zu binden, ist noch nicht geklärt. Auch hier ist der Steuerzahler womöglich längst nicht aus dem Schneider.Dritte Problembank ist die Volksbank von Bari, die Anfang 2020 mit 1,6 Mrd. Euro von FITD und Staat gerettet wurde. Mehrheitseigner ist die Staatsbank Mediocredito Centrale (MCC). Die 5 Stelle drängen auf die Bildung einer großen staatlichen Bank für den Süden, unter Einbeziehung der Monte dei Paschi. “Die Versuchung ist da. Aber es besteht das Risiko, dass es in zwei Jahren riesige Verluste und eine enorme Verschleuderung von Geld geben wird”, sagt Caselli, der an eine neue Konsolidierungswelle in Italiens Bankenlandschaft glaubt. Die Gefahr ist groß, dass es erneut die Steuerzahler sind, die die Risiken übernehmen.