Im Gespräch: Michael Rieder

Infrastruktur und Nachhaltigkeit passen zusammen wie Topf und Deckel

ESG-Reporting und Nachhaltigkeit bei Infrastruktur-Investments sind enorme Herausforderungen für Fondsmanager und Investoren.

Infrastruktur und Nachhaltigkeit passen zusammen wie Topf und Deckel

Im Gespräch: Michael Rieder

„Infrastruktur und ESG passen perfekt“

Gründer von Palladio Partners warnt vor Überregulierung bei Infrastruktur – Kritik an großen Managern

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Schöne Fotos im Geschäftsbericht mit Windparks zeigten, dass man als Investor modern und im Bereich Infrastruktur tätig war. Doch das war die alte Welt. „Aber das reicht heute nicht mehr aus“, sagt Michael Rieder, geschäftsführender Gesellschafter der auf Infrastruktur spezialisierten Anlagegesellschaft Palladio Partners, die er 2012 mit Bernd Kreuter gründete.

Die qualitative Form der Berichterstattung wird mehr und mehr durch Zahlen ersetzt. Betroffen sind institutionelle Investoren wie Versicherungen, Versorgungswerke und Pensionskassen. Für sie organisiert und verwaltet Palladio Direktbeteiligungen, Fonds und Dachfonds. In Deutschland investiert Palladio direkt in nachhaltige Projekte wie grüne Datencenter, Stromnetze und erneuerbare Energien, ungefähr 1,8 von insgesamt 9 Mrd. Euro. Mit der Summe sieht sich Palladio ganz vorn unter den Infrastruktur-Spezialisten in Deutschland.

Einzahlung auf Transformation

„Infrastruktur und Nachhaltigkeit passen zusammen wie Topf und Deckel. Man hat einen direkten Impact auf die gesellschaftliche Veränderung“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Bankkaufmann Rieder. Der überwiegende Teil der Assetklasse zahle direkt auf die Transformation ein und passe somit schon heute perfekt, und der „dreckige Rest“ werde in den kommenden Jahren massiv verbessert. „Infrastruktur passt deshalb so gut zu institutionellen Investoren, und daher ist die Nachfrage so groß. Jetzt muss man halt das Kleingedruckte regeln, und das bedeutet für uns als Anbieter einen massiv gestiegenen Beratungsprozess.“

Während man bei liquiden Assets einfach auf den Knopf drücken kann und Daten und Reporting bekommt, fehlt es im illiquiden Bereich an Transparenz. „Als Anbieter muss man den Investoren helfen, diese Transparenz zu schaffen.“ Denn der Anteil der Infrastruktur-Investments am Gesamtportfolio werde immer größer und beträgt bei deutschen institutionellen Anlegern heute schon im Durchschnitt 4%.

Oft keine Durchschau

Insbesondere bei den indirekten Investments sei Reporting oft schwierig. Doch das Ziel müsse es sein, Nachhaltigkeit quantifizierbar zu machen und unter anderem Kennzahlen wie den CO2-Fußabdruck zu ermitteln. „Global investieren wir in Fonds und über Co-Investments, und in dem Fall müssen Dienstleister uns bei der Datenerhebung helfen. Daneben unterstützen wir die großen KVGen bei Analysen. Nicht alle haben bereits die volle Durchschau“, sagt Rieder, der von 2001 bis 2008 für Morgan Stanley Investment Management tätig war und dann zu Altira wechselte.

Viele Assetmanager seien noch nicht vorbereitet, wenn Investoren auf Knopfdruck wissen wollen, wo ihre Assets in einem Fonds oder Dachfonds ganz genau liegen. Einige Anleger beschäftigen sich zwar intensiv mit dem Thema Daten und Nachhaltigkeit. „Alle, die es auf die lange Bank schieben, kommen ins Hintertreffen. Schlimmstenfalls stellt ein Investor irgendwann fest, dass er 20% nicht ESG-konforme Infrastruktur im Portfolio hat.“

Die Probleme bei Daten in illiquiden Märkten fangen dabei schon bei einfachen Fragen an, beispielsweise der Abgrenzung von Sektoren: Wo hört der Versorger auf und wo fängt Energie an? „Da muss sehr viel händisch nachgearbeitet werden“, sagt Rieder.

Versicherungen hart reguliert

Großer Druck entsteht auch bei dieser Anlageklasse durch die ESG-Regulierung. Die Anforderungen unterscheiden sich dabei auch stark nach Anlegergruppe. Sie sind unterschiedlich für Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke. „Leider wird in vielen Bereichen übers Ziel hinausgeschossen. Beispiel Nachhaltigkeitsregulierung im Versicherungsbereich.“ Rieder muss als Anbieter das Beste daraus machen. Als Branchenvertreter sieht er die Regulierung zum Teil kritisch. „Eine komplizierte und aufwendige Regulierung führt dazu, dass weniger in die Anlageklasse investiert wird. Der Bedarf an Kapital für die Transformation in diesem Bereich ist aber riesig. Ohne privates Kapital werden die Milliardeninvestitionen, die in Deutschland nötig sind, nicht zu stemmen sein.“ Deutsche Altersversorger könnten einen größeren Beitrag liefern und würden auch gerne mehr investieren, so seine Einschätzung. „Hier bedarf es eines intensiveren Austausches mit der Politik, um diese zu sensibilisieren.“

Extraquote in NRW

Ein Problem ist für Investoren die niedrige Quote für Beteiligungen, worunter auch Infrastruktur fällt. Ein Positivbeispiel gebe es in Nordrhein-Westfalen, das eine zusätzliche Quote für Infrastruktur eingeführt habe, unter der Voraussetzung, dass nachhaltige Investments getätigt werden. „NRW ist damit so etwas wie ein Leuchtturm. Für Investoren ist das ein toller Anreiz, Nachhaltigkeit und illiquide Assets miteinander zu verbinden.“

Ein Problem liegt nicht an der Regulierung. „Wir haben ein Investment, das man nicht auf die Schnelle rückgängig machen kann.“ Ohne Expertise bestehe für Investoren die Gefahr, sich nicht-ESG-konforme Investments einzufangen.

ESG-Reporting und Nachhaltigkeit bei Infrastruktur-Investments sind enorme Herausforderungen für Fondsmanager und Investoren. Mit 9 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen zählt Palladio Partners zu den größten Infrastruktur-Spezialisten in Deutschland. Gründer und Geschäftsführer Michael Rieder sieht immer mehr Beratungsbedarf bei den Kunden.

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