IM GESPRÄCH: KATHRYN POHL

ING schlägt im Transaction Banking auf

Mehrere hundert Millionen Euro investiert - DiBa will Wholesale- und Retail-Geschäft verzahnen

ING schlägt im Transaction Banking auf

Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie ING will im Geschäft mit Transaktionsdiensten neu aufschlagen. Derzeit investiert der Konzern mehrere hundert Millionen Euro, um seine Systeme in 28 europäischen Ländern zu einer einheitlichen Plattform zu formen. Diese Umstellung dürfte noch etwa drei Jahre in Anspruch nehmen, berichtet Kathryn Pohl, Head of Transaction Services Sales Germany and Austria von ING-DiBa, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Auf Sicht will die Bank, die sich derzeit unter den Top Ten der Transaktionsbanken in Europa sieht, unter die ersten fünf Anbieter auf dem Kontinent vorstoßen. Derzeit dominieren Häuser wie Deutsche Bank, BNP Paribas und HSBC den Markt. Unterschiedliche AnsätzeIn Deutschland will die einlagenstarke Tochter ING-DiBa zum einen ihre Vorteile in der Refinanzierung ausspielen und zum anderen Wholesale und Retail Banking verstärkt verzahnen, wie Pohl sagt. Wholesale und Retail Banker verfolgten unterschiedliche Ansätze, erläutert sie. Retail Banker dächten in Produkten, Corporate Banker im maßgeschneiderten Kundenlösungen. Eine Möglichkeit, beides zusammenzuführen, sieht sie etwa darin, Kunden aus dem Einzelhandel mit Cash-Recycling-Geldautomaten auszustatten oder Mitarbeitern bei der Nutzung von Transaktionsdiensten Sonderkonditionen im Retail Banking einzuräumen. Bei ihren rund 200 Kunden, von welchen sie 70 zu den Schlüsselkunden zählt, handelt es sich dabei oftmals um Töchter deutscher Unternehmen. “Mit großen deutschen Automobilherstellern sprechen wir eher über Aufträge in Benelux und Osteuropa als über die Abwicklung von Gehaltszahlungen in Deutschland”, sagt Pohl. Der Bereich Transaction Services schreibe schwarze Zahlen und verbuche wachsende Erträge. Man habe eine gesunde Cost-Income-Ratio, sagt Pohl. Die Sparte Commercial Banking, welche Transaction Services und Client Services zusammenfasst, steigerte 2014 ihren Vorsteuergewinn auch dank Auflösung von Risikovorsorge binnen Jahresfrist von 67 Mill. auf 104 Mill. Euro. Im ersten Halbjahr kam ING-DiBa dabei auf eine Kosten-Ertrags-Relation von 42 %. Personell wolle man zulegen, sagt Pohl, deren Transaction-Services-Sales-Team derzeit knapp ein Dutzend Mitarbeiter zählt.Für Bewegung im Geschäft hat zuletzt der Rückzug der RBS aus dem Transaction Banking außerhalb ihres britischen Heimatmarktes gesorgt. Wie alle anderen Wettbewerber auch versucht ING, RBS-Kunden zu akquirieren. “Viele der deutschen Kunden, die jetzt von der RBS zur ING wechseln, sind Firmen, die mit einer Bank zusammenarbeiten wollen, die in den Beneluxländern und Osteuropa sehr bewandert ist. Viele RBS-Kunden in Deutschland sind ehemalige Kunden der früheren ABN Amro”, erklärt Pohl, die von 1998 bis 2008 als Managerin im Transaction Banking in Diensten der damaligen ABN Amro stand: “Unter den neuen Kunden finden sich nur wenige, die wir vorher nicht kannten. Andererseits gibt es überhaupt nur wenige Kunden in Deutschland, die wir nicht schon kennen.” Die Kunden wollen ein NetzDie Folgen des RBS-Rückzugs empfinde sie dabei als zweischneidig. Denn er ermögliche es nicht nur, Kunden zu gewinnen. Er habe die Kunden zugleich generell verunsichert. Sie fragten sich etwa, ob ihre Transaktionsbank auch in fünf Jahren noch ihr Angebot aufrechterhalte. So komme es, dass kaum noch ein Unternehmen in Europa mit nur einer Transaktionsbank zusammenarbeiten wolle. Mit der Akquise neuer Kunden zeigt sich Pohl zufrieden. 60 % der Unternehmen, welche ein Angebot anforderten, würden auch Kunde von ING-DiBa. Langsame BlockchainEin Vorhaben, mit dem sich ING-DiBa derzeit beschäftigt, um die Angebotspalette zu erweitern, sind virtuelle IBANs. Sie erlauben es, mehrere virtuelle IBANs für ein und dasselbe Konto einzurichten. Ein Unternehmenskunde kann somit etwa jedem seiner Kunden eine eigene IBAN zuordnen, was die Kontenabstimmung erleichtert und Kosten reduziert. Zudem ersparten sie Kunden den oft als lästig empfundenen Prozess, zusätzliche Konten zu eröffnen, sagt Pohl. Fragen könnten sich allerdings mit Blick auf Know-your-Customer und andere Compliance-Prozesse ergeben.Angebote rund um die Blockchain-Technik, welcher manche Beobachter eine disruptive Kraft auch im Transaction Banking bescheinigen, scheinen hingegen weniger dringend. Man schaue sich diese Technik aber an, sagt Pohl: “Bei der Blockchain-Technik gibt es drei Themen, die wir genau untersuchen. Diese sind Sicherheit, Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit der Blockchain-Technik ist aufgrund ihrer Langsamkeit wohl eine der größten Herausforderungen.”