Innovation mit Tradition in Einklang bringen

Sparkassen reagieren flexibel und begleiten ihre Kunden erfolgreich durch schwierige Zeiten - Die Filiale ist nicht tot, sie erlebt gerade einen zweiten Frühling

Innovation mit Tradition in Einklang bringen

Die Sparkassen haben in den vergangenen über 200 Jahren immer wieder gesellschaftliche Umbrüche begleitet und marktwirtschaftliche Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Zuletzt haben die Institute ihre Stabilität für den Wirtschaftsstandort Deutschland eindrucksvoll während der Hochzeit der Finanzmarktkrise in den Jahren 2007 bis 2012 unter Beweis gestellt.Nicht zuletzt den Sparkassen ist es zu verdanken, dass die mittelständischen Unternehmen die Krise gut bewältigen konnten und Deutschland insgesamt die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten schnell und mit vergleichsweise moderaten Auswirkungen überstanden hat. Und auch heute, in Zeiten niedrigster Zinsen und intensiver Regulierungsanforderungen, die seit Jahren nicht nur die Sparerinnen und Sparer belasten, sondern eben auch das Geschäftsmodell einlagenstarker Kreditinstitute auf eine ernsthafte Probe stellen, zeigen die aktuell 386 Sparkassen eindrucksvoll, dass sie in der Lage sind, flexibel zu reagieren und ihre Kunden erfolgreich durch schwierige Zeiten zu begleiten.Die Sparkassen haben heute mit ihren Verbundpartnern zusammen rund 50 Millionen Kunden in Deutschland. Sie sind in drei Vierteln aller deutschen Haushalte mit ihren Leistungen präsent und haben zu 75 % aller deutschen Unternehmen Geschäftsbeziehungen. In ihrer Aufstellung bildet die Sparkassen-Finanzgruppe damit Deutschland ab. Das gilt auch für die dezentrale Gliederung. Genau diese Struktur macht unser Land, macht unsere gesamte Wirtschaft stark. Stärke erneut bewiesenIm vergangenen Jahr konnten die Sparkassen ihre wirtschaftliche Stärke erneut unter Beweis stellen, indem sie in einem schwierigen Zinsumfeld gute Geschäftsergebnisse erzielt haben. Sowohl bei Einlagen als auch bei Krediten sind die Geschäftsvolumina gestiegen. Im Unternehmenskreditgeschäft konnte mit einem Plus von 5,2 % sogar ein neues Rekordergebnis erzielt werden. Die Kundeneinlagen nahmen bei den Privatkunden mit 3,8 % erneut recht stark zu. Die Unternehmen hingegen verwendeten Kredite und Einlagen bei Sparkassen, um kräftig zu investieren. Ihre Einlagen verringerten sich um 3,7 %. Dabei ist es erfreulich, dass die Unternehmen nicht nur Ersatz-, sondern in spürbarem Maße auch Erweiterungs- und Erneuerungsinvestitionen vornehmen.Ihren Kunden haben die Sparkassen im zurückliegenden Jahr in erheblichem Umfang neue Chancen zur Vermögensbildung in Niedrigstzinszeiten eröffnet. Mit 17,5 % verbuchten die Institute im Kundenwertpapiergeschäft einen deutlich höheren Umsatz als im Vorjahr – der Nettoabsatz von Wertpapieren erreichte mit plus 10,8 Mrd. Euro den besten Wert seit dem Jahr 2002. Gut gewirtschaftetWie gut die Vorstände und ihre Mitarbeiter landauf, landab wirtschaften, zeigt sich insbesondere in der Rentabilität der Institute. Sach- und Personalaufwand fielen geringer aus als noch im Vorjahr. Und die geldpolitisch bedingten Einbußen im Zinsüberschuss konnten fast vollständig durch das Provisionsergebnis kompensiert werden. Es erhöhte sich deutlich um 603 Mill. Euro. Das entspricht einem Anstieg um 8,4 %.Es ist gelungen, die Kunden vom Wert unserer Leistungen bei Girokonten und Zahlungsverkehr zu überzeugen und angemessene Preise für werthaltige Leistungen zu vermitteln. Kunden sollte das Girokonto und die beste Zahlungsverkehrsinfrastruktur Europas mindestens so viel wert sein wie ein Netflix-Abonnement. Wichtig war darüber hinaus auch, dass wir im Kundenwertpapiergeschäft unsere Erträge spürbar ausbauen konnten. Mit einem Plus von 16,5 % weisen dort die Provisionserlöse die höchsten relativen Zuwächse auf. Weil die Institute all diese Themen offensiv und dialogorientiert angegangen sind, haben wir unseren Hauptbankanteil von rund 51 % halten können. Das gute Provisionsergebnis hilft den Sparkassen dabei, die Qualität ihrer Dienstleistungen – gerade auch in der Wertpapierberatung – kontinuierlich weiter zu verbessern. Ein großer SteuerzahlerAufgrund des stabilen operativen Ergebnisses und der ausgeglichenen Risikovorsorge nutzten die Sparkassen im abgelaufenen Geschäftsjahr abermals die Möglichkeit, ihre Vorsorgereserven aufzustocken. Das ist wichtig, weil wir davon ausgehen müssen, dass die ungewöhnlich schwierigen Marktbedingungen die Institute auch in den kommenden Jahren in hohem Maße herausfordern werden. Die Sparkassen bleiben dessen ungeachtet mit insgesamt 3 Mrd. Euro – 18 Mill. Euro mehr als im Vorjahr – einer der größten Steuerzahler Deutschlands. Mit einem Nachsteuerergebnis von 2,2 Mrd. Euro können die Sparkassen insgesamt durchaus zufrieden sein.Als Marktführer und mit einem Geschäftsmodell, das auf Flächenpräsenz und Begleitung aller gesellschaftlichen Gruppen bei allen Fragen rund ums Geld ausgerichtet ist, werden an die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe besondere Anforderungen gestellt. Vor allem der Spagat zwischen möglichst vielen digitalen Anwendungen im Netz und den Erfordernissen der persönlichen Beratung in der Filiale wird von externen Beobachtern oft kritisch beäugt. Die Sparkassen seien nicht schnell genug bei der Einführung digitaler Angebote, gleichzeitig sei die Filiale, die zum Markenkern der Sparkassen gehört, tot und werde nicht mehr benötigt, so heißt es mitunter.Richtig ist, dass sich die Sparkassen immer wieder auf geänderte Kundenbedürfnisse einstellen müssen. Dabei achten sie darauf, dass für viele Menschen “Sparkasse” eben mehr als ein Finanzdienstleister ist – “Sparkasse” ist immer auch ein wesentlicher Identifikationsfaktor für das gesellschaftliche Leben und die örtliche Gemeinschaft überall in den Regionen. Deswegen sind Sparkassen bemüht, Innovation und Tradition zum Wohle aller Kundengruppen immer wieder miteinander in Einklang zu bringen.2018 wird ein Jahr werden, in dem die Sparkassen wesentliche Innovationen für eine breite Kundschaft neu einführen werden. Das betrifft insbesondere den Payment-Bereich: Wir wollen dort so gut sein, dass die Menschen das Bezahlen nicht als Hürde empfinden. Mit über 766 000 registrierten Kunden ist Kwitt der mit Abstand größte Dienst für Handy-zu-Handy-Überweisungen in Deutschland. Seit Dezember letzten Jahres erfolgt der Geldversand in Echtzeit. Das bedeutet: Das Geld ist wirklich beim Empfänger, nicht nur die Ankündigung. Wir wollen, dass unsere Kunden künftig mit diesem sicheren und schnellen System auch Kunden anderer Institute erreichen können. Deshalb werden wir Kwitt auch anderen Kreditinstituten zur Verfügung stellen.Ein zweiter sehr wichtiger Schritt in diesem Jahr wird das mobile Bezahlen sein. Den heute schon auf 40 Millionen Girocards fest installierten Chip bringen wir virtuell in das Handy der Kunden. Schon Mitte 2018 wird so das Bezahlen per Handy an der Scanner-Kasse möglich. Überweisen in EchtzeitEine wirkliche Umwälzung der Bezahlwelt wird aber das Überweisen in Echtzeit, Instant Payments sein. Sparkassenkunden sollen künftig an jedem Bezahlpunkt – an der Kasse, im Internet, bei einer Überweisung oder bei der Handy-Zahlung – ohne Zeitverzug das Geld zum Empfänger bringen können. Instant Payments ist damit das Bargeld des Internetzeitalters. Mit der Echtzeitüberweisung gewinnen die Kunden die Hoheit über ihre Daten zurück – und die Händler müssen wertvolle Kundendaten nicht mehr mit Trittbrettfahrern teilen. Die Sparkassen werden die erste Institutsgruppe in Deutschland sein, die Mitte 2018 Echtzeitüberweisungen flächendeckend einführt. Jahr der MultibankenfähigkeitUnd 2018 wird auch das Jahr der Multibankenfähigkeit. In der Sparkassen-App ist es schon heute möglich, Konten von anderen Kreditinstituten zu verwalten. Ab Sommer 2018 wird das auch in der Internetfiliale der Sparkassen möglich sein. Und noch im ersten Halbjahr 2018 erweitern wir das Ökosystem um den Identifikationsdienst YES. Kunden von Sparkassen können sich dann im Internet mit den sicher bei uns verwahrten, geldwäschegeprüften Daten identifizieren. Händler im Netz erhalten von der Sparkasse eine Bestätigung, dass dieser Kunde mit diesen Daten existiert – und wenn gewünscht, dass er für dieses Geschäft die notwendige Bonität hat. Auch bei diesem Angebot können wir uns eine Zusammenarbeit mit den übrigen Partnern der deutschen Kreditwirtschaft vorstellen.Schließlich werden die Sparkassen noch 2018 den elektronischen Safe anbieten. Damit können Sparkassenkunden im Online-Postfach der Sparkassen-Internetfiliale ihre privaten Dokumente elektronisch so sicher ablegen, wie dies real mit physischen Dokumenten im Kellerschließfach der Sparkasse möglich ist. Das Leben wird einfacherDas alles sind neue digitale Anwendungen, die das Leben unserer Kunden wirklich vereinfachen. Sie haben aber keinen Einfluss auf die Struktur unseres Geschäftsstellennetzes. Für Sparkassen gilt: Die Filiale ist nicht tot, sie erlebt gerade einen zweiten Frühling. Es ist heut-zutage zwar für Basisdienstleistungen nicht mehr nötig, eine Filiale aufzusuchen, für qualitativ hochwertige Beratungen hingegen ist die Geschäftsstelle unverzichtbar. Deshalb bauen wir bundesweit die Filialen so um, dass sie den gestiegenen Erwartungen an Qualität und Beratung gerecht werden. Und in diesem Zuge werden auch Filialen zusammengefasst. Denn wir benötigen für hochwertige Beratungen unterschiedliche Mitarbeiter an einem Ort. Das ist in Kleinstfilialen nicht leistbar.Es gibt in unserer Gruppe aber keine Pläne, uns systematisch aus dem ländlichen Raum zurückzuziehen. Rund 26 % unserer Filialen stehen im ländlichen Raum – an diesem Anteil hat sich nichts geändert. Wir wollen die ländlichen Räume stützen und entwickeln. Häufig die Letzten vor OrtDeshalb sind die Sparkassen häufig die letzten Anbieter, die noch vor Ort sind. Zuvor sind bereits der Bäcker und die Apothekerin abgewandert, haben der Metzger und der Supermarkt geschlossen. Wo es vor Ort keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt, wird auch keine Sparkassenfiliale benötigt. Wenn aber die Sparkasse die Filiale schließt, fällt das besonders ins Auge. Wir dürfen dabei aber nicht übersehen, dass in manchen Regionen Deutschlands die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Viertel schrumpft.Die neue Bundesregierung sollte deshalb die Stärkung und Wiederbelebung der ländlichen Regionen Deutschlands zu einem politischen Schwerpunkt machen. Dazu gehört der Ausbau attraktiver Verkehrsanbindungen, eine angemessene ärztliche Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten, der Ausbau schneller Internetverbindungen und ein Mindestmaß an öffentlicher Infrastruktur – und dazu gehört dann natürlich auch die Sparkasse. Wir werden unseren Teil zum Gelingen beitragen.—-Helmut SchleweisPräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV)