Element erhält Finanzierung

Insurtechs ringen um Anschlussfinanzierungen

Seit der BaFin-Anordnung zu erhöhten Eigenkapitalpuffern hakt es im deutschen Markt für Insurtechs. Doch in diesem Jahr wird das eine oder andere Start-up eine Anschlussfinanzierung abschließen müssen. Die Berliner Element macht den Anfang.

Insurtechs ringen um Anschlussfinanzierungen

Im Insurtech-Segment ist es zu einer ersten Anschlussfinanzierung in diesem Jahr gekommen. Der digitale Versicherer Element aus Berlin hat 50 Mill. Euro bei bestehenden Investoren aufgenommen. Damit setzt sich der Trend fort, dass bei Anschlussfinanzierungen keine neuen Investoren hinzukommen. Im Fintech-Segment war das zuletzt auch bei der Solarisbank der Fall, die 96 Mill. Euro über Altaktionäre aufgenommen sowie einen Risikoschirm über 100 Mill. Euro erhalten hatte.

Auf Altaktionäre angewiesen

Häufig wollen neue Investoren nur zu niedrigeren Bewertungen zeichnen als in der letzten Finanzierungsrunde, worauf sich wiederum viele Fintechs mit ihren Gründern als „downround“ aber nicht einlassen wollen. Und so finden dann Anschlussfinanzierungen allein mit Altaktionären statt, die in der Regel noch über ausreichend trockenes Pulver in ihren VC-Fonds verfügen. Im vergangenen Jahr war es häufig auch dazu gekommen, dass neue Investoren Sonderrechte auf Kosten der Altaktionäre erhielten. Das war bei Fintechs der Fall, denen das Working Capital ausging.

Bei der Hälfte gelandet

Auch Element hatte eigentlich größere Ziele für ihre Finanzierungsrunde. Zu Beginn des Prozesses Mitte 2023 hatten die Berliner auf bis zu 100 Mill. Euro gezielt und sind nun bei der Hälfte gelandet. Zuletzt hatte man 2022 eine Summe von gut 21 Mill. Euro aufgenommen, wobei die Bewertung von außen auf 155 Mill. Dollar taxiert wurde. Bei der aktuellen Runde haben die Bestandsinvestoren Alma Mundi und Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin dem „Handelsblatt“ zufolge Kapital gegeben. Rund 140 Mill. Euro an Risikokapital hat Element damit seit Gründung kumuliert aufgenommen.

Hohe regulatorische Kosten

Deutsche Insurtechs stehen allgemein vor der Herausforderung, dass sie seit einer vor drei Jahren erfolgten BaFin-Anordnung noch mehr Reserven vorhalten müssen, als es zu Gründungszeiten der ersten Fintech-Welle üblich war. Zudem ließen sich nicht alle Wachstumspläne wie gewünscht umsetzen – und von Investorenseite besteht Druck, schneller die Profitabilität zu erreichen.

Dem trägt auch Element mit einer Steuerung über die Kostenseite Rechnung: Man geht im Vertrieb mehr über Partner und fokussiert sich auf Produktentwicklung und Risikomanagement, so Element gegenüber dem Handelsblatt. Auch Auslagerungen sollen geplant sein.

Markt wird sondiert

Grundsätzlich dürften derzeit einige Insurtechs den Markt sondieren für Anschlussfinanzierungen. Getsafe dementierte kürzlich eine Meldung, eine Finanzierungsrunde sei Ende 2023 geplatzt. In Auslandsmärkten tritt man aber auf die Bremse. Zuletzt 2021 hatte Getsafe mit 55 Mill. Euro Kapital aufgenommen. Neben Earlybird investierten auch die Strüngmann-Brüder. Getsafe hat also eine Investorenbasis, die problemlos nachlegen könnte.

Ebenfalls zuletzt 2021 hatten auch die Frankfurter Clark ein Funding getätigt, als Allianz X einstieg. Dort sollte bis Jahresende die schwarze Null erreicht werden, womit Clark nicht unbedingt zusätzliches Funding benötigen würde. Nachdem 2022 Erlöse von 100 Mill. Euro erzielt wurden, wollte man für 2023 bei etwa 150 Mill. Euro landen.

Einer hat es schon an die Börse geschafft

Mittelfristig sollte der Weg von Insurtechs wie Clark und Wefox an die Börse führen – wenn sie darlegen können, dass sich das Geschäft über digitale Plattformen tatsächlich renditestärker betreiben lässt als in der traditionellen Assekuranz. Mit der Deutschen Familienversicherung hat ein Insurtech bereits ein Listing. Bei Kursen um 6 Euro (das Hoch war bei über 25 Euro) beläuft sich der Marktwert aber derzeit auf lediglich 87 Mill. Euro. Dabei konnten die Geschäftsziele für 2023 mit einem Vorsteuerergebnis von 5 Mill. Euro erfüllt sowie mit einem Neugeschäftsvolumen von 19 Mill. Euro übertroffen werden.

Insurtechs ringen um Anschlussfinanzierungen

Element hat Kapital erhalten – Altaktionäre sind gefragt

bg Frankfurt

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