Investitionen belasten Gewinn der Comdirect

Commerzbank-Tochter bestätigt Jahresziel - Zins- und Provisionsüberschuss legen deutlich zu - Wachstum soll weiter forciert werden

Investitionen belasten Gewinn der Comdirect

kaz Frankfurt – Verstärkte Investitionen in neue Technologien und Produkte haben die Gewinne der Comdirect in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erneut gedrückt. Das Vorsteuerergebnis von 64,3 Mill. Euro liegt um rund 11 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres, wie die Commerzbank-Tochter am Dienstag mitteilte. Mit Blick auf das dritte Quartal beträgt die negative Differenz gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar mehr als ein Fünftel. Das Ergebnis nach Steuern sank um rund 16 %. Nach Bekanntgabe der Zahlen fiel die Aktie zunächst um knapp 1 %, um mit 9,50 Euro letztlich 1 % fester zu schließen. “Ein gutes Ergebnis” “Wir haben kräftig in Wachstum investiert und gleichzeitig ein gutes Ergebnis erreicht”, zeigt sich Vorstandsvorsitzender Arno Walter optimistisch. Für das Gesamtjahr erwarte man weiterhin ein Ergebnis vor Steuern von rund 145 Mill. Euro – darin sind bereits zusätzliche Investitionen von bis zu 30 Mill. Euro enthalten. Die Ergebniserwartung basiert allerdings auf der Annahme, dass der noch von den Aufsichtsbehörden zu genehmigende Verkauf der Tochter Ebase an die FNZ Group im vierten Quartal vollzogen wird, was einen Einmalertrag von rund 85 Mill. Euro vor Steuern zur Folge hätte. In der European Bank for Financial Services GmbH (Ebase) ist das Geschäft mit Großkunden wie Finanzvertrieben, Vermögensverwaltern und Versicherungen gebündelt. Die Comdirect hatte Ebase 2009 für 24,9 Mill. Euro gekauft und zur B2B-Direktbank ausgebaut, wegen begrenzter Synergien jedoch im Juli den Weiterverkauf für einen Unternehmenswert von 151 Mill. ausgehandelt.In den ersten neun Monaten haben der Provisionsüberschuss und der Zinsüberschuss um 11,8 % bzw. um 17,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum angezogen. Allerdings legten zugleich die Verwaltungskosten um 15,6 % zu.Hintergrund ist der forcierte Wachstumskurs der Comdirect im Bereich technologische Weiterentwicklung, etwa durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Letztere bilde “eine wichtige Basis für die Skalierung unseres Geschäftsmodells und ein kosteneffizientes Wachstum”, so Walter. Beispiele seien intelligente Sprachdialogsysteme sowie sogenannte Robotic Process Automation, also die Automatisierung von Standardprozessen im Kundenmanagement, und der unterstützende Einsatz von Chatbots im Kundenservice. Wertpapiere im KundenfokusIn diesem Jahr verzeichnete die Online-Bank, die zu 82 % der Commerzbank gehört, bislang insgesamt 160 000 neue Privatkunden, davon 60 000 im vergangenen Quartal. Damit liegt die Kundenzahl im Privatkundengeschäft zum Ende des Neunmonatszeitraums bei 2,45 Millionen. Die Anzahl der Girokonten stieg um 83 000 auf nunmehr 1,51 Millionen. Das betreute Kundenvermögen kletterte um 6,4 Mrd. Euro auf 65,4 Mrd. Euro, das Depotvolumen trotz Kursverlusten an den Börsen um 4,0 Mrd. Euro auf 41,1 Mrd. Euro. Mit 4,7 Mrd. Euro befänden sich die Nettomittelzuflüsse in die Depots auf einem Höchstwert, so Comdirect-CEO Walter. Angesichts von Niedrigzinsen und steigender Inflation führe für den langfristigen Vermögensaufbau an Wertpapieren kein Weg vorbei.Auf dem Fahrplan für das restliche Jahr steht indes die Weiterentwicklung der Comdirect App, mit der die Online-Bank bislang Chat- und Sprachüberweisungen anbietet: So sollen ab Mitte November Kunden über die Apple Watch auf die App zugreifen und mit nur einem Klick ihren aktuellen Kontostand einsehen können. Außerdem hat die Comdirect aktuell eine Brokerage-Schnittstelle für Trading-, Investment- und Analyseplattformen externer Partner eingeführt. Bei dem ersten Partner, der entsprechend angebunden wird, handelt es sich um die deutsche Investmentplattform Guidants. Ab Ende November sollen Trader bei Comdirect handeln können, ohne ihre bei Guidants individualisierte Informationsoberfläche zu verlassen, wie es in der Mitteilung heißt.