Investoren schielen auf Nachranganleihen der Deutschen Bank

Die Kündigungstermine für aufsichtsrechtlich nur noch begrenzt anrechenbare Hybridanleihen rücken näher

Investoren schielen auf Nachranganleihen der Deutschen Bank

Von Anna Sleegers, FrankfurtAm Sekundärmarkt für Nachranganleihen tut sich was: Da sie künftig nicht mehr auf das aufsichtsrechtliche Kapital angerechnet werden können, wird die Deutsche Bank nach Einschätzung von Marktteilnehmern in den kommenden Monaten verschiedene Anleihen vorzeitig kündigen. Da ein Teil der noch vor dem Ausbruch der Finanzkrise emittierten Papiere unter pari handeln, winken den Anlegern Gewinne.Ende September hatte bereits die spanische Großbank Banco Santander mit der Entscheidung, eine Nachranganleihe alten Zuschnitts vom Markt zu nehmen, für einen Kurssprung von knapp 67 auf 100 % gesorgt, der auch bei vergleichbaren Bonds anderer Emittenten einen Kursanstieg nach sich zog. “Der Markt hat plötzlich wieder gemerkt, dass solche Anleihen gekündigt werden können”, sagt Andreas Meyer, Fondsmanager bei Aramea Asset Management in Hamburg.Von der Deutschen Bank und ihrer Tochter Postbank werden aktuell vier Anleihen gehandelt, die bis 2022 sukzessive ihre Anrechenbarkeit auf das aufsichtsrechtliche Kapital verlieren. Zum Unbill der Aufsichtsbehörden befindet sich ein Teil davon noch im Eigentum von Privatanlegern. Wie sich bei der Schieflage mancher italienischer Banken gezeigt hat, kann dies im Insolvenzfall problematisch werden. Die aus regulatorischer Sicht wünschenswerte Einbeziehung der Anleihegläubiger stößt aus Sicht der Politik dann an Grenzen, wenn es sich dabei um Kleinanleger handelt, die um ihre Altersvorsorge bangen.Ein weiteres Manko der Papiere: Sie wurden nicht von den Instituten selbst, sondern von eigens gegründeten Anlagevehikeln emittiert, was Steuervorteile bot. Da dies heute nicht mehr populär ist, verlieren die Papiere alten Zuschnitts jedes Jahr 10 % ihrer Anrechenbarkeit auf die regulatorischen Kapitalanforderungen. Bereits Anfang Dezember hätte die Deutsche Bank die Gelegenheit, eine 2004 von der Postbank emittierte Anleihe mit Floater-Charakter zu kündigen. Bei dieser Wertpapierklasse wird der Kupon in regelmäßigen Abständen an den Marktzins angepasst, wodurch der Kupon der Postbank-Anleihe bis auf 0,39 % abgerutscht ist.Angesichts dieser niedrigen Verzinsung käme eine Kündigung überraschend, da sich im kommenden Jahr immerhin noch ein Fünftel der 300 Mill. Euro schweren Anleihe auf das regulatorische Kapital anrechnen lässt. Zum Vergleich: Auf die sogenannten Coco-Bonds die sie nach den neuen aufsichtsrechtlichen Vorgaben emittiert hat, zahlt die Deutsche Bank zurzeit zwischen 6,0 und 7,5 % Zinsen.Kurz vor Weihnachten folgt der nächste Kündigungstermin für eine weitere Anleihe der Postbank mit einem Volumen von 500 Mill. Euro. Dank eines Mindestkupons von 3,75 % zahlt das Institut hier etwas mehr. Die Deutsche Bank will sich nicht in die Karten schauen lassen, ob sie die bei diesen und den im Juni 2020 folgenden Terminen ihre Kündigungsoption ziehen wird. Ein Sprecher lehnte einen Kommentar ab.Nachdem das Institut zuletzt im Gespräch mit Anleiheinvestoren betont hat, dass sie derzeit keine Notwendigkeit für Emissionen im AT1-Segment sieht, sondern im Gegenteil einen gewissen Überschuss bei den emittierten Volumina, scheint sich der Markt jedoch bereits auf eine Kündigung einzustellen. Eine kräftige Nachfrage schob den Kurs in den vergangenen Wochen jedenfalls von unter 90 auf gut 100 %.Mit Spannung erwartet wird auch, wie sich die Deutsche Bank mit Blick auf den ersten Kündigungstermin für ihren Coco-Bond im kommenden April verhält. Obwohl die Papiere pro forma eine unendliche Laufzeit haben, galt es am Markt als ungeschriebenes Gesetz, dass Coco-Bonds zum ersten möglichen Kündigungstermin vom Markt genommen werden. Nachdem Santander mit dieser Konvention gebrochen hat, trauen manche Marktteilnehmer auch der Deutschen Bank zu, den Termin ungenutzt verstreichen zu lassen. Der Grund ist der relativ niedrige Kupon von 6,25 %. Ob das mitten in der Restrukturierung steckende Institut bei einer Emission im kommenden Jahr so günstig davon käme, darf bezweifelt werden.