DEUTSCHE BANK

IT-Vorstandsausfall

Eines ist klar: Kimberly Hammonds, Chief Operating Officer der Deutschen Bank, hat im Institut keine Zukunft mehr, nachdem ihre Äußerung auf einer Führungskräftetagung, die Deutsche Bank sei "die dysfunktionalste Firma, in der ich je gearbeitet...

IT-Vorstandsausfall

Eines ist klar: Kimberly Hammonds, Chief Operating Officer der Deutschen Bank, hat im Institut keine Zukunft mehr, nachdem ihre Äußerung auf einer Führungskräftetagung, die Deutsche Bank sei “die dysfunktionalste Firma, in der ich je gearbeitet habe”, durch die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” öffentlich geworden ist. Ein Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied darf das im Institut ohnedies am Boden liegende Sentiment nicht noch durch entmutigende Befunde, wenn es an diesen schon selbst nichts zu ändern vermag, zusätzlich belasten – gerade, wenn diese nichts zur Sache tun, weil Ex-Arbeitgeber wie Boeing oder Ford kaum als relevante Benchmark taugen. CEO John Cryan, der in der Vergangenheit auch nicht mit Kritik sparte (“Banker verdienen zu viel”, “lausige IT”), dabei aber das Haus hoffentlich mit Bedacht nicht pauschal abwertete, betrachtet Hammonds dem Vernehmen nach schon länger als Schwachstelle, neben Assetmanagement-Chef Nicolas Moreau – dessen Kräfte dürfte künftig die soeben an die Börse gegangene Tochter DWS stärker binden. Freie Bahn fortan für Cryan beim Umbau des Instituts? Kaum. Eher stellt der verbale Ausfall der IT-Vorstandsfrau nur eine neue Ablenkung dar beim Versuch, die Bank unter höchstem Zeitdruck zu stabilisieren. Längst muss das Management feststellen, dass der Markt ihm die Zeit, die es braucht, um gar eine Ergebniswende einzuleiten, nicht mehr gibt. Der Aktienkurs fällt und fällt. Seit dem Beschluss, trotz eines Nettojahresverlusts die Boni hochzufahren, seziert der Markt jede Regung. Von einer Wende zum Besseren kann dabei nicht die Rede sein. 2017 reduzierten sich die Erträge mit einem Rückgang um 12 % schneller als die um Sonderposten wie Goodwill-Abschreibungen bereinigten Kosten (-3 %). Zur Ruhe wird die Bank so bald nicht kommen. Im April steht der Bericht zum Startquartal an, die jüngsten Ausblicke von Investmentbanken aufs Handelsgeschäft fielen wegen abebbender Volatilität gedämpft aus. Kurz darauf geben die Stimmrechtsberater, die sich gewiss eine Meinung zur Vergütungspolitik im Hause zutrauen, ihre Empfehlungen zum Abstimmungsverhalten auf der Hauptversammlung im Mai, danach steht die Konfrontation mit Aktionären an. Aufsichtsratschef Paul Achleitner, der schon das Führungsduo Jürgen Fitschen und Anshu Jain auswechselte, ist nicht dafür bekannt, zuzusehen, wie Wellen des Unmuts seine Person erreichen. Bislang stellt er sich hinter Cryan. Manchmal aber ist es besser, wenn sich der Aufsichtsratschef vor den CEO stellt.