Italienische Banken

Intesa Sanpaolo und Unicredit strotzen vor Kraft

Die italienischen Banken haben für 2023 dank enormer Zuwächse beim Zinsüberschuss und der Reduzierung der Kreditrisikovorsorge gewaltige Gewinne ausgewiesen. Davon profitieren die Aktionäre.

Intesa Sanpaolo und Unicredit strotzen vor Kraft

Italienische Banken

Italiens Banken strotzen vor Kraft

Rekordgewinne dank hoher Zinsüberschüsse, Kostensenkungen und niedrigerer Vorsorge

bl Mailand

Italiens Banken strotzen vor Kraft. Die fünf größten Institute des Landes haben vor allem dank stark gestiegener Zinsüberschüsse, niedrigerer Kosten und einer Reduzierung der Kreditrisikovorsorge ihre Nettogewinne gegenüber dem Vorjahr um 64% auf 21,1 Mrd. Euro gesteigert, ein absoluter Rekordwert. Die Aktionäre erhalten Rekordausschüttungen, sei es in Form von Dividenden, sei es in Form von Aktienrückkäufen. Und trotz der tendenziell sinkenden Zinsen erwarten alle Institute auch für dieses Jahr Gewinne mindestens auf dem Niveau des Vorjahres.

Die gemessen an Bilanzsumme und Börsenkapitalisierung größte Bank Intesa Sanpaolo hat ihren Nettogewinn 2023 gegenüber 2022 um 76,4% auf 7,7 Mrd. Euro gesteigert. Die Aktionäre sollen zusätzlich zu der bereits 2023 gezahlten Interimsdividende von 2,6 Mrd. Euro weitere 2,8 Mrd. Euro erhalten. Außerdem plant CEO Carlo Messina für Ende Mai ein Aktienrückkaufprogramm. Der Bankenchef rechnet für 2024 und 2025 mit einem Gewinnanstieg auf jeweils mehr als 8 Mrd. Euro.

Weiter wachsende Einnahmen

Man habe bereits jetzt die ursprünglich für 2025 gesteckten Ziele übertroffen. Messina erwartet für 2024 wachsende Einnahmen, getrieben von einem steigenden Zinsüberschuss, einem Wachstum des Provisionsergebnisses und einem positiven Beitrag des Versicherungsgeschäfts. Trotz hoher Investitionen sollen die Kosten auf Vorjahreshöhe bleiben.

Die Risikovorsorge werde sehr gering bleiben. Das Volumen fauler Kredite wurde 2023 weiter reduziert. Positive Impulse erwartet der CEO auch von der Vermögensverwaltung, die gezielt ausgebaut wird, sowie vom Versicherungsgeschäft, in dem die Bank durch Übernahmen, aber auch durch die Entwicklung eigener Angebote stark gewachsen ist. Auch Unicredit setzt auf das Assetmanagement und die Stärkung des Versicherungsgeschäfts.

Mit einer Aufwandsquote von 45% liegt Intesa Sanpaolo im europäischen Vorderfeld, schneidet aber um knapp 6 Prozentpunkte schlechter ab als Unicredit. Der Konkurrent hat an der Börse deutlich gegenüber Intesa Sanpaolo aufgeholt und den Rivalen mit einem Nettogewinn von 8,6 Mrd. Euro noch übertroffen. Die Aktionäre der HVB-Mutter erhalten für 2023 rund 8,6 Mrd. Euro, davon 5,6 Mrd. Euro im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms, und sollen für 2024 sogar 10 Mrd. Euro kassieren.

Weniger Kreditrisikovorsorge

Getrieben wurde die positive Entwicklung bei den beiden größten italienischen Finanzinstituten von deutlich höheren Zinsüberschüssen, wobei die Intesa Sanpaolo zinsabhängiger ist als Unicredit. Das Provisionsergebnis gab nach, soll aber bei beiden Instituten künftig wachsen. Anders als bei Unicredit und den anderen Banken verzeichnete Intesa Sanpaolo steigende Kosten: Das lag an den Neueinstellungen im Zuge des Aufbaus der Online-Bank Isybank. Beide Großbanken haben ihre Kreditrisikovorsorge erheblich reduziert – um etwa die Hälfte die Intesa Sanpaolo, sogar um zwei Drittel die HVB-Mutter.

Ähnlich positiv ist die Tendenz bei den anderen größeren Instituten. Die teilstaatliche Monte dei Paschi di Siena (MPS), Nummer 5 im Land, ist 2023 nach vielen Jahren in die Gewinnzone zurückgekehrt und zahlt für 2023 erstmals seit 13 Jahren eine Dividende. Getrieben von dem stark gestiegenen Zinsüberschuss von 2,3 Mrd. Euro (plus 49%) und sinkenden Kosten wies das Institut nach einem Vorjahresverlust von 205 Mill. Euro einen Gewinn von 2,05 Mrd. Euro aus. Im Vorjahr fielen jedoch Restrukturierungskosten von 913 Mill. Euro an. CEO Luigi Lovaglio erwartet für 2024 eine anhaltend positive Entwicklung.

Carige-Integration treibt Kosten der BPER

Rekordwerte vermeldeten auch Banco BPM sowie BPER, Nummer 3 bzw. 4 in Italien. BPM steigerte den Nettogewinn um 85% auf 1,26 Mrd. Euro, erhöhte die Dividende für 2023 um 143% und erwartet 2024 weitere Zuwächse. BPER konnte den Gewinn „nur“ um 5% auf 1,5 Mrd. Euro steigern. Doch 2022 gab es einmalige Sondererträge. Während die Kreditrisikovorsorge deutlich reduziert wurde, stiegen die Kosten wegen der Integration der Genueser Carige. Für 2023 wird eine doppelt so hohe Dividende gezahlt wie 2022.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.