J.P. Morgan kündigt Förderprogramm für US-Wirtschaft an
J.P. Morgan kündigt Förderprogramm für US-Wirtschaft an
Die US-Bank J.P. Morgan erhöht im Rahmen eines Zehn-Jahres-Plans die Förderung von nationalen Schlüsseltechnologien um ein Drittel. Insgesamt 1,5 Bill Dollar wolle sie in Branchen lenken, die für die „Sicherheit und Widerstandskraft“ der US-Wirtschaft zentral sind, kündigte Jamie Dimon, CEO und Chairman von J.P. Morgan vor den Quartalszahlen an. Davon seien schätzungsweise 500 Mrd. Dollar zusätzliche Mittel, die in der bisherigen Planung nicht vorgesehen seien. Die Mitteilung folgt auf die jüngste Eskalation im Handelskonflikt der USA und China um die Versorgung mit Seltenen Erden.
„Es ist schmerzlich deutlich geworden, dass die Vereinigten Staaten sich zu sehr auf unzuverlässige Quellen für wichtige Mineralien, Produkte und Fertigungsprozesse verlassen haben – allesamt unverzichtbar für unsere nationale Sicherheit“, lässt Dimon zitieren. Die Sicherheit der USA basierten auf der Stärke und Widerstandsfähigkeit ihrer Volkswirtschaft. „Amerika braucht mehr Tempo und Investitionen“, ergänzte er. Außerdem gelte es, Hindernisse zu überwinden wie überbordende Regulierung, Bürokratie und parteipolitische Blockaden sowie ein Bildungssystem, das nicht auf die von den USA benötigten Fähigkeiten ausgerichtet ist.
Blick nach vorne
Am Dienstag hatten neben J.P. Morgan auch die Citigroup, Goldman Sachs und Wells Fargo dank einer Belebung im Investmentbanking und einem starken Handelsgeschäft zum Teil rekordverdächtige Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht. Trotz der robusten Geschäftszahlen äußerten sich die Bankchefs unisono zurückhaltend.
Die Aussichten für die US-Banken sind allerdings dank der seit dem Amtsantritt US-Präsident Donald Trump vorangetriebenen Deregulierung rosig – vor allem im Vergleich zu ihren kontinentaleuropäischen Wettbewerbern. Laut Berechnungen der Analysten von Alvarez & Marsal, die sich in einer lesenswerten Studie mit den Auswirkungen des globalen Auseinanderdriftens in Sachen Bankenregulierung beschäftigt haben, setzen die beschlossenen Lockerungen für US-Banken in den kommenden zehn Jahren insgesamt 2,6 Bill. Dollar frei. Mit diesen zusätzlichen Assets können sie das Kreditgeschäft herauffahren, in die eigene Technologie investieren und die Ausschüttungen an die Aktionäre erhöhen. Auch britische Banken profitieren unter anderem davon, dass sie die die Baseler Kapitalvorgaben nicht vollständig umsetzen müssen. Die Banken in der Eurozone und die Schweizer UBS müssen aufgrund steigender Kapitalanforderungen dagegen Abstriche bei der Profitabilität hinnehmen.

In der Studie wird der Effekt der auseinanderdriftenden regulatorischen Vorgaben auf die Profitabilität der einzelnen Institute heruntergebrochen. Er variiert je nach Geschäftsmodell, weil an verschiedenen Stellschrauben gedreht wird, darunter an den Anforderungen an das harte Kernkapital (CET1), der Verschuldungsquote (Leverage Ratio) und den Eigenmittelanforderung (MREL). Für J.P. Morgan erwarten die Analysten demnach einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um beinahe ein Drittel, Citigroup gehört mit einem erwarteten Plus von 56% zu den größten Profiteuren.
Auch Direktinvestitionen geplant
Der 69-jährige Dimon steht seit fast zwei Jahrzehnten an der Spitze der weltgrößten Bank und tut sich immer wieder durch politische Äußerungen hervor. Erst vor wenigen Wochen hatte er sich intensiv mit Senatoren der republikanischen Partei über den Zustand der US-Wirtschaft ausgetauscht.
Wie J.P. Morgan in der Mitteilung herausstellt, will sich das Institut im Rahmen des jetzt angekündigten Programms nicht nur als Finanzier betätigen, sondern auch als Investor. So seien auch bis zu 10 Mrd. Dollar Direktinvestitionen in Eigenkapital geplant, ein Teil davon als Risikokapital. Auf diese Weise will die Großbank vorrangig US-Unternehmen unterstützen, ihr Wachstum zu beschleunigen, Innovationen voranzutreiben und die strategische Fertigung auszubauen.
Remineszenz an To-Do-Liste der EU
Die Liste der Schlüsseltechnologien, die besondere Aufmerksamkeit der Großbank erfahren soll, könnte von der To-Do-Liste der Europäischen Union auf dem Weg zur wirtschaftlichen Souveränität stammen: Lieferketten und fortschrittliche Fertigungstechnologien für kritische Branchen wie Seltene Erden, pharmazeutische Vorprodukte und Robotik stehen darauf, Verteidigung und Luft- und Raumfahrttechnologie, Energieunabhängigkeit und -sicherheit, Netzstabilität sowie der Ausbau strategischer Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz (KI), Cybersicherheit und Quantencomputing. Die US-Bank unterteilt die Schlüsselbereiche in 27 Branchen, die vom Schiffbau und Kernenergie bis hin zu Nanomaterialien und kritischen Verteidigungskomponenten reichen.
J.P. Morgan kündigt nationales Förderprogramm an
500 Mrd. Dollar zusätzlich für den Ausbau von Schlüsseltechnologien – Deregulierung setzt bei US-Banken reichlich Kapital für die Kreditvergabe frei
Seltene Erden, Cybercrime, Verteidigung: Trotz Gewinnsprung sorgt sich die US-Bank J.P. Morgan um die Folgen des globalen Handelskriegs. Als ob er sich für den Deregulierungskurs der US-Regierung bedanken wollte, kündigt Bankchef Dimon an, deutlich mehr Geld in für die US-Volkswirtschaft kritische Branchen zu lenken.
