J.P. Morgan kündigt US-Investitionsoffensive an
J.P. Morgan kündigt US-Investitionsoffensive an
Die US-Bank J.P. Morgan erhöht im Rahmen eines Zehn-Jahres-Plans die Förderung von nationalen Schlüsseltechnologien um ein Drittel. Insgesamt 1,5 Bill Dollar wolle sie in Branchen lenken, die für die „Sicherheit und Widerstandskraft“ der US-Wirtschaft zentral sind, heißt es in der am Montagabend veröffentlichten Mitteilung der US-Bank. Davon seien schätzungsweise 500 Mrd. Dollar zusätzliche Mittel, die in der bisherigen Planung nicht vorgesehen seien. Die Mitteilung folgt auf die jüngste Eskalation im Handelskonflikt der USA und China um die Versorgung mit seltenen Erden. Am Dienstag legen neben J.P. Morgan auch Citigroup, Wells Fargo und Goldman Sachs Zahlen für das dritte Quartal vor.
Deregulierung setzt Mittel frei
Die seit dem Amtsantritt von US-Präsident vorangetriebene Deregulierung verschafft den US-Banken gute Voraussetzungen, um ihre Muskeln spielen zu lassen. Laut Berechnungen der Analysten von Alvarez & Marsal setzt allein die Absenkung der Anforderung an das harte Kernkapital (CET1) 2,6 Bill. Dollar frei. Mit dieser zusätzlichen Asset-Kapazität können die Kreditinstitute zusätzliche Kredite unterlegen oder auch die Ausschüttungen an die Aktionäre erhöhen. Auch die britischen Banken profitieren von Lockerungen, wenn auch in deutlichem geringerem Maße. Sie müssen ihre Aktivitäten dank der Aussetzung von Basel III mit 8% weniger Eigenkapital unterlegen, was 500 Bill. Dollar freisetze. Die Banken in der Eurozone und die Schweizer UBS müssen aufgrund steigender Anforderungen dagegen Abstriche bei der Profitabilität hinnehmen.
Dimon plädiert für Reform des Bildungssystems
„Es ist schmerzlich deutlich geworden, dass die Vereinigten Staaten sich zu sehr auf unzuverlässige Quellen für wichtige Mineralien, Produkte und Fertigungsprozesse verlassen haben – allesamt unverzichtbar für unsere nationale Sicherheit“, lässt sich Bankchef Jamie Dimon zitieren. Die Sicherheit der USA basierten auf der Stärke und Widerstandsfähigkeit ihrer Volkswirtschaft. „Amerika braucht mehr Tempo und Investitionen“, ergänzte er. Außerdem gelte es, Hindernisse zu überwinden wie überbordende Regulierung, Bürokratie und parteipolitische Blockaden sowie ein Bildungssystem, das nicht auf die von den USA benötigten Fähigkeiten ausgerichtet ist.
Auch Direktinvestitionen geplant
Der 69-jährige Dimon steht seit fast zwei Jahrzehnten an der Spitze der weltgrößten Bank und tut sich immer wieder durch politische Äußerungen hervor. Erst vor wenigen Wochen hatte er sich intensiv mit Senatoren der republikanischen Partei über den Zustand der US-Wirtschaft ausgetauscht.
Wie J.P. Morgan in der Mitteilung herausstellt, will sich das Institut im Rahmen des jetzt angekündigten Programms nicht nur als Finanzier betätigen, sondern auch als Investor. So seien auch bis zu 10 Mrd. Dollar Direktinvestitionen in Eigenkapital geplant, ein Teil davon als Risikokapital. Auf diese Weise will die Großbank vorrangig US-Unternehmen unterstützen, ihr Wachstum zu beschleunigen, Innovationen voranzutreiben und die strategische Fertigung auszubauen.
Remineszenz an To-Do-Liste der EU
Die Liste der Schlüsseltechnologien, die besondere Aufmerksamkeit der Großbank erfahren soll, könnte von der To-Do-Liste der Europäischen Union auf dem Weg zur wirtschaftlichen Souveränität stammen: Lieferketten und fortschrittliche Fertigungstechnologien für kritische Branchen wie Seltene Erden, pharmazeutische Vorprodukte und Robotik stehen darauf, Verteidigung und Luft- und Raumfahrttechnologie, Energieunabhängigkeit und -sicherheit, Netzstabilität sowie der Ausbau strategischer Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz (KI), Cybersicherheit und Quantencomputing. Die US-Bank unterteilt die Schlüsselbereiche in 27 Branchen, die vom Schiffbau und Kernenergie bis hin zu Nanomaterialien und kritischen Verteidigungskomponenten reichen.