Jaffé dehnt Insolvenzverfahren aus

Verwalter von Wirecard kümmert sich auch um sechs deutsche Töchter - Softbank offenbar vor Absprung

Jaffé dehnt Insolvenzverfahren aus

Michael Jaffé hat das Insolvenzverfahren für die Wirecard AG ausgeweitet. Das zuständige Amtsgericht München unterstellte dem vorläufigen Insolvenzverwalter zusätzlich sechs deutsche Tochtergesellschaften des wegen eines Bilanzskandals zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers aus Aschheim bei München.. sck München – Eine Woche nach der angemeldeten Insolvenz hat der Verwalter des Zahlungsabwicklers Wirecard, Michael Jaffé, das Abwicklungsverfahren für das bayerische Dax-Mitglied ausgedehnt. Nach einem Beschluss des Amtsgerichts München verwaltet der Rechtsanwalt zusätzlich sechs deutsche Tochtergesellschaften von Wirecard.Dabei handelt es sich nach Angaben des Gerichts und der Kanzlei Jaffés um Wirecard Technologies, Wirecard Issuing Technologies, Wirecard Service Technologies, Wirecard Acceptance Technologies, Wirecard Sales International Holding und Wirecard Global Sales GmbH. Die genannten Gesellschaften firmieren jeweils als GmbH. Das Sixtett meldete ebenfalls bei Gericht Insolvenz an.Wie in solchen Fällen üblich, löst die Pleite der Obergesellschaft eine Kettenreaktion aus. Das war auch zum Beispiel bei Kirch Media der Fall. Vor 18 Jahren war die Mediengruppe des 2011 verstorbenen Leo Kirch unter der Last hoher Kreditverbindlichkeiten zusammengebrochen. Damals hatte Jaffé ebenfalls das Insolvenzverfahren geleitet. Gehaltszahlungen “gesichert”Bei den sechs Unternehmen in der Causa Wirecard handelt es sich nach Angaben des Münchner Rechtsanwalts “um unmittelbare und mittelbare Tochtergesellschaften der Wirecard AG”. Die Banktochter Wirecard Bank ist nach wie vor nicht Bestandteil des Verfahrens. Die Bank sei nicht insolvent, betonte Jaffé. “Auszahlungen an Händler und Kunden der Wirecard Bank werden ohne Einschränkungen ausgeführt.”Mit dem eingeleiteten vorläufigen Insolvenzverfahren auch für die sechs Tochtergesellschaften sei “die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds für die dort beschäftigen insgesamt 1 270 Mitarbeiter” gesichert, berichtete Jaffé. “Für die rund 250 Mitarbeiter der Wirecard AG ist die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes auf den Weg gebracht worden. Die Agentur für Arbeit hat bereits ihre Zustimmung dazu erteilt. Damit sind die Lohn- und Gehaltszahlungen für die Monate Juni bis August gesichert.”Am Donnerstag schlug die Aktie abermals Kurskapriolen. Das Papier brach zeitweise um 37,5 % ein, begrenzte im weiteren Tagesverlauf die Verluste etwas und beendete den Xetra-Handel bei 3,10 Euro (-35,4 %). Grund für die panikartige Reaktion der Spekulanten waren vermutliche Meldungen darüber, dass die Softbank, der japanische Investor von Technologiewerten, aus der im Frühjahr 2019 geschlossenen Kooperation mit Wirecard aussteigen könnte. Nachrichtenagenturen zufolge sucht die Softbank Group aus Tokio die Distanz zur Wirecard AG, nachdem der japanische Konzern gut ein Jahr vor der Insolvenz des deutschen Bezahldienstleisters diesem noch mit einer Geldspritze von 900 Mill. Euro geholfen hatte. Das fünfjährige Abkommen zur Zusammenarbeit des mit Wirecard gegründeten Investmentarms solle gekündigt werden. Die Agenturen beziehen sich auf “informierte Personen”. Wirecard habe sich auf Nachfrage dazu nicht äußern wollen, hieß es.Mit der im Mai 2019 geschlossenen strategischen Kooperation sollte Wirecard einen Fuß in die Tür zu zahlreichen Beteiligungen des japanischen Konzerns erhalten. Auch in Japan und Südkorea wollte Softbank den Deutschen bei der Expansion helfen. Gleichzeitig steckten die Japaner 0,9 Mrd. Euro in eine Wandelanleihe von Wirecard.