Japans Finanzgruppen erwarten Top-Gewinne
Japans Finanzgruppen erwarten Top-Gewinne
MUFG sagt ein Plus von 16 Prozent voraus – SBI will Shinsei Bank komplett übernehmen
mf Tokio
Japans drei größte Finanzgruppen erwarten auf der Basis eines soliden Kreditgeschäfts die höchsten Gewinne seit Jahren, aber wollen wegen der „Unsicherheit im Finanzsektor“ vorerst keine neuen Aktienrückkäufe tätigen.
Branchenführer Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) sagt für das im März 2024 endende Geschäftsjahr einen Nettoertrag von 1,3 Bill. Yen (8,8 Mrd. Euro) voraus, 16% mehr als im abgelaufenen Jahr. Damit überträfe MUFG ihren Rekord von 2021. Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) will ihren Reinertrag um 2% auf das 10-Jahres-Hoch von 820 Mrd. Yen (5,6 Mrd. Euro) steigern. Mizuho Financial Group kalkuliert mit einer Gewinnerhöhung um knapp 10% auf 610 Mrd. Yen (4,1 Mrd. Euro), den höchsten Wert seit acht Jahren.
Die hohen Zinssätze in den USA treiben die Nettozinsmargen der Finanzgruppen an, während in Japan die Nachfrage nach Krediten nach dem Ende der Pandemie anzieht. „Unser Hauptszenario für Japan ist, dass der solide Verbraucherkonsum und die Rückkehr der Auslandstouristen eine leichte wirtschaftliche Erholung unterstützen“, sagte MUFG-CEO Hironori Kamezawa.
Zurückhaltung bei Aktienrückkauf
Trotz dieser starken Zahlen sehen die großen Kreditgeber von Aktienrückkäufen ab und verweisen auf die Zusammenbrüche einiger regionaler US-Kreditinstitute. MUFG und SMFG erklärten, dass sie vor Rückkäufen das erste Geschäftshalbjahr abwarten wollen. „Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor“, sagte MUFG-Chef Kamezawa.
Der Vorstandschef von SMFG warnte vor einer Verschlechterung der Kreditqualität in den USA aufgrund höherer Zinssätze. „Wir haben höhere Wertberichtigungen für zinssensitive Geschäfte wie fremdfinanzierte Kredite und gewerbliche Immobilien in den USA vorgenommen“, erklärte CEO Jun Ota. Die Finanzgruppe will in diesem Geschäftsjahr 230 Mrd. Yen für mögliche Kreditverluste zurückstellen, im Vorjahr waren es 210 Mrd. Yen gewesen. MUFG erwartet Belastungen von 300 Mrd. Yen. Auch Mizuho erhöht die Rückstellungen von 89,3 Mrd. auf 100 Mrd. Yen. „Wir wollen bei der Auswahl von Kreditkunden weltweit selektiver vorgehen“, berichtete CEO Masahiro Kihara.
Erste Konturen
Unterdessen nimmt eine vierte Finanzgruppe weiter Konturen an. SBI Holdings kündigte ein Übernahmeangebot für ihre Tochter SBI Shinsei Bank an. Für die ausstehenden 27% ihrer Geschäftsbank will SBI 13% Aufschlag auf den letzten Börsenpreis zahlen und dafür 154,2 Mrd. Yen (1,05 Mrd. Euro) aufwenden. Nach der Privatisierung muss SBI noch 350 Mrd. Yen (2,4 Mrd. Euro) zurückzahlen, die Shinsei während der Bankenkrise um die Jahrtausendwende als Finanzspritze erhielt. Daher hält der Staat noch 23%.