Julius-Bär-Urenkel gründet eigene Bank
Bloomberg – In der Schweiz dürfte sich in Kürze zeigen, ob ein bekannter Familienname aus der Finanzwelt dabei helfen kann, mit einer neuen Bank erfolgreich zu sein.Michael Bär, Urenkel von Julius Bär, wird wahrscheinlich ab März erste Kunden für seine MBaer Merchant Bank AG annehmen. “Wir hoffen, bis dahin operativ zu sein”, erklärte er in einem Interview mit Bloomberg. Nachdem er Ende 2018 bereits eine Banklizenz von der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) erhalten habe, liefen derzeit die letzten Vorbereitungen. “Wir schauen uns beispielsweise noch nach geeigneten Büros in Zürich um”, sagte er. “Zudem gilt es, einige technische Voraussetzungen zu schaffen.”Auf der Webseite von MBaer wirbt er derzeit damit, dass sein Urgroßvater vor über 100 Jahren jenes Institut gegründet hat, aus dem die heutige Schweizer Privatbank Julius Bär hervorgegangen ist.Ob der Familienname bei der Kundengewinnung helfen kann? “Diese Frage kann in Ihnen in zwei oder drei Jahren beantworten”, sagte Bär. “Ich bin stolz, auf eine so lange Vergangenheit im Bankgeschäft zurückschauen zu können.”Sein Urgroßvater hatte sich in den 1890er Jahren in der Zürcher Bahnhofstraße mit einem Büro niedergelassen, das später zur Julius-Bär-Gruppe wurde, wie es von Seiten des Unternehmens heißt. 1940 begann die internationale Expansion, 1980 erfolgte der Börsengang. Die Mehrheit der Stimmrechte blieb auch danach beim Bär-Familienpool, der auf diese Weise die Kontrolle der Gruppe weiter wahrte. Erst Anfang 2005 habe sich dies mit der Einführung des Prinzips “eine Aktie, eine Stimme” geändert.Rund zwei Jahre hat Michael Bär nun gebraucht, um seine eigene Bank aus der Taufe zu heben. Insgesamt zwölf Mitarbeiter umfasst MBaer, allesamt Partner und damit am Unternehmen beteiligt. “In den kommenden zwei Jahren könnte diese Zahl auf 20 oder 25 steigen”, sagte Bär. “Wir wollen langsam mit der Zahl unserer Kunden wachsen. Wir bauen die Bank von null auf. Übernahmen oder dergleichen kommen für uns nicht in Frage.”MBaer versteht sich nicht als Privatbank, sondern als Merchant Bank. Das heißt, sie kümmert sich sowohl um geschäftliche Interessen ihrer Kunden – etwa Handelsfinanzierungen – als auch um deren privates Vermögen. Gegen den TrendDie Neugründung einer Bank geht gegen den Trend. Ende 2017 waren in der Schweiz insgesamt 253 Banken tätig, acht weniger als im Vorjahr. Das zeigt ein Bericht der Schweizerischen Bankiervereinigung aus dem August 2018.Derzeit spricht Bär mit ersten potenziellen Kunden. Viele kennt er aus seinem bisherigen Berufsleben. Lange Zeit stand er selbst in den Diensten von Julius Bär, bevor er sich aus dem Unternehmen seines Urgroßvaters aufgrund von Strategiedifferenzen zurückzog. Auch die MBaer-Partner sind teils alte Bekannte. “Mit vielen habe ich schon früher zusammengearbeitet”, sagte er.