Kampfpreise belasten Firmenkunden-Geschäft

Margen und Eigenkapitalrendite sinken trotz immer höherer Kreditvergabe - Bain macht aggressiven Wettbewerb verantwortlich

Kampfpreise belasten Firmenkunden-Geschäft

Im Wettbewerb um Unternehmenskunden kämpfen Banken hierzulande mit harten Bandagen, was eine schrumpfende Ertragskraft zur Folge hat. Gleichzeitig weisen die Kosten nach oben, weil Banken in Digitalisierung investieren und die verschärfte Regulierung zu Buche schlägt.fir Frankfurt – Trotz rekordhoher Ausleihungen verharren Erträge und Profitabilität im Firmenkundengeschäft deutscher Banken auf niedrigem Niveau. Als Grund nennt die Beratungsgesellschaft Bain den Margendruck in dem Geschäftsfeld, das in den vergangenen Jahren immer mehr Akteure auserkoren haben, um den niedrigen Margen etwa im Privatkundengeschäft zu entgehen. Die “aggressive Expansion” drücke jedoch auch hier immer weiter auf den Profit. “Mit Kampfpreisen und Margenverzicht versuchen die Banken, Firmenkunden zu gewinnen”, wird Bain-Partner Christian Graf in einer Mitteilung vom Donnerstag zitiert. Die Folge: Mittelfristig stagnierten Erträge und Profitabilität, langfristig sei von einer rückläufigen Ertragskraft auszugehen.Der aktuelle, von Bain erhobene Corporate-Banking-Index weist im zweiten Halbjahr 2018 bei der Profitabilität mit 89 Punkten den zweitniedrigsten Wert für deutsche Banken seit der Finanzkrise 2009 auf. Nur ein Jahr zuvor, in der zweiten Hälfte 2017, lag er mit 87 Punkten noch niedriger. Von Anfang 2010 bis Anfang 2017 hatte der 2007 erstmals berechnete Index stets bei mindestens 100 gelegen. Auch der Ertragsindex weist seit der ersten Hälfte 2015, als er 142 Punkte anzeigte, tendenziell nach unten, auch wenn er jüngst stagnierte und in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres 129 betrug. Sparkassen weiten Anteil ausDabei sind die Rahmenbedingungen im Corporate Banking noch gut. Die Wirtschaft und damit die Kreditvergabe floriert, die Risikovorsorge befindet sich auf niedrigem Niveau. Im zweiten Halbjahr 2018 stiegen die Ausleihungen im Vergleich mit der ersten Jahreshälfte um 2,5 % und mit dem Vorjahr um 6 % auf einen neuen Höchststand von 1,152 Bill. Euro. Hier verschieben sich die Gewichte langfristig zugunsten der Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Allein seit 2013 haben die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Marktanteil am Kreditgeschäft mit Unternehmen von 11 % auf 15 % und die Sparkassen von 19 % auf 25 % gesteigert. Auch die Groß-, Regional- und Auslandsbanken legten zu – von 30 % auf 32 % Ende 2018. Ihre Zuwächse gingen zulasten der Landesbanken, die von 21 % des Marktanteils auf 16 % abfielen. Da die Privatisierung der HSH Nordbank durch den Verkauf an Finanzinvestoren wie Cerberus und Flowers Ende November offiziell vollzogen wurde, spielt sie in der Betrachtung keine große Rolle mehr. Marktanteile eingebüßt haben auch Hypothekenbanken, Bausparkassen und Banken mit Sonderaufgaben, die von 19 % auf 13 % abrutschten.Der Trend zur steigenden Kreditvergabe im Corporate Banking hält seit 2013 an. Ungeachtet dessen ist die Kreditmarge binnen fünf Jahren von 1,7 % auf 1,2 % gesunken, die Eigenkapitalrendite vor Steuern von 15 % auf 10 %. Damit liegen sie Bain zufolge aber immerhin noch über den Kapitalkosten. “Wenn Banken in Zeiten wachsender Nachfrage schon keine auskömmlichen Margen erzielen, könnten sie bei einer längeren Konjunkturschwäche in ernsthafte Schwierigkeiten geraten”, sagt Bain-Partner Jan-Alexander Huber. Dann würde die Kreditrisikovorsorge wieder deutlich steigen und auf den Ergebnissen lasten.Hinzu kommt, dass Banken es nicht vermögen, ihre Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu mindern. Trotz aller Anstrengungen, die Provisionsüberschüsse zu steigern, ist ihre relative Bedeutung gegenüber den Zinseinnahmen leicht geschrumpft. An den summierten Zins- und Provisionsüberschüssen hatten die Provisionen zuletzt einen Anteil von 27 % nach 29 % in der ersten Hälfte 2018.Auch die Verwaltungskosten steigen trotz vieler laufender Kostensenkungsprogramme wieder (s. Grafik), was die Studienautoren auf Investitionen vieler Banken in Digitalisierung und Modernisierung der IT-Infrastruktur sowie auf höhere regulatorische Anforderungen zurückführen, etwa bezüglich der Finanzmarktrichtlinie Mifid II und Geldwäscheprävention. Die Cost-Income-Ratio ist demnach im zweiten Halbjahr 2018 auf 47 % angewachsen, den höchsten Wert seit zehn Jahren.