Geld oder BriefGute Perspektiven für Leonardo

Glänzende Perspektiven für Leonardo

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo gehört zu den großen Gewinnern auf Italiens Aktienmarkt. Analysten schätzen auch die künftigen Perspektiven des teilstaatlichen Konzerns als günstig ein.

Glänzende Perspektiven für Leonardo

Geld oder Brief

Glänzende Perspektiven für Leonardo

Die Aktie des italienischen Rüstungskonzerns dürfte sich weiter positiv entwickeln

bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo ist einer der großen Gewinner an Italiens Börse. Binnen zwölf Monaten hat der Wert um 93,5% zugelegt, im Drei-Jahres-Vergleich den Kurs verdreifacht. Analysten sehen die Perspektiven rosig. David Perry von J. P. Morgan hat den Zielpreis von 20 auf 27,50 Euro erhöht. Er sieht „über viele Jahre positive Aussichten“ und hebt vor allem den soliden Ausblick sowie die Perspektiven steigender Margen und Dividenden hervor. „Die schon hohen Erwartungen“ von Alessandro Pozzi von der Mediobanca, „sind von der Guidance übertroffen worden“. Er hat den Zielwert von 20 auf 23 Euro erhöht. Der Zielpreis schwankt zwischen 16 Euro (BNP Exane) und 28,60 Euro (Citi) und liegt bei durchschnittlich 23,09 Euro. Von 18 Analysten rät nur einer zum Verkauf (BNP Exane), aber 13 raten zum Kauf.

Mit einer Kapitalisierung von 12,4 Mrd. Euro gehört der zu 30% vom Staat kontrollierte Konzern zu den großen Werten im Mailänder Hauptindex FTSE MIB. Leonardo profitiert von den üppigen Bestellungen und Aufträgen der boomenden Rüstungsbranche. Der Konzern hat seinen Schwerpunkt in den Bereichen Rüstungselektronik, bei Hubschraubern, Flugzeugkomponenten, militärischen Flugzeugen und in der Cybersecurity. Traditionell ist Leonardo über Partnerschaften etwa im Helikopter-Bereich mit der US-Tochter AgustaWestland stark in den USA, die ein Viertel zum Umsatz beisteuern. 2023 kam Leonardo auf einen Umsatz von 15,3 Mrd. Euro, einen Nettogewinn von 658 Mill. und einen Auftragseingang von 17,9 Mrd. Euro.

Unter der Führung des seit eineinhalb Jahren amtierenden CEO Roberto Cingolani, der im März einen neuen Strategieplan vorgestellt hat, ist Dynamik in das Unternehmen gekommen. Der Physiker, lange Zeit Chef eines Forschungsinstituts und Robotik-Experte, der unter Mario Draghi Minister für Umwelt und technologischen Wandel war, setzt vor allem auf den Ausbau der Digitalkapazitäten und europäische Allianzen. Für ihn ist klar, dass die Italiener überall dabei sein müssen. Er fordert ein europäisches Rüstungsprogramm nach dem Muster des europäischen Wiederaufbauprogramms Next Generation und mehr Kooperation. In Anbetracht der neuen Entwicklung sollen die europäischen Kartellbehörden nach Ansicht Cingolanis angesichts einer „Quasi-Kriegsökonomie“ gemeinsame europäische Vorhaben nicht blockieren.

Leonardo ist Teil des Eurofighter-Konsortiums, aber auch an der Endmontage des US-Kampfjets F-35 beteiligt. Außerdem arbeiten die Italiener mit BAE Systems aus Großbritannien und Mitsubishi (Japan) an einem Konkurrenzprojekt zum künftigen deutsch-französisch-spanischen F-CAS-Kampfflugzeugsystem. Bei Helikoptern kooperiert AgustaWestland eng mit dem US-Produzenten Bell.

Beteiligung an Panzerkonsortium?

Cingolani treibt die Europäisierung voran. Für den noch relativ kleinen Raumfahrtsektor hat er einen neuen Geschäftsbereich geschaffen. Partner ist die französische Thales, mit der die Italiener im Rahmen der zwei Joint Ventures Thales Alenia Space und Telespazio schon länger zusammenarbeiten. Beim Raketenhersteller MBDA ist Leonardo Partner von Airbus und BAE Systems. Im Bereich Rüstungselektronik haben die Italiener eine Beteiligung von 25,1% an der deutschen Hensoldt erworben.

Von Nichtkernaktivitäten will sich Cingolani trennen: Im Marinebereich steht der Verkauf von Wass, einem Produzenten von Torpedos und Radarsystemen für U-Boote, an den italienischen Marinekonzern Fincantieri bevor. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit mit Fincantieri ausgebaut werden. Es wird spekuliert, dass Leonardo vom Nutzfahrzeughersteller Iveco dessen Sparte Iveco Defence übernimmt, die in Bozen gepanzerte Fahrzeuge produziert.

Damit sowie mit dem Produzenten von Panzerkanonen Oto Melara könnte Leonardo mehr Masse für die geplante Zusammenarbeit mit dem deutsch-französischen Panzerkonsortium KNDS auf die Waage bringen. Noch ist nicht klar, in welcher Form die Italiener mitmachen könnten. Im Gespräch ist eine Beteiligung von 20 bis 33%. Bisher gibt es nur Absichtserklärungen. Kurzfristig will Italien bis zu 250 Panzer vom Typ Leopard Typ A8 bestellen – mit hohem italienischen Fertigungsanteil. Längerfristig geht es um eine Beteiligung an der Nachfolgegeneration des französischen Leclerc und des deutschen Leopard 2. Offen ist, welche Rolle die deutsche Rheinmetall spielt.

Aktienrückkaufprogramme

Der Umsatz soll bis 2028 um 39% auf 21 Mrd. Euro wachsen, die Rendite von 8,4 auf 11,5% verbessert werden und der Auftragseingang von 19,5 auf 22,6 Mrd. Euro steigen. Gleichzeitig sollen 1,8 Mrd. Euro eingespart werden. Die Dividende für 2023 wurde verdoppelt und soll weiter wachsen. Auch Aktienrückkaufprogramme sind geplant.

Alessandro Pozzi von der Mediobanca hält eine Verdoppelung des Betriebsgewinns für gut möglich. Auch Übernahmen könnten zu einer positiven Entwicklung beitragen. „Wir glauben, die anhaltende Unsicherheit, verbunden mit bedeutenden Fortschritten in der Generierung des Cashflows, werden den Wert weiter attraktiv halten.“