Einkaufsmanagerindex

Euro-Industrie in der Krise gefangen

Die Euro-Industrie kommt nicht aus der Krise. Zwar ist die Stimmung nicht so schwach wie zuerst gemeldet, der Nachfragemangel lässt eine Trendwende vor dem Sommer aber wohl nicht zu, wie die Details des Einkaufsmanagerindex zeigen.

Euro-Industrie in der Krise gefangen

Euro-Industrie in der Krise gefangen

Stimmung nicht ganz so schwach wie zunächst gemeldet – Beschleunigtes Wachstum in Spanien

ba Frankfurt

Die Stimmung der Industrie im Euroraum hat sich im April zwar nicht ganz so stark eingetrübt wie zunächst gemeldet, doch steckt das verarbeitende Gewerbe weiter in der Krise fest. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) sank um 0,4 auf 45,7 Punkte. Zunächst war ein Zählerstand von 45,6 ermittelt worden – während Ökonomen mit einem Anstieg auf 46,5 Punkte gerechnet hatten. Nachdem das Barometer unterhalb der neutralen 50-Punkte-Marke notiert, signalisiert es ein Schrumpfen des Sektors.

Erholung frühestens im Sommer

„Wer wird die Wirtschaft der Eurozone retten? Dies ist eine schwierige Frage, aber eines ist klar: Es ist sicher nicht das verarbeitende Gewerbe“, resümiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCPB), die den Indikator sponsert. „Stattdessen zieht sich die Industrie-Rezession in den April hinein.“ Vor dem Sommer solle man nicht mit einer Erholung rechnen, sagte er mit Blick auf die „Fülle von Anzeichen für den Nachfragemangel“. Dieser schlage sich in dem rasanten Auftragsrückgang nieder, ebenso wie in den abschmelzenden Auftragsbeständen und den beschleunigten Lieferzeiten der Unternehmen, die zeigten, dass reichlich Logistikkapazitäten vorhanden seien. Die Produktion wurde hingegen laut S&P im April mit der niedrigsten Rate seit einem Jahr zurückgefahren, und die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist verbesserten sich ein weiteres Mal. Sowohl bei den Einkaufs- als auch den Verkaufspreisen wurden erneut Rückgänge verzeichnet. Ein beunruhigendes Zeichen macht de la Rubia im beschleunigten Nachfragerückgang nach Investitionsgütern in den drei führenden Euro-Ländern aus. Denn eine Erholung „beginnt oft mit einer positiven Dynamik im Investitionsgütersektor“.

Sorgenkind Deutschland

Besonders besorgniserregend sei, „dass Deutschland – das industrielle Kraftzentrum Europas – mit einem breit angelegten Abschwung zu kämpfen hat“. Der PMI für die deutsche Industrie legte zwar um 0,6 auf 42,5 Punkte zu, blieb aber unter dem Durchschnitt der seit Mitte 2022 andauernden Schrumpfungsphase, der bei 44,0 Zählern liegt. Als positives Signal wertet der Chefvolkswirt den schwächeren Produktionsrückgang, den Beschäftigungsaufbau und den leichten Anstieg des Index der Exportaufträge. „Die deutsche Industrie resigniert auch keineswegs“, auch wenn die Stimmung im Schnitt in der Vergangenheit etwas besser war als derzeit.

Beschleunigtes Wachstum in Spanien

Spaniens wirtschaftlicher Puls hingegen „weicht vom Rhythmus der Eurozone ab“, ergänzte de la Rubia. Die spanische Industrie wuchs den dritten Monat in Folge, zudem noch dynamischer als zuletzt. Der PMI kletterte um 0,8 auf 52,2 Punkte, Ökonomen hatten mit einer Stagnation bei 51,4 Zählern gerechnet. „Mau“ seien hingegen die Ergebnisse in Frankreich und Italien ausgefallen. Der PMI für Frankreichs Industrie gab um 0,9 auf 45,3 Punkte nach. Italiens PMI rutsche um 3,1 auf 47,3 Zähler und damit unter die Wachstumsschwelle.

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