Datenverarbeitung

Kein Erfolg ohne „Mensch-Mensch-Schnittstelle“

Datenmanagement und Digitalisierung rütteln nach Auffassung einer Expertenrunde nicht an der persönlichen Beziehung zwischen Bank und Kunde: Zwar schäle sich für das Geschäft ein zunehmend einheitlicher Instrumentenkasten für die Verarbeitung...

Kein Erfolg ohne „Mensch-Mensch-Schnittstelle“

jsc Frankfurt

Datenmanagement und Digitalisierung rütteln nach Auffassung einer Expertenrunde nicht an der persönlichen Beziehung zwischen Bank und Kunde: Zwar schäle sich für das Geschäft ein zunehmend einheitlicher Instrumentenkasten für die Verarbeitung von Daten und für alltägliche Aufgaben heraus, doch liege in der individuellen Beziehung und der zielgerichteten Verwendung von Informationen der Wettbewerbsvorteil einer Finanzfirma, sagten Vertreter aus Fintech- und Bankgewerbe am Mittwoch auf dem Finanzplatztag von WM Gruppe und Börsen-Zeitung.

„Es gibt nichts Schöneres als die Mensch-Mensch-Schnittstelle“, sagte etwa Marcus Vitt, Vorstandssprecher der Hamburger Privatbank Donner & Reuschel. Daten seien der Grundstock, um Querverbindungen und damit Geschäftschancen zu erkennen, etwa wenn ein vermögender Mensch eine Weltreise für einen sechsstelligen Betrag plane und eine Bank an seiner Seite brauche. Die Ansprache sei aber individuell. Gleiches gelte in der Vermögensverwaltung, wo es auf die persönliche An­sprache und nicht auf ein Robo-Advisory ankomme.

Zwar sei eine „Standardisierung auf der Software-Ebene“ unausweichlich, führte Alexander Babing von der Berliner Digitalagentur Unitb aus – doch die Fragen, die sich mithilfe von Daten beantworten ließen, unterschieden sich. „Da wird eigentlich das Geschäft gemacht. Da differenziert man sich.“ Die Software gleiche einem Automodell: Die Bauweise sei identisch, doch der Weg der Fahrzeuge variiere. Eine individuelle Betreuung wohlhabender Kunden schreibt sich auch das Berliner Fintech Ride auf die Fahnen. Menschen mit einem oft millionenschweren Vermögen gründen mithilfe der Firma eine GmbH, um bei Investition in Aktien und in andere Instrumente Steuern zu sparen, wie Geschäftsführerin Christine Kiefer ausführte. „Unsere Online-Plattform wird durch Kundenanforderungen gebaut.“ In der Digitalisierung dürften Banken gleichwohl niemals locker lassen, einen Abschluss des Prozesses gebe es nicht, sagte Unitb-Experte Babing. Bereits in fünf Jahren werde sich die Produktlandschaft drastisch vereinheitlicht haben. „Ich glaube nicht, dass jemand noch eine App von einer speziellen Bank auf seinem Telefon haben wird.“ Übergreifende Apps setzten sich weiter durch, selbst Multibanking-Apps von Kreditinstituten wie das Projekt „Teo“ der Sparda-Banken hätten es absehbar schwer. Für eine Privatbank komme es in so einem Umfeld darauf an, die „Heimat“ der Kunden zu bleiben, sagte Vitt. Dabei böten sich zugleich Kooperationen mit Fintechs an.

Banken in Lobbyarbeit hintan

Die Regulierung sei im Wettbewerb entscheidend. Eine Fülle rechtlicher Vorgaben seien ein „Riesenkostenpunkt“ für kleine Firmen, so Ride-Chefin Kiefer. Die Aufsicht achte­ die Lage der jungen Firmen nicht genug. „Wenn die BaFin tatsächlich mal ein halbes Jahr braucht für eine Antwort, kann das einer kleinen Firma schon mal das Genick brechen.“ Sie stimmte jedoch mit Vitt überein, dass gleiche Regeln für alle gelten sollten. Banken müssten aufpassen, ihre Interessen laut genug zu äußern, sagte Vitt, zugleich Vorsitzender des Bankenverbands Hamburg ist. Die Assekuranz mache das vor. „Versicherer sind in der Lobbyarbeit immer effizienter und besser aufgestellt als wir Banken.“