Private Krankenversicherung

Aktien stabilisieren Beiträge

Die privaten Krankenversicherer stehen bei Kapitalausstattung und Liquidität gut da, zeigt eine Analyse des Beratungshauses Zielke Resaearch Consult. In der Kapitalanlage sollten mehr Risiken eingegangen werden.

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Private Krankenversicherer sollten Zielke Research zufolge mehr Aktien und Immobilien kaufen

tl Frankfurt

Die Zahlungsfähigkeit der privaten Krankenversicherer in Deutschland hat sich weiter verbessert. Die Kapitalanlage wurde in den vergangenen Jahren stärker diversifiziert. Der Aktien- und Immobilienanteil sollte sich aber noch weiter erhöhen, heißt es in der am 5. Juli veröffentlichten Solvenzanalyse 2022 des Beratungshauses Zielke Research Consult.

In der Kapitalanlage könnte mehr Risiko zu mehr Beitragsstabilität führen, meint Zielke. Immerhin haben sich die Anteile von Aktien, Beteiligungen und Immobilien von 2018 bis 2021 (2022er Zahlen liegen erst teilweise vor) deutlich erhöht – von 12% auf 18,8% der gesamten Kapitalanlagen. Zielke hält 25% für angemessen. Er kritisiert, dass viele Versicherer auf nicht börsennotierte Aktien setzen (unter “Beteiligungen” zu finden), weil ohne Börsenkurse das Abschreibungsrisiko geringer sei.

Unverständlich findet Zielke auch die Haltung der BaFin, die vor etwa drei Jahren von der EU-Kommission für Versicherer geschaffene Möglichkeit, Aktien als langfristiges Investment (sogenanntes “Long Term Equity Investment”) zu deklarieren und damit nur mit 22% Eigenkapital zu unterlegen (statt 39 bzw. 49%), für von ihr beaufsichtigte Versicherer nicht zu akzeptieren. Während dies in anderen EU-Staaten möglich sei, verweise die BaFin auf den Solvency-II-Review in zwei Jahren, so Zielke.

Mehr Wettbewerb gefordert

Die Versicherungspflichtgrenze sollte verringert werden, forderte Carsten Zielke bei der Vorstellung der Analyse. Damit stellt er sich gegen den Trend in der Politik, diese Grenze alle paar Jahre zu erhöhen. Eine zum Beispiel auf 40.000 Euro Jahresarbeitsentgelt (seit 1.1.2023: 66.600 Euro) verringerte Schwelle, ab der ein Wechsel in die private Krankenversicherung möglich wäre, würde den Wettbewerb zwischen den Systemen stärken und damit zu Effizienzgewinnen im Gesundheitswesen führen, ist Zielke überzeugt. Eine (weitere) Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze sieht er dagegen als “Bedrohung für den Fortbestand der PKV”.

Die Prämien in der PKV dürften angesichts des medizinischen Fortschritts und der alternden Bevölkerung weiter steigen. Dämpfend wirkten allerdings die steigenden Zinsen. Andererseits müsste die Gebührenordnung der Ärzte dringend reformiert werden. Die seit der letzten Reform 1996 unveränderten Gebührensätze hätten bei den Ärzten zu einem Realverlust von 52% geführt. Bei einer Integration der PKV in die GKV müsste der Beitragssatz laut Analyse auf 16,4% (ohne Zuwanderung) bzw. 16,2% (bei gezielter Förderung der Einwanderung und einer Zunahme der Beschäftigten von 40 Millionen auf 45,1 Millionen) steigen. Aktuell liegt der Beitragssatz im Durchschnitt bei 14,6%.

Zur Dämpfung der Gesundheitskosten fordert Zielke von den Versicherten einen gesünderen Lebensstil. Schon wenige Stunden Bewegung pro Woche würden die Lebenserwartung deutlich verbessern, zeige eine Studie der Universität Wien. Allerdings dürften private Krankenversicherer im Gegensatz zu den gesetzlichen keine Versichertengelder für Prävention ausgeben. Sie müssten die entsprechenden Kosten aus dem Marketingbudget bestreiten – für Zielke eine nicht verständliche Ungerechtigkeit. Entsprechend hätten auch 16 von 37 privaten Krankenversicherern kein erkennbares Präventionsangebot.

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