Neuer "Wachstumsfonds Deutschland" erreicht Zielvolumen

KfW Capital will mit Wagniskapital „mindestens überdurchschnittlich“ abschneiden

Mit dem „Wachstumsfonds Deutschland“ haben KfW Capital und Partner der Privatwirtschaft 1 Mrd. Euro für Wagniskapital mobilisiert. Die Tochter der Förderbank setzt sich ehrgeizige Ziele für das Segment.

KfW Capital will mit Wagniskapital „mindestens überdurchschnittlich“ abschneiden

KfW Capital will "mindestens überdurchschnittlich" abschneiden

Wagniskapital-Tochter der KfW hofft auf mehr Rendite durch gezielte Fondsauswahl – "Wachstumsfonds Deutschland" erreicht Zielvolumen von 1 Mrd. Euro

jsc/kro Frankfurt

Die Wagniskapitaltochter der Förderbank KfW setzt sich mit dem Closing des „Wachstumsfonds Deutschland“ auch insgesamt ehrgeizige Ziele. Die KfW Capital wolle mit ihrem Portfolio eine „mindestens überdurchschnittliche Rendite fahren“, sagte Geschäftsführer Jörg Goschin am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Entscheidend sei eine sorgfältige Auswahl der Fonds, in die das Haus investiere.

Weltweit sind im Wagniskapitalsegment auf lange Sicht zweistellige Prozentzuwächse pro Jahr üblich. Nach der Zinswende im Frühjahr 2022 fuhr die Branche aber hohe Verluste ein. Goschin ließ offen, wie hoch die Renditeziele der KfW Capital konkret sind und welchen Vergleichsmaßstab die Gesellschaft für die Venture-Capital-Investments heranzieht.

Ende 2022 hatte die Gesellschaft bereits in 77 Venture-Capital-Fonds mit einem Gesamtvolumen von 565 Mill. Euro investiert. Große Investments weist die KfW Capital mit 39 Mill. Euro für Fonds der niederländischen Forbion aus, die in Medizintechnik-Firmen investiert, für Fonds der Berliner Cherry Ventures mit 23 Mill. Euro und der Münchener Unternehmertum mit 17 Mill. Euro. In der Ergebnisrechnung der KfW Capital blieb im vergangenen Jahr ein Verlust nach Steuern von annähernd 1 Mill. Euro stehen, nachdem 2021 ein Gewinn von 26 Mill. Euro erzielt worden war.

Ziel der im Oktober 2018 gestarteten KfW Capital ist es, als Ankerinvestor Vertrauen zu stiften und private Geldgeber für Venture Capital zu gewinnen. Das tatsächliche Volumen der Fonds ist also um ein Mehrfaches höher als der jeweilige KfW-Capital-Anteil.

Allianz und Blackrock an Bord

Der neue „Wachstumsfonds Deutschland“ hat 1 Mrd. Euro eingesammelt, wovon KfW Capital 144 Mill. Euro beisteuert. 216 Mill. Euro stammen aus weiteren öffentlichen Töpfen, die unter dem Schlagwort „Zukunftsfonds“ unter Regie der KfW-Tochter stehen. Die übrigen 650 Mill. Euro kommen von privaten Investoren. Dazu zählen die Allianz und Blackrock, die RAG-Stiftung sowie die Versicherer Debeka, Generali, Gothaer, HUK-Coburg, Signal Iduna, Stuttgarter, Württembergische und die Versicherungskammer mit ihrer Tochter Tecta.

Auch der „Wachstumsfonds“ soll in Venture-Capital-Fonds investieren. Allerdings sorgt eine Struktur mit zwei Investmentvehikeln dafür, dass Investoren mit unterschiedlichem Risikoappetit mitziehen können. Der Versichererverband GDV hat die Fondsauflage begleitet, der Fondsadministrator Universal-Investment ist für die formale Verwaltung zuständig, BNP Paribas verwahrt die Vermögenswerte.

Die Zinswende erschwerte jedoch den Start des Fonds, der bereits kurz vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs in Planung war und Anfang dieses Jahres erste Mittel investierte. Der Markt sei zwar intakt, aber deutlich rauer als zuvor, betonte KfW-Capital-Geschäftsführer Goschin. „Es trennt sich die Spreu vom Weizen.“

Geld ist bereits in den Münchener Venture-Capital-Fonds „Vsquared“ geflossen, der unter anderem im schwäbischen Roboter-Start-up Neura Robotics sowie im Freiburger Spacetech Constellr investiert ist. „Die Portfoliokonstruktion ist sehr stark auf Europa ausgerichtet“, erklärt Goschin. „Es ist so, dass 80% des Portfolios in deutsche oder europäische Fonds gehen und 20% können auch in internationale Fonds gehen. Alle Fonds müssen zu mindestens 50% in europäische Unternehmen investieren.“

Wenig Venture Capital

Im internationalen Vergleich ist der Anteil der Wagniskapital-Investitionen in Deutschland gering: 2022 lagen sie bei 3,6 Mrd. Dollar, was einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 0,09% entspricht, wie die OECD festhält. Zum Vergleich: Die Niederlande und Großbritannien kommen jeweils auf 0,11%, die USA erreichen 0,75%. Auch Israel ist für einen regen Venture-Capital-Markt bekannt. Spanien liegt nahezu gleichauf mit Deutschland, in Italien ist das Gewicht von Wagniskapital mit 0,04% geringer. In den meisten Ländern ist der Anteil seit 2021 gefallen, darunter auch in Deutschland.

Wertberichtigt Seite 2
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