PERSONEN - DIE NEUEN KÖPFE IN DER DEUTSCHE-BANK-FÜHRUNG

Knof predigt eine radikale Orientierung am Kunden

Von Michael Flämig, München Börsen-Zeitung, 9.7.2019 Versicherer und Banken eint zwar die Zugehörigkeit zur Finanzszene, doch sie beackern traditionell unterschiedliche Felder: Vorsorge steht auf der einen Seite im Vordergrund, auf der anderen...

Knof predigt eine radikale Orientierung am Kunden

Von Michael Flämig, MünchenVersicherer und Banken eint zwar die Zugehörigkeit zur Finanzszene, doch sie beackern traditionell unterschiedliche Felder: Vorsorge steht auf der einen Seite im Vordergrund, auf der anderen Seite ist es das Kreditgeschäft. Insofern lässt es aufhorchen, wenn ein Manager die Seiten wechselt. Die Deutsche Bank hat den ehemaligen Allianz-Deutschland-Chef Manfred Knof (53) in das erweiterte Vorstandsgremium berufen. Im Group Management Committee verantwortet er vom 1. August an das Privatkundengeschäft in Deutschland. Warum greift die Bank für dieses Kernressort auf Kompetenz aus dem Lager der Assekuranz zurück?Letztlich ist die Berufung Knofs eine Verneigung vor dem Erfolg der Allianz in Deutschland. Denn der Versicherer demonstriert, dass auch in einem gesättigten und wettbewerbsintensiven Privatkunden-Markt eine Expansion möglich ist. In der Lebensversicherung hat die Allianz Deutschland ihren Marktanteil nach Beitragseinnahmen seit dem Jahr 2000 fast verdreifacht. Seit einigen Jahren wächst auch der Umsatz in der Sachversicherung wieder mithilfe stark vereinfachter Produkte.Der Hebel: eine radikale Orientierung am Kunden. Diese Sichtweise mag als Plattitüde erscheinen, die Allianz allerdings hat sie zum Kern ihres unternehmerischen Denkens gemacht. Knof wird das Privatkundengeschäft der Bank – und seine Organisation – bedingungslos und mit der Konsequenz eines extern Sozialisierten am Kunden ausrichten. Produktkategorien sind passé, es zählen die Kundenbedürfnisse.Die Deutsche Bank kauft sich außerdem Kompetenz in der Digitalisierung ein. Die Allianz weiß auf der Klaviatur stationärer und digitaler Verkaufskanäle so zu spielen, dass kein Missklang in Form völlig überhöhter Kosten entsteht – und die Kunden sich dennoch nicht bevormundet vorkommen. Ob sich die Erfahrungen des Agenturvertriebs auf das Filialgeschäft einer Bank übertragen lassen, wird sich weisen.Knof hat – nach zwei Jahren beim Beratungsunternehmen Kienbaum – seine gesamte Karriere (1995 bis 2017) bei der Allianz absolviert und sich vom Vorstandsassistenten zum regionalen CEO hochgearbeitet: von der Schweiz (2006-2011) über Mittel- und Osteuropa (2014-2015) bis nach Deutschland (2015-2017). Er bringt aber auch eine eingeschränkte Bank-Expertise mit. In den Jahren 2003 und 2004 leitete er das Transformationsprogramm der damaligen Allianz-Tochter Dresdner Bank, anschließend war er ein Jahr lang als Leiter Vertrieb für das Personal Banking in Deutschland Süd zuständig.Knof hat sich nur zweieinhalb Jahre an der Spitze der Allianz Deutschland gehalten, seit Anfang 2018 ist er auf dem Markt für Führungskräfte zu haben. Gesundheitliche Probleme waren als Begründung für den Abschied ins Feld geführt worden, doch es knirschte zudem im Verhältnis zum Mutterkonzern und dessen Führung. Knof, der in der Allianz auch Sanierungsfälle gelöst hatte, kann dementsprechend robust vorgehen. Der promovierte Jurist ist kein Freund öffentlicher Auftritte, er setzt auf Effizienz. Knofs Positionierung unterhalb des Bank-Vorstands – er berichtet an den stellvertretenden Vorstandschef Karl von Rohr – dürfte diesen Ansatz erleichtern.