Kommunalkredit Austria macht sich börsenfein

Sprung auf das Parkett ist für Infrastrukturbank eine Option - Bis 2022 will das Institut prinzipiell bereit sein

Kommunalkredit Austria macht sich börsenfein

jsc Frankfurt – Nach dem Börsengang der Bankengruppe Bawag vor mehr als einem Jahr erwägt in Österreich ein weiteres Geldhaus den Gang auf das Parkett: Der 2015 privatisierte Infrastrukturfinanzierer Kommunalkredit Austria ordnet das Geschäft neu und hat sich das Ziel gesetzt, 2022 ein operatives Ergebnis von 50 Mill. Euro, eine Aufwand-Ertrag-Relation von 50 % und eine Eigenkapitalrendite von 10 % zu erreichen (“50/50/10”). “Wenn wir das hinbekämen, wären wir börsenfähig”, sagte Bankchef Bernd Fislage am Donnerstag in Frankfurt. Ein Börsengang sei jedoch nur eine Option. Eine Entscheidung sei nicht gefallen.Treibende Kraft hinter der Bank ist der Unternehmer Patrick Bettscheider, der einst als Gründer der Frankfurter Mainfirst Bank bekannt wurde und sich zwischenzeitig für die Düsseldorfer Hypothekenbank interessiert hat, ehe der Bankenverband BdB zugriff und das Institut später an die Aareal Bank verkaufte. Über die 2014 gegründete Beteiligungsfirma Interritus (“Unerschrocken”) kontrolliert Bettscheider 54,9 % der Anteile an der Kommunalkredit und führt den Aufsichtsrat an. Mit der irischen Trinity Investments hatte er 2015 die Übernahme der verbliebenen Kernbank der Kommunalkredit eingefädelt, die im Zuge der Finanzkrise verstaatlicht worden war. Die beiden Firmen setzten sich gegen österreichische Bieter durch und sollen laut unbestätigten Informationen der Tageszeitung “Der Standard” rund 120 Mill. Euro auf den Tisch gelegt haben. Die Altlasten der ursprünglichen Bank werden von der staatlichen KA Finanz abgewickelt. Kreditfonds geplantDer privatisierte Kern soll nun als internationale Infrastrukturbank an Schlagkraft gewinnen: Das 162 Mitarbeiter zählende Haus finanziert etwa einen Autobahnabschnitt zwischen Berlin und Warschau, Glasfaserkabel in Bayern, Straßenbahnen in Spanien sowie Krankenhäuser und Pflegeheime. Einen Teil der Kredite, die im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich liegen können, reicht das Institut an Investoren weiter. Im vergangenen Jahr sagte die Bank 1,2 Mrd. Euro an Krediten zu und lagerte 570 Mill. Euro an Dritte aus.Dabei setzt die Bank auch auf eigene Kreditfonds: Ein Produkt hat seine erste Runde hinter sich und ist nun 183 Mill. Euro schwer, eine weitere Runde ist geplant. Außerdem erwägt die Bank, zwei weitere Fonds mit einem Volumen von jeweils 250 Mill. bis 300 Mill. Euro aufzulegen. Details stehen noch nicht fest.Ebenfalls zur Gruppe gehört die Kommunalkredit Public Consulting mit weiteren 86 Mitarbeitern, die von Wien aus zu Klima- und Umweltschutz berät. In Deutschland ist die Kommunalkredit mit einem Dutzend Mitarbeitern nahe der Frankfurter Hauptwache vor Ort. Künftig soll auch die Exportfinanzierung vom Main aus gesteuert werden.Die Finanzziele hat die Bank aber bislang nicht erreicht: Das operative Ergebnis ist mit 22,5 Mill. Euro weit von der Zielmarke von 50 Mill. Euro entfernt. Die Aufwand-Ertrag-Relation, die bereits um die Kosten des Umbaus bereinigt wurde, erreicht mit 68,1 % das Ziel ebenfalls nicht. Die Eigenkapitalrendite lag mit 13,2 % im vergangenen Jahr hingegen bereits im Plan.Die Bank sei offen für Zukäufe, sagte Bankchef Fislage. Als Bieter für die Dexia Kommunalkredit Deutschland unterlag das Haus unlängst gegen die Helaba (vgl. BZ vom 15. Dezember). Auch bei einem Portfolio an Infrastrukturkrediten des US-Mischkonzerns GE kamen die Österreicher nicht zum Zug.